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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Videorekorder. Er schaltete die Apparate an und drückte auf der Fernbedienung die Playtaste.
    Auf dem Monitor erschienen die Farbstreifen, und dann kamen die Bilder. Selbst wenn er hundert Jahre leben und sich das Band täglich ansehen würde, könnte er es niemals ohne Schaudern tun.
    Wieder sah er die schwarze Figur mit dem Messer in der Hand hin und her gehen. Er hatte einen Kloß im Hals und spürte, wie ein eiserner Griff seinen Magen umklammerte. Und Wut, die sich nicht legen würde, bis er ihn gefasst hätte.
    Da, jetzt kommt es gleich …
    Er war versucht, auf Schnelllauf umzuschalten, hatte jedoch Angst, dass ihm das Detail entging. Endlich kam die Aufnahme an die Stelle, auf die er wartete. Im Geist ließ er einen kleinen Jubelschrei los.
    Ja, ja, ja …
    Er hielt das Bild an, indem er die Pausentaste drückte. Der Gegenstand war so klein, dass er nur sehr ungern mit jemandem darüber gesprochen hätte, aus Angst, zum hundertsten Mal enttäuscht zu werden. Aber jetzt lag er hier vor seinen Augen, und es war in jeder Hinsicht die Mühe wert herauszufinden, ob sich daraus nicht etwas machen ließ. Sicher, im Moment war es ein so unbedeutendes Detail, dass man nicht weiter darüber nachdenken würde, wäre es nicht das Einzige, was sie in der Hand hatten. Aufmerksam musterte er die Szene auf dem Fernsehschirm. Der Mörder stand still, das Messer über Allen Yoshida hoch erhoben. Sein Opfer starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an, Hände und Füße mit Draht gefesselt, den Mund mit Klebeband verschlossen, das Gesicht vor Schmerz und Entsetzen verzerrt. Frank dachte, dass dieser Mann jedes Mal wieder sterben würde, wenn jemand das Band ansah. Und wenn man bedachte, was für ein Mensch er gewesen war, dass er es jedes Mal verdienen würde.
    In diesem Augenblick ging die Tür zum Büro auf, und Morelli kam herein. Er blieb auf der Schwelle stehen, sprachlos, ihn hier vorzufinden.
    Frank fiel auf, dass er nicht überrascht aussah, sondern beschämt.
    Irgendwie fühlte er sich schuldig daran, dass dem Inspektor nicht wohl in seiner Haut war.
    221

    »Hallo, Claude, entschuldige, dass ich hier so einfach eingedrungen bin, aber es war niemand da, und ich musste ganz dringend etwas nachsehen …«
    »Nein, kein Problem. Wenn du Kommissar Hulot gesucht hast, der ist unten in der Besprechung, im großen Saal. Die Bosse sind auch alle da.«
    Frank begann, den Braten zu riechen. Wenn auf der Konferenz Bilanz gezogen und weitere Schritte koordiniert werden sollten, kam es ihm seltsam vor, dass er nicht benachrichtigt worden war. Er hatte sich stets im Hintergrund gehalten, um Nicolas nicht in Verlegenheit zu bringen. Er hatte immer hinter ihm zurückgestanden und hatte nur die Initiative ergriffen, wenn sie ihm überlassen wurde. Vor allem, um den Kommissar nicht in irgendjemandes Augen zu diskreditieren. Nicht vor seinen Vorgesetzten, aber auch nicht vor seinen Untergebenen, was in Wirklichkeit viel wichtiger war.
    Wie Nicolas das empfand, stand auf einem ganz anderen Blatt. Er hatte ihn mit seinem Ausbruch am Morgen vor dem Haus von Jean-Loup ziemlich getroffen, doch er verstand ihn nur zu gut, und zwar sowohl menschlich als auch beruflich.
    Sie beide waren wirklich zwei Seiten einer Medaille. Wer Kopf und wer Zahl war, spielte überhaupt keine Rolle. Zwischen ihnen gab es keine Probleme.
    Er stellte einen Zusammenhang her zwischen Dwight Durhams Besuch eben gerade und der fast schon fluchtartig anberaumten Konferenz. Wahrscheinlich sahen die Autoritäten im Fürstentum die Sache genauso, nur mit umgekehrten Vorzeichen. Seine Anwesenheit hier war nach der Intervention der amerikanischen Diplomatie keine Sache persönlicher Beziehungen mehr, kein gentlemen’s agreement, sondern eine offizielle Angelegenheit.
    Frank zuckte mit den Achseln. Er hatte keine Lust, in das Gewirr diplomatischer Beziehungen hineingezogen zu werden. Das interessierte ihn nicht die Bohne. Alles, was er wollte, war, diesen Mörder zu fangen, ihn hinter Schloss und Riegel zu bringen und den Schlüssel wegzuwerfen. Wem am Ende das Verdienst daran zugesprochen wurde, sollten diejenigen entscheiden, deren Aufgabe das war.
    Morelli unterbrach das peinliche Schweigen zwischen ihnen.
    »Ich wollte gerade runtergehen. Kommst du mit?«
    »Meinst du, das ist angebracht?«
    »Ich weiß, dass sie ein paarmal versucht haben, dich anzurufen, aber es war besetzt.«
    222

    Das klang glaubhaft. Er hatte eine Weile mit Cooper telefoniert, und als Durham

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