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Ich soll nicht töten

Ich soll nicht töten

Titel: Ich soll nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Lyga
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Note an– seine Lippen auf ihren, seine Hände auf ihrer Brust, zwischen ebenjenen Brüsten, die sie noch vor Kurzem an ihn gepresst hatte…
    Die Stille war überwältigend. Billy hatte recht gehabt. Als sie gestorben war, war ein Laut mit ihr gegangen. Erst war etwas von ihr da gewesen, etwas neben seinem Atmen und Stöhnen, als er ihren Oberkörper bearbeitete. Im nächsten Moment war dieses Etwas fort gewesen. Tot, still. Er lauschte der Stille. Die Gefühle, die ihn durchströmten, waren höchst widersprüchlich: Angst, Hoffnung, Trauer, Freude, Lust. Es waren nicht Billy Dents Gefühle, aber es waren auch nicht die eines normalen Menschen.
    Was zum Teufel bin ich?
    Die Stille endete so plötzlich, wie sie begonnen hatte– Sirenen heulten in der Ferne, kamen näher. Howie hatte doch die 911 angerufen.
    Wie viel Zeit war vergangen, seit er Howie nach draußen geschickt hatte? Der Mörder war durch das Fenster geflohen, aber wie weit war er gekommen? Konnte er noch gefasst werden?
    Jazz sprang auf, kletterte auf das Sofa und sah aus dem Fenster, während die Sirenen immer lauter wurden.
    Unten in der Gasse lag eine lange, dürre Gestalt in einer Blutlache, erleuchtet von den Lampen der Autowaschanlage.
    Howie!

20
    Jazz überlegte nicht lange. Er kletterte die Feuerleiter vor dem Fenster hinunter wie ein Affe auf Speed und sprang die letzten zwei Meter auf das Pflaster, wie es der Täter getan haben musste. Wie lange war das her? Wie lange hatte er sich mit Ginny abgemüht?
    Kaum hatte er den Boden berührt, verhallte das Jaulen einer Sirene, und ein Rettungswagen hielt genau vor ihm. Zwei Sanitäter fielen praktisch aus dem Fahrzeug, einer von ihnen trug eine schwarze Tasche.
    Jazz war vor ihnen bei Howie. Er lag mit dem Gesicht auf dem Asphalt und atmete noch. Wo kam das viele Blut her? Er wollte Howie nicht bewegen und alles schlimmer machen, aber er musste es wissen. Im Hintergrund hörte er eine weitere Sirene– die Polizei, die auf den Parkplatz fuhr. Ginny wohnte näher beim Krankenhaus als bei der Polizeistation.
    » Howie, hörst du mich? Howie? Komm schon, Mann. Howie?«
    » Ist er gesprungen?«, sagte der erste Sanitäter, als er herbeigerannt kam und gleichzeitig die Entfernung zum Dach abschätzte. » Was ist los, zum Teufel? Der Anrufer sagte etwas von drittem Stock, aber…«
    » Das spielt jetzt keine Rolle«, unterbrach ihn Jazz. » Er ist Bluter, Typ A…«
    » Langsam, Junge«, sagte der zweite Sanitäter. » In dem Anruf war vom dritten Stock die Rede. Ist das derselbe…«
    » Die Frau im dritten Stock ist bereits tot«, sagte Jazz und riss sich zusammen, so gut er konnte. » Der hier ist ein Bluter. Er braucht…«
    » Kein SOS -Anhänger«, sagte der erste Sanitäter, der bereits neben Howie kniete. Er berührte ihn am Hals. » Puls ist schwach.«
    » Er braucht Gerinnungsfaktor acht«, sagte Jazz. Er schien in Blut zu schwimmen. Erst Ginnys, jetzt Howies. Der zweite Sanitäter stand mit zweifelnder Miene da und deutete auf Jazz’ Hose.
    » Ist das dein Blut? Was ist hier eigentlich los?«
    » Bitte.« Howie hatte bereits eine Menge Blut verloren, und er würde noch mehr verlieren, wenn die beiden nicht endlich etwas unternahmen. Fünf Liter. Fünf Liter waren alles, was er hatte, und es spritzte aus ihm heraus wie aus einer Wasserpistole. Wie um noch alles komplizierter zu machen, kam ein Deputy in die Gasse und bellte etwas in sein Mikro– offenbar kommunizierte er mit einem zweiten Polizisten im Gebäude. Einen Augenblick später folgte ein weiterer Mann– es war Deputy Erickson, nicht in Uniform, sondern mit Jeans und T-Shirt bekleidet. Na großartig. Wo zum Teufel kam der her?
    Aber das war jetzt egal. Alles, was zählte, war Howie. » Bitte, geben Sie ihm einfach eine Dosis…«
    » Junge, der Typ hier trägt keinen SOS -Anhänger, und ich werde ihm nicht einfach…«
    » Er vergisst ihn ständig«, sagte Jazz. In der Zwischenzeit war der zweite Sanitäter zu dem Entschluss gekommen, dass Jazz ebenfalls medizinische Hilfe brauchte, und machte Anstalten, ihm eine Blutdruckmanschette anzulegen. Jazz schüttelte ihn ab. » Er vergisst den Anhänger immer. Glauben Sie mir. Er wird verbluten, wenn Sie nicht…«
    » Wir wissen schon, was wir zu tun haben. Was glaubst du, wer du bist, Junge?«
    Und Jazz rastete aus.
    Er rastete nicht in der Weise aus, wie es ein normaler Mensch tun würde. Ein normaler Mensch würde vielleicht mit den Armen fuchteln, mit den Füßen aufstampfen und aus

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