Ich sehe was, was du nicht siehst
die Stirn und ging zum Sofa hinüber.
Tessa würdigte ihn demonstrativ keines Blickes. Sie sah zu Hamilton, der dem Gespräch fasziniert gelauscht hatte. »Wenigstens auf dem Papier war Damon McKinley ein vorbildlicher Staatsbürger, der keinen Vorteil daraus ziehen konnte, seinen eigenen Tod vorzutäuschen. Madison dagegen hatte viel zu gewinnen. Sie ist erst durch das Erbe ihres Vaters zu Geld gekommen. Ihr Ehemann hatte eine Million Dollar auf der Bank, als er starb, Geld, das Madison geerbt hat.«
Pierce sah von Tessa zu Hamilton. »Ihr beide seid also davon überzeugt, dass Damon ein guter Mensch ist.«
»Ich nicht.« Matt verschränkte die Arme vor der Brust und warf Tessa einen bösen Blick zu.
»Dass er ein guter Mensch
war«,
korrigierte sie, ohne Matt zu beachten. »Er ist tot.«
»Ich gehe schon davon aus, dass eine Frau ihren eigenen Ehemann erkennt«, sagte Pierce. »Und Madison hat gesagt, dass der Mann im Park ihr Ehemann war. Ich glaube ihr.«
»Am Anfang, als sie vermisst wurde, waren Sie sich da nicht so sicher«, meinte Hamilton.
»Inzwischen schon.«
»Warum? Was hat sich geändert?«
»Sie ist jetzt seit vierundzwanzig Stunden weg, das hat sich verändert. Sie hätte sich längst bei mir gemeldet, wenn ihr nichts zugestoßen wäre. Sie würde mich nicht wissentlich durch die Hölle gehen lassen.« Kaum, dass er die Worte ausgesprochen hatte, presste er die Lippen aufeinander. Angesichts von Tessas mitleidiger Miene wünschte er, er hätte nie um Hilfe gebeten.
»Welchen Grund könnte Damon haben, sie zu belästigen?« Tessas Stimme klang sanft und zögernd, als befürchtete sie, dass er kurz vor dem Zusammenbruch stand.
»Ich weiß es nicht, zumindest noch nicht. Ich möchte nur, dass ihr alle ein paar Dinge im Hinterkopf behaltet: Erstens, Madison ist genauso unschuldig und eine genauso vorbildliche Staatsbürgerin, wie Damon zu sein scheint. Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass sie ein falsches Spiel spielt.« Bei diesen Worten blickte er Hamilton direkt in die Augen.
Hamilton nickte widerwillig. »Einverstanden.«
»Zweitens, lasst uns einmal davon ausgehen, dass Madison recht hat und es wirklich Damon ist, der hinter den Ereignissen steckt, seit sie nach Savannah gekommen ist. Es könnte durchaus sein, dass er ein Motiv verfolgt, das wir einfach noch nicht kennen. Dahinter steckt mehr, als man auf den ersten Blick sieht. Denkt an all die Widersprüche. Es gibt keine Fotos von Damon. Tessa, woher willst du ohne Fotos wissen, dass der Mann, über den du Nachforschungen angestellt hast, tatsächlich Damon ist?«
»Daran arbeite ich noch«, sagte Tessa.
»Du hast erwähnt, dass er unter gesundheitlichen Problemen litt«, sagte Pierce.
»Damon hatte mehrere medizinische Probleme. Nichts wirklich Ernstes, aber in einem Artikel aus der Zeitung seiner Heimatstadt steht, dass er regelmäßig zum Arzt ging und Medikamente einnehmen musste.«
»Das hat Madison nie erwähnt.«
Tessa sah ihn stirnrunzelnd an. »Wirklich nicht?«
»Nein. Hast du bei seinen New Yorker Ärzten Unterlagen zu seiner Krankheitsgeschichte gefunden?«
»Bisher noch nicht. Ich habe nichts, was einen Durchsuchungsbefehl rechtfertigt, also kann ich womöglich nicht mal nachweisen, wer ihn behandelt hat.«
»Könnte ich eine Kopie von der Akte haben?«, fragte Hamilton.
»Selbstverständlich.«
»Auf diese Weise finden wir Madison nie«, sagte Pierce. »Bist du sicher, dass du allen Hinweisen nachgegangen bist? Jemand muss doch gesehen haben, wie der Wagen vom Parkplatz gefahren ist. Welche Richtung hat er eingeschlagen?«
»Ich habe keine Ahnung. Bei der auffälligen Farbe ist es wirklich merkwürdig, dass ich niemanden finden konnte, der das Auto hat wegfahren sehen.«
»Und trotzdem haben mehrere Augenzeugen beobachtet, wie das Auto auf den Parkplatz fuhr, und sogar die Kamera hat die Ankunft festgehalten – praktischerweise mit guten Aufnahmen vom Autokennzeichen«, schaltete sich Matt ein.
Tessa sah ihn aus halb geschlossenen Augen an, als würde sie seine Anwesenheit nur gezwungenermaßen tolerieren, weil sie es musste. »Zugegeben, man könnte den Eindruck bekommen, jemand hätte es absichtlich so eingefädelt, dass es Augenzeugen für Madisons Ankunft im Motel gab.«
»Richtig«, unterbrach Pierce. »Und beim Verlassen des Motels ist der Wagen über eine unbekannte Route gefahren – vielleicht eine Seitengasse, um Augenzeugen und Kameras zu vermeiden.«
»Ein abgekartetes Spiel«, sagte
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