Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition)

Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition)

Titel: Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eveline Hall , Hiltud Bontrup , Kirsten Gleinig
Vom Netzwerk:
– mir fielen die neuen Tanzschuhe in meinem Koffer ein. Die hatte ich extra für Las Vegas gekauft, mit ganz kleinen Absätzen. Und ich hatte gedacht, ich wäre gut ausgerüstet. Immerhin hatte ich die dicken Haarnadeln dabei, die wir mitnehmen sollten, weil es die in den USA nicht gab. Mein roter Fuchspelzmantel musste auch ins Gepäck. Für Las Vegas war er zwar viel zu heiß, aber im Pariser Winter hielt er mich schön warm.
    Die Visa ließen auf sich warten und mir war das recht. Ich war verliebt in Jelena, meine wunderhübsche tschechische Kollegin. Wir gingen jeden Abend aus und schmiedeten Pläne: »Eveline, ich kaufe ein Auto, wir fahren überall rum. Es wird toll!« Zwei Wochen ging das so und wieder ließ ich mich verführen von der französischen Küche. Ich aß mit Bravour und konnte nicht aufhören, es war einfach zu gut. Mein Magen liebte diese wunderbaren Drei-Gänge-Menüs mit Horsd’œuvre und Dessert und er wollte immer mehr. Wir zogen durch die Restaurants und Bars, erkundeten Montmartre und schauten schwärmend durch die Fenster der alten Häuser. So schwebte ich vierzehn Tage im Glück. Alles wurde uns bezahlt, alle Türen standen offen in der schönsten Stadt der Welt. Es war ein geschenkter Urlaub wie für einen Millionär. Am Ende spürte ich deutlich: Ich hatte keine Lust mehr auf Las Vegas. Ich wollte bleiben.
    Doch es hieß Abschied nehmen. Auch von meiner Jelena, die ihr Visum nicht bekam und heulend in unserer Mitte saß. Wir zwölf Mädchen – Showgirls, Solistinnen und ich als einzige Bluebell – wurden in die kleine Air-France-Maschine gepfercht. Erst ging es nach L. A., dann weiter nach Las Vegas, in dieses grelle Wüstennest.
    Der Empfang am Flughafen konnte meine Stimmung nicht bessern. Ärzte untersuchten uns akribisch, damit wir keine Krankheiten einschleppten. Dann bekamen wir einen Haufen Papiere, auf einem stand unsere amerikanische Sozialversicherungsnummer. Hätte ich damals geahnt, dass diese paar Ziffern mir vierzig Jahre später eine hübsche kleine Zusatzrente bescheren würden – ich hätte mitten im Airport Pirouetten gedreht. So aber ließ ich mich widerwillig zum Stardust chauffieren, diesem gigantischen Hotel, vor dessen Einfahrt sich ein Modell des Sonnensystems auf einer Säule drehte. Das Stardust war damals mit über tausend Zimmern und zweitausend Parkplätzen das zweitgrößte Hotel in der Stadt und betrieb im Erdgeschoss ein riesiges Kasino. Hunderte Menschen spielten an den Tischen Blackjack, Poker, Roulette. Der Teppich war in allen Farben gemustert, das Durcheinander von Leuten, Karten, Lichtern und Chips machte mich schwindelig. Es war zu voll und eng, um mittendurch zu gehen. Wir liefen also außen herum, vorbei an vielen Coffeeshops und Restaurants, wo man essen konnte, was immer man wollte: amerikanisch, mexikanisch, polynesisch, chinesisch, italienisch.
    Unsere Zimmer sollten wir teilen und ich tat mich mit Yvonne zusammen, einer wunderschönen Polin mit blasser Haut und wenig Busen. Sie tanzte oben ohne und ich war hingerissen von ihr. Yvonne hatte einen Hund, den sie abgöttisch liebte und den sie dank zahlloser Formulare und einer Quarantäne tatsächlich mitbringen durfte. »You can stay with me, Klopsch«, sagte sie nur.
    Am nächsten Morgen um zehn gingen wir gleich zur Probe. An Eingewöhnen war nicht zu denken, denn wir hatten in Paris schon eine Woche verloren. Ich trat in einen riesigen Showroom, sechsmal so groß wie der in Paris und ohne jeden Charme. Er war eiskalt und einfach nur grässlich. Von der Bühne schauten wir auf den Zuschauerraum mit Tischen und Stühlen für fast zweitausend Leute hinunter. An einem der Tische, hinter einer Lampe, hockten die Bonzen und beobachteten uns: Miss Bluebell, der Chef des Stardust und die Organisatoren. Zwei Choreografen lösten sich ab, jeder hatte seine Ideen und probierte sie mit den Tänzerinnen aus.
    Dann kamen wir Bluebells an die Reihe, die frischen Mädchen und jene, die schon länger dabei waren. Alle in einer Reihe aufstellen, nebeneinander! Es ging zu wie beim Kommiss. Sie machten keinen Unterschied zwischen den Neuen und den Erfahrenen. Wir mussten einzeln vortreten, unseren Namen sagen, woher wir kamen, und dann wieder zurücktreten ins Glied. Ich war fast die Letzte, stand da mit meinen falschen Schuhen neben den anderen auf ihren hohen Hacken und spürte nur zu gut die Pfunde, die ich mir angefuttert hatte. Caren from England fing an, dann kam Marcelle from France und

Weitere Kostenlose Bücher