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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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weißes, einstöckiges Haus mit schwarzem Dach, blauen Holzfensterläden und leicht provenzalischem Flair, nichts Erlesenes, aber solide und funktional.
    Der Garten war so groß, dass man getrost von einem kleinen Park sprechen konnte. Rechts hinter dem Haus auf der äußeren Gartenseite stand eine große Strandkiefer, die von niedrigeren immergrünen Büschen umgeben wurde. Jenseits vom Schatten des Baumes säumte eine Reihe weißer und gelber Lantanen in voller Blüte einen Zitronenbaum, dessen Früchte noch nicht vollständig herangereift waren.
    Rings um das Grundstück verlief eine Lorbeerhecke, die höher war als das Eisengitter über der Umfassungsmauer und die jeden Hinblick von außen verwehrte.
    Überall waren Beete und blühende Stauden, kunstvoll unterbrochen von englischem Rasen, über welchen ein Weg aus denselben Steinplatten verlief, mit denen der Hof gepflastert war, wo Guillaume sie erwartete.
    Die wirtschaftlichen und die familiären Verhältnisse strahlten die Heiterkeit und Zufriedenheit von Nutznießern des Wohlstands aus, ohne ihn zur Schau zu stellen, was aus verschiedenen Gründen an der Côte d’Azur ein Muss zu sein schien.
    Kurz nach der Toreinfahrt bog Hulot nach rechts und parkte das Auto unter einem Schutzdach aus Holzlamellen, wo bereits ein kleiner Fiat und eine dicke BMW-Maschine standen.
    Guillaume kam ihnen in seinem schlaksigen Gang entgegen. Er war ein athletischer Typ mit einem nicht hübschen, aber sympathischen Gesicht und der typischen Bräune von jemandem, der viel Sport im Freien treibt. Die muskulösen Arme mit den sonnengebleichten Härchen, die aus den Ärmeln hervorschauten, waren ein offensichtlicher Beweis dafür. Er trug sein T-Shirt über militarygrünen Bermudas mit großen aufgesetzten Seitentaschen, dazu gelbe Segelschuhe ohne Strümpfe.
    »Salut, Nicolas.«
    »Salut, Guillaume.«
    Der Junge drückte die Hand des Kommissars.
    Nicolas wies mit einer Kopfbewegung auf seinen Begleiter.
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    »Dieser schweigsame Herr hinter mir heißt Frank Ottobre, Spezialagent des FBI.«
    Guillaume streckte seine Hand aus und deutete mit dem Mund eine Art tonlosen Pfiff an.
    »Ach so, dann existiert ihr vom FBI also auch im wirklichen Leben und nicht nur im Film. Freut mich, dich kennen zu lernen.«
    Während er die Hand des Jungen drückte, fühlte sich Frank instinktiv erleichtert. Er sah in seine dunklen Augen, die tief in einem Gesicht lagen, auf dem die Sonnenbräune einen Hauch von Sommersprossen hatte aufblühen lassen. Instinktiv wusste er, dass Guillaume die richtige Person war für das, was sie suchten. Er hatte zwar keine Ahnung, wie gut er in seinem Job war, aber er wusste, dass er den Mund halten würde, wenn sie ihn in angemessener Weise darum baten, indem sie ihm die Bedeutung und den Ernst der Lage vor Augen führten.
    »Stimmt, wir sind unerlässlicher Bestandteil der Filme und der Landschaft Amerikas. Und jetzt fangen sie auch noch an, uns zu exportieren, wie meine Anwesenheit an der Küste hier beweist.«
    Guillaume lächelte über die Bemerkung, aber das Lächeln verdeckte kaum seine Neugier auf die Anwesenheit der beiden Männer bei ihm zu Hause. Es war ein Lächeln, das die Spannung zwar entschärfte, nicht aber die Angelegenheit an sich. Wahrscheinlich ahnte er, dass etwas außerordentlich Schwerwiegendes dahinter steckte, wenn Nicolas Hulot als Polizist und nicht als Freund der Familie hierher kam.
    »Danke, dass du uns helfen willst.«
    Guillaume hob die Schultern, eine schweigende Geste für »Keine Ursache«, und wies ihnen den Weg, indem er vorausging.
    »Ich habe nicht allzu viel zu tun im Moment. Ich kümmere mich um den Schnitt einer Unterwasserdokumentation, leichtes Zeug und wenig aufwändig. Außerdem könnte ich diesem Mann da nie etwas abschlagen …«
    Mit dem rechten Daumen zeigte er auf den Kommissar, der hinter ihm herlief.
    »Hattest du nicht gesagt, dass deine Eltern nicht da seien?«
    »Nicht da? Nicht ganz richtig im Kopf, würde ich sagen. Als mein Vater aufgehört hat zu arbeiten, haben die beiden Oldtimer in die Asche geblasen und entdeckt, dass die Kohlen der Leidenschaft immer noch glühen. Sie sind jetzt zum zehnten Mal auf Hochzeitsreise, glaube ich. Das letzte Mal, als sie mich angerufen haben, wa320

    ren sie in Rom. Morgen müssten sie wiederkommen.«
    Sie folgten weiter dem gepflasterten Weg durch das atemberaubende Grün des englischen Rasens, bis sie den Eingang der dépendance erreichten. Rechts von ihnen bot ein Pavillon

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