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Ich sehe was, was du nicht siehst

Ich sehe was, was du nicht siehst

Titel: Ich sehe was, was du nicht siehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Diaz
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sie an. »Ihr Haus ist heute durchsucht worden. Die Polizei hat ein Pillendöschen mit Maxiodaron gefunden. Der Pathologe ist zu dem Medikament befragt worden, und laut seiner Aussage kann der Wirkstoff zusammen mit Digoxin tatsächlich die Art Muster auf dem EKG ergeben, die er in den Aufzeichnungen gefunden hat. Außerdem kann es einen Herzinfarkt hervorrufen.« Er ließ den Bericht sinken. »Auf dem Döschen sind Ihre Fingerabdrücke sichergestellt worden.«
    Pierce wartete darauf, dass Madison wütend wurde, aufsprang und beteuerte, dass es sich um untergeschobenes Beweismaterial handelte, doch sie sagte kein Wort. Stattdessen verkrampfte sie die Hände in ihrem Schoß und wich seinem Blick aus.
    Was zur Hölle hatte das zu bedeuten?
    »Falls Sie irgendeine Idee haben, wie die Computerrecherchen und ihre Fingerabdrücke auf dem Tablettendöschen zu erklären sind, wäre das hilfreich.« Alex nahm den Stift in die Hand und wartete.
    Pierce beobachtete sie, und je länger sie schwieg, desto alarmierter wurde er. »Alex, würdest du uns eine Minute allein lassen?«, sagte er schließlich.
    Alex warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Wenn wir heute noch einen Richter erreichen wollen, haben wir nicht viel Zeit …«
    »Nur fünf Minuten.«
    »Also fünf Minuten. Aber nicht eine mehr.«
    Alex stand auf und schloss die Tür hinter sich.
    Schließlich hob Madison den Kopf. Pierce hörte nicht auf, sie zu beobachten, und wartete. Ihre Augen waren ausdruckslos und ihr Gesicht geisterhaft blass. »Ich war diejenige, die diese Internetrecherchen durchgeführt hat. Und die Fingerabdrücke auf dem Pillendöschen sind von mir.«

22
    Von all den unfassbaren Dingen, die Madison hätte sagen können, war dies das Letzte, was Pierce erwartet hatte. Ungläubig starrte er sie an, wie sie dort neben ihm am Konferenztisch saß. Hatte er richtig gehört? Er musste sie einfach missverstanden haben, aber das ungute Gefühl in seiner Magengrube sagte ihm das Gegenteil.
    Er drehte sich zu ihr herum, damit er ihr in die Augen sehen konnte, wobei seine Knie gegen ihren Stuhl stießen. »Was sagst du da?«
    Immer noch wich sie seinem Blick aus. Dann schluckte sie und rückte den Stuhl zurück, um ihm in die Augen sehen zu können. Ihre Knie berührten sich, und als sie ihn anblickte, durchzuckte ihn nackte Angst – Angst um Madison und ihre Zukunft, denn ihre niedergeschlagene Miene sagte ihm, dass er sie
nicht
missverstanden hatte.
    »Die Fingerabdrücke sind von mir. Und ich war auch diejenige, die die Recherchen auf meinem Computer durchgeführt hat.«
    Tausend Fragen schossen ihm durch den Kopf, doch am Ende blieb nur eine einzige übrig, eine, die so furchtbar war, dass er sie nicht über die Lippen brachte.
    Hast du deinen Vater getötet?
    Doch kaum hatte er diese Worte gedacht, schob er sie beiseite, verbannte sie in den hintersten Winkel seines Gehirns und schloss sie dort ein, um sie nie wieder hervorzuholen. Er würde er ihr diese Frage nicht stellen, er konnte es nicht. Er würde ihr damit zu sehr wehtun, und er brauchte sie ihr auch nicht zu stellen, denn er kannte die Antwort bereits.
    Die Liebe, die in ihren Augen leuchtete und die Art, wie ihre Stimme weich wurde, wenn sie von ihrem »Daddy« sprach, passten nicht zu einer Tochter, die ihren Vater umgebracht hatte. Es gab eine andere Erklärung.
    Es musste einfach so sein.
    Tränen schimmerten in ihren Augen, und ihr Gesicht war angespannt, als sie ihn ansah. »Willst du mich nicht fragen, ob ich meinen Vater umgebracht habe?«
    Ihre Stimme war voller Abwehr und Vorwurf, und gleichzeitig lagen darin Schmerz und die Angst, dass er ihr solch eine Tat zutrauen könnte. So wie er sie am vergangenen Tag behandelt hatte, ihrer Version der Ereignisse misstraut und sie mit Fragen bombardiert hatte, konnte er ihr diese Ängste nicht verübeln.
    »Ich brauche dir diese Frage nicht zu stellen, ich kenne die Antwort schon. Du hast deinen Vater nicht ermordet.«
    Bei dem überraschten und erleichterten Ausdruck, der über ihr Gesicht huschte, schämte er sich noch mehr für sein Verhalten.
    »Mads, du hast mich von Anfang an belogen und mir eine Menge Dinge verheimlicht. Ich will dir helfen. Aber das geht nur, wenn du ehrlich zu mir bist. So läuft das nun mal. Du musst mir alles sagen – das ist der einzige Weg, um diese Sache zu überstehen.«
    Ihre Oberlippe zitterte, und sie schloss die Augen. Eine Minute verging, und immer noch sagte sie kein Wort.
    Er streckte die Hand nach ihr

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