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Ich schnapp' mir einen Mann

Ich schnapp' mir einen Mann

Titel: Ich schnapp' mir einen Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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der
voraussichtliche Entbindungstermin.
    Auf dem Foto selbst war der Fötus im Profil zu sehen. Anton
wollte es zuerst gar nicht glauben, doch anscheinend gab es das
wirklich: Das Baby lutschte tatsächlich am Daumen! Er fragte sich, ob
es das auch tun würde, wenn es erst geboren war. Soweit er wusste,
lutschte nicht jedes Kind am Daumen. Manche waren regelrecht süchtig
danach, andere wiederum schienen keinerlei Gefallen daran zu finden. Er
selbst hatte nicht Daumen gelutscht. Seine ältere Schwester dagegen
schon. Wovon es wohl abhing, dass ein Kind zum Daumenlutscher wurde?
    Anton merkte, dass er sich auf einmal brennend für Themen
interessierte, die er besser links liegen ließ. Es führte zu nichts,
wenn er erst anfing, sich mit diesem Kinderkram zu beschäftigen.
    Dabei war er sich selbst gegenüber durchaus ehrlich. Es hatte
keinen Sinn, abzustreiten, dass sich gewisse atavistische Gefühle in
ihm regten, wenn er Floras Bauch betrachtete. Oder jetzt dieses Foto
ansah. Beschützerinstinkte wurden in ihm wach und drängten ihn dazu,
Flora gegenüber eine Haltung einzunehmen, die der Situation nicht
angemessen war. Verstärkt wurden diese Anwandlungen noch durch den
unleugbaren Umstand, dass sie als Frau auf ihn höchst anziehend wirkte.
    Für ihn galt es jedoch, keinen Moment aus den Augen zu
verlieren, in welch auswegloser Situation sie beide sich befanden, wie
erdrückend die Beweislage gegen sie war und wie schwierig es sein
würde, die richtigen Methoden zur richtigen Zeit anzuwenden –
und dabei nie zu vergessen, dass sie die ganze Zeit mit einem Bein im
Gefängnis standen. Es war nicht nur eine Frage der Taktik, sondern auch
des Timings. Jeder falsche Schritt konnte der Letzte sein. Dazu kam das
Problem der bevorstehenden Niederkunft. Entweder sie schafften es bis
dahin – oder gar nicht mehr. Es gab keine Verlängerung und
keinen zweiten Versuch.
    Anton legte das Foto auf Floras Nachttisch und knipste das
Licht auf ihrer Seite aus. Auch für ihn war es höchste Zeit zu
schlafen. Er gähnte und kratzte sich in der Leiste. Die Flöhe hatten
sich zum Glück als Allergie entpuppt, vermutlich gegen Heu. Oder Jute.
Was auch immer es war, es ließ bereits nach. Er wünschte, das ließe
sich von seinen Sorgen auch behaupten, doch die wurden immer schlimmer,
je länger er darüber nachdachte. Als er sich neben Flora ins Bett legte
und einen Teil der Decke über sich zog, fühlte er das Gewicht der
Verantwortung auf sich lasten wie einen Mühlstein.
    Später wurde er wach, wie in der letzten Nacht mit der Hand
auf Floras Bauch. Wieder spürte er die Bewegungen des Kindes. Diesmal
ließ er die Hand länger liegen. Er strich sogar verstohlen ein-,
zweimal über die warme Rundung und wünschte dem Baby insgeheim alles
Gute. Flora merkte ja nichts davon.
    Doch da täuschte er sich. Flora war hellwach. Sie starrte ins
dunkle Zimmer, fühlte die Hand auf ihrem Bauch und hatte schreckliche
Angst vor der Zukunft.

Trau,
schau wem
    A m nächsten Morgen bestellte Flora
telefonisch beim Zimmerservice ein gewaltiges Frühstück (»Stellen Sie's
einfach vor die Tür!«) und besprach beim Essen an dem kleinen runden
Tisch vorm Fenster mit Anton die näheren Einzelheiten des Plans. Flora
hatte Mühe, ihre Einwürfe und Vorschläge an den passenden Stellen
anzubringen, da Corn-flakes, Rührei, Croissants, Brötchen, Saft, Tee,
Marmelade, Joghurt und Obst einen Großteil ihrer Aufmerksamkeit
forderten.
    Entsprechend lange dauerte es, bis die Angelegenheit zu ihrer
beider Zufriedenheit durchdiskutiert war. Danach machte sich Anton,
verkleidet mit Schirmmütze, Sonnenbrille und Windjacke, auf den Weg, um
diverse Gegenstände zu besorgen, die sie für die Durchführung ihres
Vorhabens noch benötigten.
    Flora schrieb eine Weile an ihrem Roman weiter, nahm dann ein
ausgedehntes Bad und übte sich anschließend auf dem Bett in
Schwangerschaftsgymnastik. Dabei sah sie fern und stellte fest, dass
sie und Anton auch heute wieder das Thema des Tages waren. Welches
Programm sie auch einschaltete – die Sender überboten einander
darin, Aktuelles vom Anwalt und der Mutter zu bringen.
    Der gerade laufende Kanal zeigte einen Zusammenschnitt der
Bilder des vergangenen Tages. Als Erstes wurde eine Totale der Kanzlei
Schnellberger eingeblendet, dann erschien Schnellberger höchstselbst;
er stieg gerade aus seinem vor der Kanzlei geparkten Nobelschlitten,
gefolgt vom minipligelockten Kollegen Heimschröder, der, wie Flora im
Steakhaus

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