Ich Töte
meinen Sohn …«
Frank wandte ihm nicht den Blick zu, um nicht die Tränen zu sehen, die er in seiner Stimme hörte.
Das kurze Stück zum Auto gingen sie schweigend. Als sie drin saßen, nahm Frank die Ausdrucke, die der Kommissar auf dem Armaturenbrett deponiert hatte, und betrachtete sie, um ihm Zeit zu geben, sich wieder zu fangen. Während Hulot den Motor anließ, legte er sie wieder dorthin, wo er sie weggenommen hatte, und lehnte sich zurück. Sie schnallten sich an, und er merkte, dass er aufgeregt war.
»Nicolas, kennst du Aix-en-Provence?«
»Kein Stück.«
»Dann wäre es besser, du besorgst dir einen Stadtplan, wenn du ankommst. Ich denke fast, du wirst eine kleine Reise machen müssen, mein Freund.«
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Hulots Wagen hielt an der Rue Princesse Florestine, Ecke Rue Suffren Raymond, wenige Meter von der Polizeizentrale entfernt.
Ironie des Schicksals, hing neben ihnen ein Werbeplakat, das versprach »Peugeot 206 – Enfant terrible«.
Nicolas wies mit dem Kinn hinüber. Auf seinen Lippen lag ein verschmitztes Lächeln.
»Sieh mal da, das richtige Auto für den richtigen Mann.«
»Okay, enfant terrible. Von nun an liegt alles in deinen Händen.
Halt dich ran.«
»Ich melde mich, wenn ich was rauskriege.«
Frank öffnete die Tür und stieg aus. Durch das Fenster zeigte er mit ausgestrecktem Finger auf den Kommissar.
»Nicht, wenn du was rauskriegst. Sobald du was rauskriegst. Oder hast du die Sache mit dem Urlaub ernst genommen?«
Hulot legte zwei Finger an die Stirn zum Zeichen des Grußes.
Frank schloss die Tür und blieb einen Moment stehen, um dem Wagen hinterherzuschauen, der sich in Gang setzte und im Verkehr verschwand.
Die Spur aus dem Video hatte einen Hauch von Optimismus in die abgestandene Luft der Ermittlungen getragen, aber sie war zu schwach, um wirklich etwas Handfestes zu sein. Frank konnte vorerst nichts tun, als die Daumen zu drücken.
Er ging zu Fuß die Rue Suffren Raymond entlang und begab sich zur Zentrale. Auf der Rückfahrt von Eze-sur-Mer hatte er einen Anruf von Roncaille bekommen, der ihn wegen »wichtiger Entscheidungen« in sein Büro beorderte. Frank hatte den Tonfall vernommen und konnte sich die Stimmung in der Sitzung lebhaft vorstellen. Der Misserfolg der vergangenen Nacht, das neue Opfer, oder besser, die neuen Opfer, die zur Suspendierung Hulots beigetragen hatten, dürften nicht einmal an den Köpfen von Roncaille und Durand spurlos vorübergegangen sein.
Er betrat die Zentrale und ging am Wachtposten vorbei, der ihn, ohne ihn eines Blickes zu würdigen, passieren ließ. Im Moment gehörte er zum Haus. Wie lange noch, konnte man nicht wissen, aber im Moment war es so.
Als er vor Roncailles Büro stand, klopfte er, und die Stimme des Polizeipräsidenten hieß ihn eintreten.
Frank öffnete die Tür und war nicht besonders erstaunt, den Ge332
neralstaatsanwalt Durand vorzufinden. Umso verblüffter war er über die Anwesenheit von Dwight Durham, dem amerikanischen Konsul.
Nicht dass dem nicht einige Berechtigung zukäme, aber er hätte gedacht, dass die diplomatischen Verwicklungen auf einer anderen Ebene diskutiert und entschieden würden, weit oberhalb der Kompetenzen, die ihm als Ermittler, der in diesen Fall eingebunden worden war, zukamen. Die Anwesenheit von Durham in diesem Raum war ein überdeutliches Signal der amerikanischen Regierung, sei es, dass Nathan Parker offiziell und mit Hilfe seiner Beziehungen alle Hebel in Bewegung gesetzt hatte, sei es wegen der Morde an Bürgern der Vereinigten Staaten auf dem Territorium des Fürstentums. Den letzten Ausschlag gab vielleicht die wenig erfreuliche Visitenkarte eines Captains der US-Army, der wegen Mordes angeklagt und im Moment in einem monegassischen Gefängnis festgehalten wurde.
Als er eintrat, erhob sich Roncaille, wie er es im Übrigen immer und bei jedem tat.
»Kommen Sie, Frank, sehr erfreut, Sie zu sehen. Ich vermute, dass Sie nach der letzten Nacht Mühe hatten zu schlafen, wie wir alle.«
Frank drückte die ihm hingestreckte Hand. Der Blick, den Durham ihm heimlich zuwarf, ließ einen ganzen Haufen an Hintergedanken erahnen, deren Inhalt nicht schwer zu erraten war. Er setzte sich in einen Ledersessel. Das Büro war wenig größer als das von Hulot und hatte zusätzlich zu den Sesseln auch noch ein Sofa, aber es unterschied sich nicht sonderlich von den meisten anderen Büros der Polizeizentrale. Die einzige Konzession an seine Rolle als Direktor der Sûreté waren ein paar
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