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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Nachmittag. Er war zu Fuß vom Parc Saint-Roman hergekommen, hatte sich, fast ohne sie wahrzunehmen, durch die Passanten geschlängelt, die im Sonnenuntergang die Stra
    ßen bevölkerten. Er war erregt. Fast immer, wenn er einen Kriminellen jagte, empfand er diese ängstliche Unruhe, diese manische Aktivität, als treibe eine innere Stimme ihn zu ständiger Eile. Jetzt, da die Ermittlungen an einem toten Punkt angelangt waren und alle ihre Hypothesen sich in Luft aufgelöst hatten, war diese kleine Erleuchtung gekommen. Etwas glitzerte unter der Wasseroberfläche, und Frank konnte es kaum abwarten, sich hineinzustürzen, um herauszufinden, ob es tatsächlich ein Licht war oder nur eine trügerische Spiegelung.
    Der wachhabende Beamte am Eingang ließ ihn problemlos passieren, als er ihn sah. Frank fragte sich, ob sie, wenn sie über ihn redeten, seinen Namen benutzten oder einfach nur von dem »Amerikaner« sprachen.
    Er stieg die Treppen zum Büro von Nicolas Hulot zu Fuß hinauf, lief den Flur entlang und erreichte die Tür. Er klopfte ein paarmal an und drückte dann den Griff herunter. Das Büro war verlassen.
    Einen Augenblick blieb er verdutzt auf dem Flur stehen. Dann entschloss er sich hineinzugehen. Er konnte seine Ungeduld kaum noch im Zaum halten und musste einfach wissen, ob das, was er dachte, der Wahrheit entsprach. Nicolas würde nichts dagegen haben, wenn er es in seiner Abwesenheit herausfand.
    Auf dem hölzernen Schreibtisch lag das Dossier mit den ganzen Berichten und Papieren zu ihrem Fall. Er schlug es auf und suchte nach dem Umschlag mit den Fotos aus Allen Yoshidas Haus, den Froben ihnen nach der Untersuchung des Tatortes gebracht hatte. Er studierte sie aufmerksam. Er setzte sich an den Schreibtisch, griff zum Telefon und wählte die Nummer des Kommissariats in Nizza.
    »Froben?«
    »Ja, wer ist da?«
    »Salut, Claude, ich bin’s, Frank.«
    »Hi, Amerikaner, wie geht’s?«
    »Könnte ich bitte eine andere Frage bekommen?«
    »Ich habe die Zeitungen gelesen. Ist es wirklich so schlimm?«
    »Ja. Und denk nur, wenn es schlecht läuft, dann seufzen wir er219

    leichtert auf, weil es nicht noch schlimmer kommt.«
    »Na, herzlichen Glückwunsch. Was kann ich in all dem Schlamassel für dich tun?«
    »Ein paar Fragen beantworten.«
    »Schieß los.«
    »Weißt du, ob in Yoshidas Haus wirklich niemand etwas angefasst hat, was weiß ich, ob wirklich niemand ohne es zu sagen etwas woanders hingelegt hat, bevor ihr gekommen seid, um die Untersuchungen und die Fotos zu machen?«
    »Ich glaube nicht. Die Hausangestellte, die das Zimmer entdeckt hat, ist nicht einmal reingegangen. Sie ist fast in Ohnmacht gefallen, als sie das viele Blut gesehen hat. Dann hat sie sofort den Sicherheitsdienst alarmiert. Wie du dich erinnerst, war Valmeere, der Chef vom Wachdienst, früher mal bei der Polizei, und er weiß, wie man vorgeht. Wir haben natürlich auch nichts angefasst. Die Fotos, die ich euch gegeben habe, zeigen das Haus genauso, wie wir es vorgefunden haben.«
    »Gut, Claude. Entschuldige, ich wollte nur ganz sicher sein, was das angeht.«
    »Hast du eine Spur?«
    »Ich weiß nicht. Ich hoffe es. Ich muss ein Detail überprüfen, aber ich will mir keine falschen Hoffnungen machen. Noch etwas …«
    Das Schweigen am anderen Ende der Leitung zeigte, dass Froben wartete.
    »Kannst du dich erinnern, ob es in Yoshidas Plattensammlung Langspielplatten aus Vinyl gab?«
    »Das kann ich dir mit Sicherheit sagen. Nein. Ich weiß das, weil einer meiner Leute ein ganz Leidenschaftlicher ist und festgestellt hat, dass die Stereoanlage zwar über einen Plattenspieler verfügt, in den Regalen aber nur CDs stehen. Er hat noch eine Bemerkung dar
    über gemacht …«
    »Großartig, Froben. Nichts anderes habe ich von dir erwartet.«
    »Okay. Wenn ihr noch irgendetwas braucht, ich bin hier.«
    »Ich danke dir, Claude. Du bist ein Schatz.«
    Er legte auf und blieb einen Moment nachdenklich sitzen. Jetzt war der Moment gekommen, um zu überprüfen, ob dieser Hurensohn tatsächlich einen kleinen Fehler begangen hatte, den ersten seit Beginn dieser ganzen Sache. Oder ob er einen Fehler gemacht und Glühwürmchen für Laternen gehalten hatte.
    Er zog die Schreibtischschublade unter der Tischplatte heraus.
    220

    Darin lag eine Kopie der VHS-Kassette, die sie in Yoshidas Bentley gefunden hatten. Er wusste, dass Nicolas sie dort zusammen mit den Mitschnitten der Radiosendung aufbewahrte. Er nahm sie heraus und schob sie in den

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