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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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die den unglückseligen Hausherrn feierten. Der Assistent von Gregor Yatzimin saß in der Küche, bei ihm war ein Polizist.
    An seinen geröteten Augen erkannte man deutlich, dass er geweint hatte. Er war beinah noch ein Junge, mit seiner zerbrechlichen Gestalt, der zarten Haut und dem sandfarbenen Haar. Vor ihm auf dem Tisch standen eine Schachtel Kleenex und ein Glas mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit. Hulot tippte auf Cognac.
    Als er sie eintreten sah, stand er auf.
    »Ich bin Kommissar Nicolas Hulot. Bleiben Sie ruhig sitzen, Monsieur …?«
    »Boris Devchenko. Ich bin Gregors Assistent. Ich …«
    Er sprach Französisch mit einem stark slawischen Akzent. Die Tränen schossen ihm erneut in die Augen, als er wieder Platz nahm.
    Er senkte den Kopf und griff blind nach einem Taschentuch.
    »Entschuldigen Sie, aber es ist so schrecklich, was passiert ist
    …«
    Hulot nahm einen Stuhl und setzte sich zu ihm.
    »Sie müssen sich für nichts entschuldigen, Monsieur Devchenko.
    Beruhigen Sie sich, wenn das möglich ist. Ich müsste Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    Devchenko hob plötzlich das tränenüberströmte Gesicht.
    »Ich war es nicht, Herr Kommissar. Ich war mit Freunden aus, alle haben mich gesehen. Ich mochte Gregor, ich wäre nie in der Lage, etwas … so etwas zu tun.«
    Hulot empfand eine unendliche Zärtlichkeit für diesen Jungen.
    Morelli hatte Recht. Die beiden waren mit ziemlicher Sicherheit ein Paar gewesen. Das änderte nichts an seiner Sympathie. Liebe ist und bleibt Liebe, egal, in welcher Weise sie sich manifestiert. Er selbst konnte bestätigen, dass homosexuelle Paare ihre Beziehung oft mit einer Zärtlichkeit lebten, die man bei so manchem konventionellen Paar vergeblich suchte.
    Er lächelte ihn an.
    »Seien Sie beruhigt, Boris, niemand wirft Ihnen etwas vor. Ich wollte nur ein paar Erklärungen, um zu verstehen, was letzte Nacht 288

    in dieser Wohnung vorgefallen ist, sonst nichts.«
    Boris Devchenko schien sich etwas zu beruhigen, als ihm klar wurde, dass niemand Vorwürfe gegen ihn erhob.
    »Gestern Nachmittag sind Freunde aus London angekommen.
    Roger Darling sollte auch dabei sein, aber im letzten Moment wurde er doch noch in England zurückgehalten. Gregor war anfangs für die Rolle des erwachsenen Billy Elliot vorgesehen, aber dann verschlimmerten sich seine Augen drastisch …«
    Hulot erinnerte sich daran, wie er den Film mit Celine im Freiluftkino gesehen hatte.
    »Ich habe sie am Flughafen in Nizza abgeholt. Wir sind hierher und haben zu Abend gegessen. Ich habe gekocht. Dann machten wir Gregor den Vorschlag auszugehen, aber ihm war nicht danach. Er hat sich sehr verändert, seit sich seine Augen so verschlechtert haben
    …«
    Er schaute den Kommissar an, der mit dem Kopf nickte, um zu bestätigen, dass er die Geschichte von Gregor Yatzimin kannte. Die radioaktiven Strahlen in Tschernobyl hatten bei ihm eine irreversible Degeneration des Sehnervs verursacht, die zu seiner absoluten Blindheit geführt hätte. Seine Karriere war in dem Moment zerstört, als offensichtlich wurde, dass er sich nie wieder ohne Hilfe auf den Brettern einer Bühne würde bewegen können.
    »Wir sind weggegangen, und er blieb allein. Wenn ich zu Hause geblieben wäre, könnte er vielleicht noch leben.«
    »Sie sollten sich nicht schuldig fühlen. In so einem Fall hätten Sie nichts tun können.«
    Hulot hielt es nicht für angebracht, darauf hinzuweisen, dass sie höchstwahrscheinlich zwei Leichen hätten statt einer, falls er zu Hause geblieben wäre.
    »Ist Ihnen in den letzten Tagen nichts Ungewöhnliches aufgefallen? Irgendeine Person, die Ihnen einmal zu viel über den Weg gelaufen ist, ein seltsames Telefonat, ein merkwürdiges Detail, irgendetwas …«
    Devchenko war selbst viel zu verzweifelt, um den verzweifelten Ton in Hulots Stimme zu bemerken.
    »Nein, nichts. Außerdem habe ich mich permanent um Gregor gekümmert, er hat mich rund um die Uhr beschäftigt. Einen fast blinden Menschen zu versorgen ist extrem aufwändig.«
    »Haben Sie Dienstpersonal?«
    »Niemand Festen. Es gibt eine Frau, die jeden Tag kommt, um 289

    sauber zu machen, aber nachmittags geht sie wieder.«
    Hulot sah Morelli an.
    »Notiert euch den Namen dieser Frau, auch wenn ich mir sicher bin, dass uns das wenig bringen wird. Herr Devchenko …«
    Der Ton in der Stimme des Kommissars wurde sanfter, als er sich wieder dem Jungen zuwandte.
    »Wir würden Sie bitten, mit aufs Revier zu kommen, um Ihre Aussage zu

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