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Ich schnapp' mir einen Mann

Ich schnapp' mir einen Mann

Titel: Ich schnapp' mir einen Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Er
zog die Tür hinter sich zu und legte die Tüten mit seinen Einkäufen
aufs Bett.
    »Du doch nicht!«, sagte Flora strahlend.
    »Da bin ich aber froh.«
    »Hast du alles gekriegt?«
    »Camcorder, Fernglas, Tonband, Tasche«, zählte Anton auf. »Und
Nussecken. Damit du bis heute Nachmittag nicht verhungerst.«
    Flora errötete. »Das ist nett von dir. Vielen Dank.«
    Während der nächsten Stunde übten sie mit
Camcorder und Umhängetasche Versteckte Kamera bis zum Profistatus, dann
verließen sie verkleidet das Hotel, stiegen in den Trabi und fuhren
ziellos in der Gegend herum. Flora hatte behauptet, dass sie Verdacht
erregten, wenn sie die ganze Zeit im Hotelzimmer herumlungerten. Anton
hatte sich murrend gefügt; er hätte in der ihnen verbleibenden Zeit
gern noch an seinem Schriftsatz gefeilt, der langsam, aber sicher eine
gefällige Gestalt annahm.
    Mittags versorgten sie sich mit Pommes frites und Hamburger
zum Mitnehmen vom Burger King, und anschließend kutschierten sie mit
dem Trabi weiter herum, bis die Zeit des Schalterschlusses in der Bank
näher rückte. Sie parkten in sicherer Entfernung der Bankfiliale, an
einer Stelle, die sie vorher ausgekundschaftet hatten, auf dem von
Hecken umwachsenen Kundenparkplatz eines Gemüseladens, der
Betriebsferien hatte. Von dort aus konnten sie den Hintereingang des
Gebäudes im Auge behalten, ohne selbst allzu sehr aufzufallen.
    Anton beobachtete mit dem Fernglas die Rückseite der Bank.
Flora nagte an ihren Fingernägeln. Sie hatte den Laptop mitgenommen, um
sich die Wartezeit mit Schreiben zu verkürzen, doch wie sich rasch
herausgestellt hatte, war sie nicht in der Lage gewesen, auch nur eine
einzige gescheite Zeile zu fabrizieren. Florinda fehlte es völlig am
gewohnten Witz und der üblichen Schlagfertigkeit. Es hätte keine halbe
Seite gedauert, bis sie in den Krallen des Albino gelandet wäre.
    »Siehst du was?«, fragte sie aufgeregt, zum hundertsten Mal,
wie es Anton schien.
    »Noch nicht«, antwortete er, weit geduldiger, als ihm zumute
war. Er durfte sie auf keinen Fall durch unwirsche Töne aus der Fassung
bringen. Alles hing davon ab, dass sie die Nerven und eine ruhige Hand
behielt.
    Jetzt musste es jeden Augenblick so weit sein. Vor einer
Stunde hatte die Bank ihre Schalter geschlossen. Es konnte nicht mehr
lange dauern, bis die junge Angestellte Feierabend machte. Danach würde
Xavier ganz allein in der Bank sein. Nur noch er und sein Koffer. Oder
vielmehr Antons Koffer.
    Schon beim bloßen Gedanken daran, was sie gleich hier abziehen
würden, wollte Flora schier das Herz aus dem Hals springen vor Panik.
    Der Plan sah vor, dass Anton und Flora Xavier am Hintereingang
abfingen, ihn mit der schieren Übermacht ihrer Erscheinung zurück in
sein Büro drängten (Anton bestand aus kleinlichen strafrechtlichen
Erwägungen darauf, dass diesmal keine Pistole im Spiel sein dürfe) und
ihn dort mit der Tatsache konfrontierten, dass er die Koffer vertauscht
und die Polizei über Antons Rolle bei dem Überfall belogen hatte. Zum
Beweis sollten beide Koffer nebeneinander gelegt und geöffnet werden.
Der Clou des Ganzen war natürlich, dass Flora die Aktion von Anfang bis
Ende auf Video aufnahm. Aus einem kleinen Seitenschlitz der
Umhängetasche heraus.
    Für den Fall, dass Xavier trotzdem alles abstreiten und sich
dumm stellen sollte, hatten sie ebenfalls eine durchschlagende
Strategie geplant: Als mit modernster Kriminalistik bestens vertrauter
Strafverteidiger würde Anton aus dem Nähkästchen plaudern. So würde er
beispielsweise Xavier gegenüber ganz beiläufig fallen lassen, dass es
für das kriminaltechnische Labor eine Kleinigkeit sei, gewisse
Körperspuren an den Banknoten sicherzustellen, die mit dem genetischen
Fingerprint eines bestimmten männlichen Bankbediensteten zu
neunundneunzig Komma neun neun Prozent übereinstimmten. Spätestens hier
würde Xavier weinend zusammenbrechen und alles auf Video gestehen.
    Womit sie ihr erstes und vordringlichstes Problem gelöst
hätten.
    Das Geld wäre wieder da, zusammen mit Xaviers Geständnis, und
Anton damit zugleich aus dem Schneider. Er könnte seine gesamte, frisch
zurückgewonnene Reputation darauf verwenden, mit den
Ermittlungsbehörden und der Justiz für seine Mandantin Flora
Zimmermann, die sich aus gesundheitlichen und mutterschutzbedingten
Gründen vorläufig weiterhin an einem unbekannten Ort aufhielt, faire
Prozessbedingungen auszuhandeln – wozu unter anderem gehörte,
dass sie sofort vom

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