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Ich töte lieber sanft (German Edition)

Ich töte lieber sanft (German Edition)

Titel: Ich töte lieber sanft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George V Higgins
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dann sagt er, er muss jetzt irgendwohin, aber ich kann ja mitkommen, vielleicht krieg ich da was Schönes zu sehen.
    Wir gehen also zu einer Wohnung, und da liegt Geld herum. Alles Zwanziger. Prima Arbeit. Ich hätte was von dem Zeug kaufen können. Für tausend hätte ich zwanzigtausend gekriegt. Und ich sage dir: prima Arbeit. Kann man gegens Licht halten und alles.«
    »Ruf den Typen an«, sagte Amato, »und wünsch ihm gute Reise. Sie werden ihn schnappen. Er soll mit dem ersten Zwanziger in den nächsten Drugstore gehen und sich eine Zahnbürste kaufen. Die wird er nämlich brauchen.«
    »Irrtum, John«, sagte Frankie. »Das Zeug ist richtig gut. Das Papier ist gut, die Tinte ist gut, die Farben sind gut. Ich sage dir, ich hab mir die Dinger genau angesehen. Der Typ, der die gemacht hat, sollte damit zur Regierung gehen. Die sind besser als die echten Scheine.«
    »Der Typ ist Chubby Ryan«, sagte Amato.
    »Kenn ich nicht«, sagte Frankie.
    »Kannst du auch nicht«, sagte Amato. »Er ist in Atlanta und hat zehn Jahre für seine prima Arbeit kassiert. Ist das nicht witzig? Und soll ich dir mal was sagen? Du hast recht – es ist wirklich prima Arbeit. Beinah perfekt. Nur: Chubby versteht zwareine Menge vom Drucken und so, aber er hat leider überhaupt kein Hirn im Kopf. Genau wie dein Freund, der seine Hunde knutscht. Er ist in Ordnung, er hat bloß keine Ahnung. Typen wie der, die Typen, mit denen du immer rumhängst, sind die Einzigen, die noch blöder sind als Chubby. Denn das Einzige, wozu das Zeug – abgesehen vom Arschabwischen – taugt, ist, es Leuten wie dir anzudrehen. Leuten, die es nicht besser wissen, die keine Ahnung haben, was passiert, wenn sie rausgehen und die Scheine unters Volk bringen. Darum ist es ja auch so billig.
    Weißt du, was damit los ist?« sagte Amato. »Ich werds dir verraten. Chubby ist damit rausgefahren zum Wonderland. Er hat eben nichts im Hirn. Er dachte, das Zeug ist so gut, dass ers allein unters Volk bringen kann. Er war so stolz auf das Zeug, das er da gedruckt hat, dass er gedacht hat, er fährt raus zum Hunderennen und setzt eine ganze Partie um. Und das hat er dann auch gemacht. Er hat ungefähr zehntausend umgesetzt, ganz allein, an einem einzigen Abend. Fünfhundert von diesen verdammten wunderschönen Scheinen, und auf jedem davon stand dieselbe verdammte Nummer.
    Und es ist ja so: Die Leute auf der Hunderennbahn, die sind natürlich allesamt komplett dämlich, stimmts? Wissen wir ja. Die sind so dumm, wie sie lang sind. Die sind noch nie auf die Idee gekommen, dass man auf so einer Hunderennbahn prima Geld waschen kann. Nie im Leben. Darum sagen sie den Kassierern in den Wettbüros auch nicht, dass sie auf Falschgeld achten sollen. Und darum fällt den Kassierern überhaupt nichts auf, als Chubby auftaucht und mit Zwanzigern um sich wirft wie ein Verrückter, überhaupt nichts. Und darum sind auch bloß ungefähr neunhundert Wachmänner und Bullen und Secret-Service-Typen da, als Chubby seine Wetten fürsachte Rennen platzieren will. Und weißt du, was er gesagt hat? Sie lesen ihm seine Rechte vor – dass er kein Wort sagen muss –, und wenn er das bis dahin nicht so wusste, wie er es hätte wissen sollen, dann weiß er es jetzt. Sie sagen ihm, dass er wegen Falschmünzerei dran ist. Und er sieht sie an und sagt: ›Scheiße, ich hab sie in Kaffee gewaschen. Die sehen doch überhaupt nicht mehr neu aus.‹
    Und weißt du, was er dann gemacht hat? Er darf telefonieren, also ruft er Mike an. Und Mike sagt ihm, er soll die Klappe halten. Dann fährt er hin. Er kennt die Bullen, und als er reinkommt, lachen sie sich alle kaputt, und er ahnt schon so was. ›Was ist los?‹ fragt er, und sie zeigen ihm die Aussagen und Protokolle. Und dann geht Mike zu seinem Mandanten. Er geht in die Zelle und sieht Chubby an, und Chubby sagt: ›Mann, bin ich froh, dich zu sehen!‹ Und weißt du, was Mike sagt? Er sieht ihn an und sagt: ›Chubby, diesen juristischen Rat kriegst du umsonst: Du solltest dich schuldig bekennen.‹ Und dann geht er wieder raus.
    Siehst du«, sagte Amato, »das ist das Problem, das man heutzutage hat. Man hat Leute, die was erledigen können, aber noch nicht mal wissen, dass sie kein Hirn im Kopf haben. Sie haben keine Fantasie. Sie sehen irgendwas, das irgendwie gut aussieht, und was anderes fällt ihnen dann nicht ein. Es ist aber leider so, dass das fünfhundert anderen Leuten auch schon eingefallen ist, sodass mittlerweile
jeder
weiß, was los ist,

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