Ich sehe was, was du nicht siehst
Wenn jemand imstande war herauszufinden, was sich wirklich in dem Motel zugetragen hatte, dann war das Tessa.
Oder Logan.
Logan war der beste Ermittler, den Pierce jemals getroffen hatte. Er sah sich eine Reihe scheinbar zusammenhangloser Fakten an, erkannte das Muster und brachte schließlich die verborgene Wahrheit ans Licht, die hinter allem steckte.
Pierce warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Logan hatte am vergangenen Abend von Italien aus einen Flug nehmen wollen, aber zuerst musste er noch seine Frau zu seiner Mutter und ihrem neuen Mann begleiten. Er hatte nicht gewollt, dass seine frisch angetraute Gattin ihn nach Savannah begleitete. Seiner Meinung nach hatte sie bereits zu viel durchgemacht, um schon wieder in so etwas hineingezogen zu werden.
Pierce konnte Logans Haltung verstehen, aber es gefiel ihm nicht, dass es dadurch noch länger dauern würde, bis er ihnen bei den Ermittlungen helfen konnte.
Pierce trank seine Tasse aus, goss Kaffee nach und nahm noch einen Becher für Hamilton mit.
Der Lieutenant nickte dankbar, als Pierce ihm die Tasse hinstellte.
»Warten Sie, bis Sie ihn probiert haben«, sagte Pierce. »Sie ahnen nicht, wie fürchterlich er schmeckt.«
Hamilton lachte, doch er klang erschöpft und seltsam hohl. »Solange es mich wachhält, ist es mir egal, wie er schmeckt. Haben Sie schon etwas von Mrs McKinleys Bruder gehört?«
Pierce setzte sich hin, sodass er Hamilton gegenübersaß. »Als ich das letzte Mal von ihm gehört habe, hatte er gerade einen Flug nach Frankreich gebucht, um seine Frau bei seiner Mutter abzusetzen. Sie müssten im Verlauf der Nacht dort angekommen sein. Inzwischen ist er hoffentlich hierher unterwegs.«
»Ich hoffe, er ist wirklich so gut, wie Sie sagen. Ich weiß nicht mehr weiter.«
»Das ist er.« Bei einem Geräusch an der Tür drehten sie sich um. Alle seine Brüder, ohne Ausnahme, traten ins Zimmer, dicht gefolgt von Alex.
»Ihr solltet nicht hier sein.« Pierce zog einen Sessel beiseite, damit eine Lücke in der Anordnung der Wohnzimmer-Sitzgruppe entstand, in der Austins Rollstuhl Platz fand. »Ihr habt gestern mehr als genug getan, indem ihr bei der Suche geholfen habt. Ihr könnt nicht mehr als ein paar Stunden Schlaf bekommen haben.«
»So scheußlich, wie du heute Morgen aussiehst«, sagte Braedon, »hast du garantiert noch weniger geschlafen als wir.«
Alex sah Braedon missbilligend an. »Matt fand, es sei unsere moralische Verpflichtung, herzukommen. Er möchte, dass wir Madisons Renovierungsarbeiten weiterführen. Er meint, die ganzen Probleme, die B&B bei Madisons Projekt hatte, sollten uns daran hindern, den Garten umzugraben. Er glaubt, dass wir beim Graben etwas Wichtiges finden könnten, das uns bei den Ermittlungen hilft.«
»Darauf hätte ich auch kommen können«, sagte Pierce.
»Wir haben ein Team draußen, das gerade damit anfängt«, sagte Matt. Er ging hinüber zum Lieutenant und setzte sich neben ihn. »Ich möchte wissen, was Sie bisher getan haben, um Madison zu finden.«
Hamilton zog eine Augenbraue hoch und sah zu Pierce hinüber. »Glaubt der Bengel tatsächlich, dass er herausfinden kann, wo sie ist, wenn meine halbe Polizeitruppe erfolglos ist?«
»Anscheinend schon.« Zum ersten Mal seit Madisons Verschwinden lächelte Pierce.
Matt holte die Karte aus dem Vorderzimmer, kehrte ins Wohnzimmer zurück und setzte sich wieder. »Was bedeuten diese roten Kringel?«
Hamilton betrachtete ihn zwar so skeptisch, als wäre er eine giftige Klapperschlange, beantwortete Matts Fragen aber dennoch.
Alex hatte sich inzwischen zu Pierce gesetzt. »Ich habe den Jungs gesagt, dass die Polizei es wahrscheinlich nicht gern sieht, wenn ausgerechnet jetzt Renovierungsarbeiten am Haus durchgeführt werden. Aber ich glaube, in Wahrheit macht ihnen ihre Hilflosigkeit zu schaffen. Wenn man sie weiter an dem Wintergartenprojekt arbeiten lässt, haben sie wenigstens das Gefühl, etwas beitragen zu können.«
»Meinetwegen können sie im Garten weiterarbeiten, solange sie niemandem im Weg sind. Die Polizei ist fast fertig.«
»Lass mich wissen, wenn du meine Hilfe brauchst.« Alex erhob sich. »Kommt, Jungs. Es wird Zeit, dass ihr einem alten Rechtsverdreher beibringt, wie man ein Fundament legt.«
17
Um die Mittagszeit bestellte Braedon bei einem örtlichen Café Lunchpakete. Als alle Sandwiches heruntergeschlungen waren, gingen die Suchtrupps zurück an die Arbeit. Auch im Garten ging es voran, doch obwohl im Rekordtempo an dem
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