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Ich sehe was, was du nicht siehst

Ich sehe was, was du nicht siehst

Titel: Ich sehe was, was du nicht siehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Diaz
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stellte die Tabletten zurück auf den Küchentresen, spülte und trocknete Schneidebrett und Messer ab und ging dann zurück zum Tisch.
    Er fing an, die verschiedenen Tabletten zu nehmen, immer zwei gleichzeitig, wobei er sie jeweils mit einem Schluck Wasser herunterspülte.
    »Das sind ganz schön viele Medikamente. Müssen Sie die jeden Tag nehmen?«
    »Ja, für die neueste Studie, an der ich teilnehme. Manche Behandlungen sind schlimmer als andere.« Er zuckte mit den Schultern. »Keines der Medikamente hilft mir längerfristig. Es geht mir immer schlechter.«
    »Schlechter? Inwiefern?«
    Austin deutete auf den Rollstuhl. »Der ist neu. Vor der letzten Behandlung konnte ich noch laufen … hin und wieder jedenfalls. Die Lähmung ist eine Nebenwirkung der Medikamente. Wahrscheinlich ist sie nur vorübergehend. Ich fange an, mich zu fragen, ob die potenzielle Verbesserung meines Zustands das Risiko wert ist. Aber die Ärzte sind überzeugt davon, dass die Wirkstoffe langfristig Erfolge zeigen werden, so wie bei anderen Krankheiten auch. Wenn alles gut geht, müsste ich den Rollstuhl in ein paar Monaten wieder los sein.«
    Sie sah auf seine Beine. »Sie sind gelähmt wegen dieser Tabletten?«
    »Jep. Ich spüre absolut nichts. Alex hat Angst, dass ich mich verbrenne und es nicht einmal bemerke. Ich bin mir sicher, dass er mich auch deswegen ins Haus geschickt hat. Er will mich vom Grill fernhalten.« Er grinste. »Verdammt, vielleicht sollte ich mich absichtlich verbrennen, um ihn ausrasten zu sehen.«
    »Sehr reif.«
    Austin grinste noch breiter.
    »Das klingt fast so, als wäre die Heilung schlimmer als die Krankheit.«
    Er wurde wieder ernst. »Manchmal ist sie das.«
    »Wie sieht die Prognose aus?« Als er die Augenbrauen hob, beeilte sie sich, sich zu entschuldigen. »Tut mir leid, ich sollte nicht so neugierig sein.«
    Er schüttelte den Kopf. »Schon okay. Sie haben mich überrascht – die meisten Leute vermeiden es, meinen Rollstuhl anzuschauen oder Fragen zu stellen. Sie tun so, als wäre alles in bester Ordnung.« Er trank einen Schluck Wasser. »Die Ärzte wissen nicht genau, wie die Prognose aussieht. Es gibt nicht genug Leute auf der Welt, die dieselbe Krankheit haben, deshalb ist es schwer, Vorhersagen zu machen. Vielleicht bauen meine Muskeln immer weiter ab, und ich werde komplett pflegebedürftig. Oder mein Zustand stabilisiert sich, und ich kann ein langes, relativ gesundes Leben führen. Sie wissen es einfach nicht.«
    »Das muss unglaublich frustrierend sein.«
    Austin legte den Kopf schief und musterte sie eingehend. »Sie sind überhaupt nicht so, wie ich Sie mir vorgestellt habe.«
    »Was haben Sie denn erwartet?«
    »Sie wissen schon, ein Partygirl, das meinen Bruder fallen gelassen hat, um sich ins New Yorker Nachtleben zu stürzen.«
    Die Hitze stieg ihr in die Wangen und sie sprang auf.
    »Warten Sie einen Moment«, sagte er. »Okay, okay, ich gebe zu, das war ungerecht. Ich hätte das nicht sagen sollen. Gehen Sie nicht.«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Und warum?«
    Er deutete auf seinen Rollstuhl. »Weil ich ein Krüppel und einsam bin?«
    Er schaute sie mit Dackelblick an und sah dabei so albern aus, dass sie losprustete.
    »Na gut. Aber keine weiteren Beleidigungen.«
    Sie ließ sich wieder auf den Stuhl fallen.
    »Das waren übrigens meine Worte und nicht die von Pierce«, sagte er. »Pierce war viel diplomatischer, als er uns erzählt hat, warum Sie sich von ihm getrennt haben.«
    »Ich will nicht mehr darüber sprechen.«
    »Wie heißen sie?«
    »Wie bitte?«
    »Die Männer, mit denen Sie sich nach Pierce getroffen haben. Das haben Sie doch zu Pierce gesagt.« Er hob die Hände und malte Gänsefüßchen in die Luft. »Dass Sie ›neu anfangen‹ wollten.« Er ließ die Hände sinken. »Was ist das Problem? Können Sie nicht so schnell ein paar Männernamen erfinden, um die Frage zu beantworten?«
    »Natürlich kann ich Ihre Frage beantworten.« Sie errötete, als ihr klar wurde, wie das klingen musste. »Ich habe mich mit mehreren … ähm, sehr netten Männern getroffen.« Sie wedelte mit den Händen und versuchte verzweifelt, sich einen Namen einfallen zu lassen, irgendeinen. »Da gab es … John und äh, natürlich Mike.«
    »Haben John und Mike auch Nachnamen?«
    »Ich bin ins Haus gekommen, um Ihnen zu helfen und nicht, um Spielchen zu spielen.« Sie rückte wieder den Stuhl nach hinten, um aufzustehen.
    Doch gerade, als sie sich erheben wollte, griff Austin nach

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