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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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mit der Faust aufs Armaturenbrett.
    »Widerlicher verfickter Hurensohn!«
    Hulot konnte Franks Verfassung gut nachvollziehen. Ihm ging es genauso. Auch er hätte am liebsten geschrien und mit der Faust gegen die Wand geschlagen. Oder ins Gesicht dieses Mörders, immer wieder, bis es sich in die blutige Maske seiner Opfer verwandelt hätte. Sowohl er als auch Frank hatten als Polizisten eine gewisse Berufserfahrung, und sie waren mit Sicherheit nicht dumm. Nun bekamen sie den Eindruck, dass ihr Gegner sie ständig unter Kontrolle hatte und sie geschickt nach seinem Gutdünken herumdirigierte wie die Figuren auf einem Schachbrett.
    Leider denkt jeder waschechte Polizist ebenso wie ein Arzt nicht an all die Leben, die er hatte retten können. Er hat nur die im Kopf, die verloren gegangen waren. Die Trauerreden und die Vorwürfe der Presse oder der Vorgesetzten oder der Gesellschaft hatten damit nichts zu tun. Es ist ein Selbstgespräch, das jeder, wenn er sich morgens im Spiegel anschaut, genau an dem Punkt wieder aufgreift, an dem er es am Abend zuvor abgebrochen hat.
    Der Wagen hielt vor einem eleganten Gebäude in der Avenue Princesse Grace, gleich hinter dem Jardin Japonais. Die Szenerie war die übliche. Er hatte sie in der letzten Zeit allzu oft gesehen, und hätte sie allzu gerne nicht auch noch an diesem Abend gesehen. Die Fahrzeuge der Spurensicherung und der Gerichtsmedizin standen vor dem Gebäude. Der Eingang wurde von ein paar Zivilpolizisten streng überwacht. Ein paar Journalisten waren schon angekommen.
    In Kürze würden alle anderen eintreffen. Hulot und Frank stiegen aus dem Auto und gingen zu Morelli, der sie bereits vor dem Eingang erwartete. Sein Gesicht war das fehlende Teilchen im Puzzle der allgemeinen Riesenfrustration.
    »Wie sieht’s aus, Morelli?«, fragte Hulot, während sie gemeinsam das Gebäude betraten.
    Morelli wies mit der Hand auf die Aufzugtür.
    »Wie immer. Gehäuteter Kopf, die Worte ›Ich töte …‹ in Blut geschrieben. Die gleiche Situation wie bei den anderen, mehr oder weniger.«
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    »Was soll das heißen, ›mehr oder weniger‹?«
    »Dass diesmal das Opfer nicht erstochen wurde. Der Mörder hat es mit einem Pistolenschuss niedergestreckt, bevor er …«
    »Ein Pistolenschuss?«, unterbrach ihn Frank ungläubig. »Ein Pistolenschuss mitten in der Nacht, das gibt einen ganz schönen Knall.
    Irgendjemand wird doch was gehört haben.«
    »Nichts. Keiner hat etwas gehört.«
    Der Aufzug kam unten an, so leise, wie, es nur Luxusaufzügen möglich ist. Die Tür öffnete sich ohne irgendein Geräusch. Sie traten ein.
    »Letzter Stock«, sagte Morelli zu Hulot, der mit erhobenem Finger vor der Schalttafel stand.
    »Wer hat den Körper gefunden?«
    »Yatzimins Assistent. Assistent und Vertrauensperson. Ich glaube, auch sein Geliebter. Er war mit ein paar Freunden des Opfers unterwegs, lauter Tänzer aus London. Yatzimin war nicht nach Ausgehen zumute, und er hat darauf bestanden, dass sie ohne ihn gingen.«
    Sie erreichten den letzten Stock, die Fahrstuhltüren glitten in den gut geölten Schienen auseinander. Gregor Yatzimins Wohnungstür stand weit offen, alle Lichter brannten. Man spürte die unterschwellige Spannung der Schauplätze von Verbrechen. Die Spurensicherung war bereits am Werk, während Hulots Männer peinlich genau die ganze Wohnung inspizierten.
    »Hier lang.«
    Morelli ging vor. Sie durchquerten die luxuriöse, mit einem Hauch von Glamour eingerichtete Wohnung. Sie erreichten die Tür eines Zimmers, das sich als Schlafzimmer herausstellte und aus dem gerade der Gerichtsmediziner kam. Mit Erleichterung sah Hulot, dass es nicht Lassalle, sondern Coudin war. Seine Anwesenheit bedeutete, dass man in den oberen Etagen besorgt war, sehr besorgt, denn man hatte die absolute Number One bemüht. Mit Sicherheit gab es höllisch viele Telefonate hinter der Front.
    »Guten Morgen, Kommissar Hulot.«
    Nicolas realisierte, wie viel Uhr es war.
    »Stimmt, Sie haben Recht, Doktor. Guten Morgen. Ich habe allerdings den Verdacht, dass es keiner sein wird, jedenfalls nicht für mich. Was können Sie mir berichten?«
    »Nichts Sensationelles. Zumindest, was die ersten Erhebungen angeht. Bei der Art des Mordes sieht es da ganz anders aus. Wenn 285

    Sie schon mal einen Blick darauf werfen möchten …«
    Sie folgten Frank, der das Zimmer bereits betreten hatte. Alle waren noch immer und von neuem versteinert angesichts des Spektakels, das sich ihren Augen bot. Sie kannten es

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