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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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gekommen war, hatte er das Handy ausgeschaltet, das er im Übrigen auch sonst kaum benutzte. Er ließ es fast immer in einer Schublade im Apartment im Parc Saint-Roman liegen.
    Frank stand vom Schreibtisch auf, sammelte die Fotos ein, die er gerade angeschaut hatte, und zog die Kassette aus dem Rekorder. Er nahm sie mit.
    »Gibt es da unten eine Möglichkeit, die Kassette anzuschauen?«
    »Ja, es ist alles da.«
    Sie gingen hinaus, durchquerten schweigend die Flure und betraten die Treppe nach unten. Franks Miene war wie versteinert. Sie stiegen zu Fuß bis ins Untergeschoss hinab und gingen dort denselben Weg zurück, den sie oben genommen hatten. An der vorletzten Tür auf der rechten Seite angekommen, klopfte Morelli vorsichtig an.
    »Herein«, hörten sie von drinnen rufen.
    Der Inspektor öffnete die Tür und trat ein.
    In dem mit Glanzlack in zweierlei Grautönen gestrichenen Raum befanden sich eine ganze Menge Leute, die um einen langen, rechteckigen Tisch herum saßen. Nicolas Hulot, Doktor Cluny, der Direktor der Sûreté, Roncaille, und ein paar andere Leute, die Frank noch nie gesehen hatte.
    Als er erschien, herrschte für einen Moment allgemeines Schweigen.
    Der Bratengeruch, den Frank in der Nase hatte, war nicht länger zu ignorieren. Es war die klassische Situation, in der alle den Atem anhielten, als seien sie auf frischer Tat ertappt worden. Frank dachte, dass es ihr Haus war und sie alles Recht der Welt hatten, Konferenzen einzuberufen, wann immer sie wollten, ob mit ihm oder ohne ihn. Doch die allgemeine Anspannung bestätigte seinen Eindruck.
    Nicolas ließ seine Blicke im Raum umherschweifen, ohne den Mut zu finden, ihm in die Augen zu sehen, und schaute genauso peinlich berührt drein wie Morelli kurz zuvor. Frank vermutete, dass sein Verhalten auch andere Gründe hatte. In seiner Abwesenheit mussten sie ihm ordentlich den Kopf gewaschen haben, weil sie bisher noch keine Ergebnisse hatten liefern können.
    Roncaille rührte sich als Erster. Er stand auf und machte einige Schritte auf ihn zu.
    »Ah, Frank, guten Abend, setzen Sie sich doch. Wir haben gerade über die aktuelle Lage gesprochen, während wir auf Sie gewartet 223

    haben. Ich glaube, Sie kennen Dr. Alain Durand noch nicht, den Generalstaatsanwalt, der den Fall persönlich übernommen hat …«
    Er wies auf einen untersetzten Mann mit dünnem, dunkelblondem Haar und kleinen, hinter einer randlosen Brille vergrabenen Augen, der am Kopf des Tisches saß. Er trug einen eleganten grauen Anzug, der ihm nicht den Anstrich verlieh, den er zu haben glaubte.
    Er nickte leicht mit dem Kopf.
    »Und Inspektor Gottet, von der Abteilung Computerkriminalität
    …«
    Dieses Mal war es an dem Mann links von Durand, mit dem Kopf zu nicken. Ein junger, dunkelhaariger Mann, leicht gebräunt, der wahrscheinlich in seiner Freizeit in den Fitnesssalon ging, im Sommer an den Strand und im Winter ins Sonnenstudio. Er sah mehr nach Yuppie als nach Polizist aus.
    Roncaille wandte sich jetzt an die Personen, die er gerade vorgestellt hatte.
    »Dies ist Frank Ottobre, Spezialagent des FBI, der mit der Polizei des Fürstentums an den Ermittlungen im Fall ›Keiner‹ zusammenarbeitet.«
    Frank ging zu einem Platz rechts neben Cluny auf der linken Seite des Tisches, fast direkt gegenüber von Nicolas, und setzte sich dort hin. Er suchte seinen Blick, fand ihn jedoch nicht. Nicolas fuhr fort, einen Platz unter der Tischplatte zu mustern, als habe er dort etwas verloren.
    Roncaille nahm seinen Platz wieder ein.
    »Gut. Jetzt, wo wir vollzählig sind, können wir ja weitermachen.
    Frank, wir waren gerade dabei, den Bericht von Doktor Cluny anzuhören, der die Bänder mit den Telefonanrufen des Täters analysiert hat.«
    Diesmal war es an Frank, schweigend zu nicken. Cluny rückte seinen Stuhl an den Tisch heran und öffnete das kleine Mäppchen, das vor ihm lag. Er räusperte sich, als beginne er eine Vorlesung an der Universität.
    »Nach einer Analyse, die weniger oberflächlich war als während der Telefonate möglich, bin ich im Großen und Ganzen zu denselben Schlussfolgerungen gekommen. Es handelt sich um ein äußerst komplexes Subjekt, einen Typus, von dem ich sagen kann, dass ich ihm in dieser Art noch nie begegnet bin. Es gibt einige Details in seinem Modus Operandi, auf Grund derer man ihm mit Fug und Recht das Täterprofil eines gewöhnlichen Serienkillers zuordnen 224

    kann. Zum Beispiel seine territoriale Festlegung, die ihn dazu bringt, einzig und

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