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Ich soll nicht töten

Ich soll nicht töten

Titel: Ich soll nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Lyga
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du Feigling?
    Er stapfte wieder nach oben. Sah ein letztes Mal nach Gramma. Sie war wirklich hinüber. Besser, er ließ sie einfach auf dem Sofa liegen. Sie würde am nächsten Morgen ein wenig desorientiert sein, doch damit schlug er sich lieber morgens herum als mitten in der Nacht. Also ging er nach oben. Schaltete endlich ein Licht ein, um sich zu waschen und die Zähne zu putzen.
    In seinem Schlafzimmer stöhnte er auf, als er die Uhr sah. Es war Viertel vor vier. In weniger als drei Stunden musste er aufstehen und zur Schule. Vom Schlafmangel abgesehen– die Vorstellung, durch die Korridore dort zu laufen, nachdem alle von Ginny erfahren hatten… während sich herumsprach, dass Jazz dabei gewesen war… Er wusste, wie Tratsch in der Highschool funktionierte: Bis Schulschluss würde die halbe Schülerschaft überzeugt sein, dass Jazz sie in Wirklichkeit umgebracht und es dann vertuscht hatte. Sein Dad … Ihr wisst schon, sein Dad hat ihm beigebracht, wie man ungeschoren davonkommt …
    Sein Dad hatte ihm tatsächlich beigebracht, wie man damit davonkommt. Das war das Schlimme daran.
    Jazz schlüpfte aus seinen Sachen, legte Howies Handy auf den Nachttisch und kroch ins Bett. Starrte an die Decke, auf das Muster aus Grau und Schwarz, das der Mond durch die Fenstergitter warf.
    Hatte er die richtige Entscheidung getroffen, indem er sich ab nun heraushielt? Ja, er war überzeugt davon. Zeit, G. William die Sache in die Hand nehmen zu lassen. Der Sheriff war mehr als tüchtig. Und falls er seinen Rat wünschte, würde Jazz mit Freuden bereitstehen. Aber nur, wenn er gefragt wurde.
    Jazz seufzte müde und drehte sich zur Wand herum… Im nächsten Moment schoss er aus dem Bett, keine Spur mehr müde, und fummelte nach dem Lichtschalter, den er in seiner Hast und Aufregung erst einschaltete, dann aus und dann noch einmal ein, ehe er sich endlich bremste.
    Die Wand.
    Die Wand mit Billys Opfern.
    Jemand hatte » 1, 2, 3, 4« mit einem roten Filzstift über die ersten vier Opfer geschrieben und die Augen zu einem dämonischen Starren ausgemalt.
    Das fünfte Bild– Isabella Hernandez– war mit dicken roten Ringen eingekreist, und über ihrem lächelnden Gesicht stand:
    In Kürze
    Mit freundlicher Genehmigung. Der Impressionist.

23
    Die Polizei beendete gerade ihre Arbeit am Tatort– für Jazz war es sein Haus–, als die Sonne aufging.
    Nach Jazz’ Anruf hatte G. William keine Zeit verloren und war kein Risiko eingegangen; er hatte persönlich ein Team von Technikern zum Haus gebracht. Sie durchsuchten es gründlich, auch in Hinblick auf Abhörvorrichtungen, durchkämmten die Umgebung, befragten die nächsten Nachbarn– die ohne Frage begeistert waren, dass man sie um fünf Uhr morgens weckte, um ihnen Fragen nach » diesem Dent-Haus« zu stellen– und verteilten ungefähr eine Tonne Fingerabdruckstaub auf jede vorstellbare Oberfläche.
    Nichts.
    Jazz saß in der Küche, eine Tasse extra starken Kaffee mit einer wahrhaft unverschämten Menge Zucker für einen zusätzlichen Energieschub vor sich. Gramma war noch vor Eintreffen der Polizei aufgewacht, benommen, aber halbwegs klar; als die Polizei dann da war, beschloss sie allerdings, es sei das Jahr 1957 und sie befände sich auf einem Highschool-Ball. Sie stolzierte in ihrem Nachthemd im Haus herum und klimperte schüchtern mit den Lidern in Richtung der Polizisten, die das Ganze jedoch mit Humor nahmen. Einer von ihnen tanzte sogar einen Charleston mit ihr.
    Jetzt werkelte sie oben in ihrem Schlafzimmer herum, wo sie wahrscheinlich ihr Outfit wechselte oder vielleicht auch ihre ganze Gemütsverfassung. Die Beamten packten ihre Ausrüstung zusammen, als G. William zu Jazz in die Küche kam.
    » Wegen dieser Bilder an der Wand…«
    Jazz seufzte. Er wusste, G. William musste die ersten fünf konfiszieren, die der » Impressionist« beschriftet hatte.
    » Wie lange hängen die schon da?«
    » Seit einem Jahr etwa.«
    » Was ist mit deinem Bildschirmschoner? › Denk an Bobby Joe Long‹. Das war eine Art Serienmörder, oder? Wieso hast du den drauf?«
    » Das war nicht der Killer. Der Bildschirmschoner war schon da, das war ich selbst.« Jazz zuckte mit den Achseln. » Bobby Joe Long war ein Mörder, sicher, aber er hat ein Opfer laufen lassen. Ein Mädchen namens Lisa McVey. Er wusste, sie würde die Polizei zu ihm führen, aber er ließ sie trotzdem gehen. Er konnte nicht anders. Es war ein Zwang. Ich…« Er zuckte wieder mit den Achseln. » Mir gefällt die

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