Ich soll nicht töten
genug vom Lenkrad zu nehmen, um ihm das Handy zu entreißen. » Hey!«, beschwerte sich Howie.
» Wenn du den Sheriff anrufst, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder er glaubt uns nicht, und wir sind so weit wie zuvor. Oder er schickt tausend Streifenwagen zu Ginny, und das wird den Kerl abschrecken.«
» Und ist es nicht gut, wenn er abgeschreckt wird?«, fragte Howie und griff nach dem Telefon, aber Jazz ließ es zwischen seine Beine auf den Sitz fallen.
» Nein. Wir müssen ihm einen Schritt voraus sein, aber er muss auf demselben Weg bleiben. Verstehst du?«
» Wenn er also denkt, wir wissen nicht Bescheid wegen Ginny…«
» Wenn wir zu ihr kommen, fragen wir sie, ob ihr in letzter Zeit etwas aufgefallen ist. Etwa, dass ein Typ hinter ihr herschleicht. Wenn ja, dann rufen wir den Sheriff an und erzählen ihm, was wir glauben, und er kann sie verdeckt überwachen lassen oder was weiß ich. Wenn nicht, können wir sie immer noch nach anderen Schauspielerinnen mit denselben Initialen in der Stadt fragen. Das geht schneller, als in die Schule einzubrechen, um die Unterlagen durchzusehen.«
» Ah, damit wird auch klar, warum du mich mitgenommen hast und nicht Connie«, brummte Howie. » Immer wenn es illegal wird, muss der gute alte Howie ran.«
Jazz lächelte ihn an. » Dein Leben wäre so langweilig ohne mich, und du weißt es.«
» Okay, wenn du den Kerl nicht abschrecken willst, solltest du vielleicht langsamer fahren. Wenn wir wie die Geisteskranken auf Ms. Davis Parkplatz rasen, wird er sich zusammenreimen, dass etwas nicht stimmt.«
Gutes Argument. Jazz ging vom Gas, und sie legten den restlichen Weg zu Ginny wie jedes andere Auto auch zurück.
Nach Abschluss des Castings für Hexenjagd hatte Ginny die gesamte Truppe zu einer informellen ersten Lesung und zum Kennenlernen zu sich nach Hause eingeladen. Jazz war in der Küche herumgelungert, ihm war nicht wohl dabei, mit so vielen anderen Jugendlichen in der winzigen Wohnung zusammengepfercht zu sein. Er hatte Connie beobachtet, die mühelos von einer kleinen Gruppe zur nächsten pendelte, und bis zum Ende des Abends konnte er dieses Verhalten so gut nachahmen, dass er nicht weiter auffiel. Der Abend war also ein Gewinn für ihn gewesen, und jetzt war er ein doppelter Gewinn, weil er genau wusste, wo Ginny wohnte: in einem kleinen, dreistöckigen Wohngebäude, das wie ein unpassender Legostein zwischen einer chemischen Reinigung und einer Autowaschanlage eingeschoben lag.
Er fuhr auf den Parkplatz und deutete durch die Windschutzscheibe. » Ihr Wagen«, sagte er. » Sie ist zu Hause.« Er stellte den Jeep ab und sah sich rasch um. Auf dem Parkplatz konnte er nichts Auffälliges entdecken. Keine Fahrzeuge mit fremden Nummernschildern. Keine großen Vans oder Kombis, mit denen man eine Leiche abtransportieren konnte.
» Bringen wir es hinter uns«, sagte Howie; er war so nervös, dass Jazz fast lachen musste.
Jazz gab ihm das Handy zurück und zog den Zündschlüssel ab. » Gehen wir.«
Ginny wohnte im dritten Stock. Es gab keinen Aufzug. Dank seiner langen Beine, die ihm erlaubten, drei Stufen auf einmal zu nehmen, war Howie zuerst oben.
» Gewonnen!«, keuchte er und klopfte an die Tür.
» Und was?«
» Das Recht, anzugeben.«
Jazz erwiderte nichts. Sie warteten, dass Ginny an die Tür kam. Sie kam nicht.
» Sie hat dich wahrscheinlich nicht gehört«, sagte Jazz. » Klopf lauter.«
» Ich krieg schnell blaue Flecken«, sagte Howie, als bräuchte Jazz diese Erinnerung.
Er stieß Howie sanft aus dem Weg und klopfte dreimal rasch und kräftig an die Tür– ein Klopfen, das man im Innern der Wohnung nicht überhören konnte.
» Vielleicht ist sie nicht zu Hause.«
» Ihr Wagen steht auf dem Parkplatz. Sie… Warte!«
Jazz legte das Ohr an die Tür.
» Was ist?«
» Psst!« Er bedeutete Howie mit einer Handbewegung zu schweigen und lauschte konzentriert. Aus der Wohnung war etwas zu hören. » Ich höre…«
» Kommt sie?«
Jazz trat einen Schritt zurück und ließ den Blick nach unten, zum Schlüsselloch wandern. War das ein Lichtschein?
Er beugte sich vor und schnupperte, ohne auf Howie zu achten, der gern gewusst hätte, was er da trieb.
Kleber.
Wenn du ungestört sein willst, flüsterte Billys Stimme aus der Vergangenheit, dann musst du dafür sorgen, dass dich niemand stört. Versperr die Türen, die Fenster. Mach es so, dass niemand hineinkann. Hat außerdem den Vorteil, dass die Bullen einbrechen müssen, wenn sie kommen, und
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