Ich Töte
Existenz zu retten. Das Eis, das Frank in sich trug, wurde auf einen Schlag zu Wasserdampf und explodierte mit aller Kraft. Er fasste dem Mann an die Hoden und drückte fest zu.
»Hör mal zu, du Schönling …«
Stricker wurde leichenblass und drückte sich an die Wand, den Kopf seitlich haltend, als ob er Franks loderndem Blick ausweichen wolle.
»Wenn du dieses Maul nicht schließt, zeig ich dir deine Zähne, ohne dass du sie im Spiegel anschauen musst!«
Gewaltsam quetschte er von neuem Strickers Eier, der die Geste mit einer schmerzverzerrten Grimasse begleitete.
»Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich dich gerne diesem Metzger überlassen, du widerliches Arschloch. Nur weil das Schicksal es gut mit dir meinte, fordere dein Glück nicht heraus, und such ja keinen Streit!«
Er lockerte den Griff. Strickers Gesicht begann, langsam zu einer normalen Färbung zurückzukehren. Frank sah, dass er feuchte Augen hatte.
»Ich geh jetzt. Wie du gehört hast, gibt es Wichtigeres zu tun.
Schick diese Nutte da weg, und warte hier auf mich. Wir müssen noch ein Schwätzchen halten, alleine, du und ich. Du musst mir noch ein paar Details zu deinen Aktivitäten hier in Monte Carlo erklären
…«
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Frank trat einen Schritt zurück, Stricker glitt langsam an der Wand hinunter, bis er auf dem Boden saß. Er nahm seinen Kopf zwischen die Hände und begann zu heulen.
»Und wenn du schon mal dein Papilein anrufen möchtest, kannst du das gerne tun.«
Er drehte sich um, öffnete die Tür und ließ den jungen Mann schluchzend auf dem Boden zurück. Er ging zum Treppenabsatz, und während er auf den Fahrstuhl wartete, bedauerte er, dass er keine Zeit hatte, um von Stricker die Erhellung eines Details zu fordern.
Deswegen hatte er darauf gehofft, mit ihm alleine zu sein, doch dann war schon Nicolas’ Anruf gekommen.
Nachher würde er wiederkehren, in aller Ruhe. Er wollte so einige Erklärungen zu dem Menschen, der mit ihm und Malva Reinhart vor dem Jimmy’z gesprochen hatte, und der dann weggegangen war, als sie im Auto ankamen. Frank wollte wissen, was Roby Stricker zu bereden hatte mit dem Captain der US-Army, Ryan Mosse.
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33
Die Fahrt zu Gregor Yatzimins Wohnung war kurz und lang zugleich.
Frank, der auf dem Beifahrersitz saß, hörte mit starrem Blick auf das, was Nicolas Hulot ihm gerade erzählte. Sein Gesicht war eine Maske aus stillem Zorn.
»Ich glaube, du weißt, wer Gregor Yatzimin ist …«
Franks Schweigen signalisierte Zustimmung.
»Er wohnt … Er wohnte hier in Monte Carlo und leitete die Compagnie de Ballet. In der letzten Zeit hatte er Probleme mit den Augen.«
Frank explodierte plötzlich und unterbrach ihn, als habe er gar nicht zugehört.
»Im selben Moment, als ich seinen Namen hörte, wurde mir klar, wie dämlich wir waren. Wir hätten es wissen müssen, dass dieser Hurensohn noch brutaler zuschlagen würde. Das erste Indiz, Ein Mann und eine Frau, war relativ leicht zu deuten, gerade weil es das erste war. Dieser Dreckskerl musste uns einen Interpretationsschlüssel liefern. Samba Pa Ti war deutlich komplizierter. Klar, dass das dritte noch schwieriger sein würde. Und das hatte er uns auch angekündigt.«
Hulot gelang es nicht, den Gedanken des Amerikaners zu folgen.
»Wie, er hat es uns angekündigt?«
»Der Loop, Nicolas. Der Loop, der sich dreht und dreht und dreht. Der Hund, der sich in den Schwanz beißt. Er hat das absichtlich getan.«
»Absichtlich, weswegen?«
»Er hat uns ein Indiz geliefert, das man wegen der zwei Interpretationsmöglichkeiten missverstehen konnte. So mussten wir zwangsläufig unserem eigenen Arsch hinterherjagen. Er wusste, dass wir auf Roby Stricker kommen würden, wegen des englischen Namens von diesem DJ, wegen der Diskotheken No Nukes. Während wir damit beschäftigt waren, diese Krankheit von einem Mann mit allen verfügbaren Polizeikräften zu beschützen, konnte er seelenruhig bei seinem wahren Opfer zuschlagen …«
Hulot beendete an seiner Stelle den Vortrag.
»Gregor Yatzimin, dem russischen Tänzer, der nach dem Unfall im Kernkraftwerk Tschernobyl 1986 mit Strahlen verseucht worden war und dann langsam erblindete. ›Dance‹ bezog sich nicht auf 283
Dancemusic, sondern auf Tanz. Und Nuclear Sun war der radioaktive Kern von Tschernobyl.«
»Stimmt. Mein Gott, wie blöd wir doch waren! Wir hätten es wissen müssen, dass es so einfach nicht sein konnte. Und jetzt haben wir einen weiteren Toten auf dem Gewissen.«
Frank schlug
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