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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Bilder an den Wänden, sicher Originale, deren Wert Frank aber nicht einzuschätzen wusste. Roncaille setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch.
    »Ich nehme an, Sie haben auch die Zeitungen gesehen und das, was über die letzten Ereignisse geschrieben wurde.«
    Frank zuckte mit den Schultern.
    »Nein, zugegebenermaßen hielt ich das für überflüssig. Die Presse hat ihre eigene Logik, die gewöhnlich die Perspektive des Bürgers und des Verlegers berücksichtigt. Einem Ermittler nützt sie nur äu
    ßerst selten. Es ist nicht mein Job, Zeitungen zu lesen. Und auch nicht, sie um jeden Preis mit Stoff zu beliefern …«
    Durham nahm eine Hand vor den Mund, um ein Grinsen zu verbergen. Vermutlich erkannte Durand in Franks Worten einen eindeutigen Bezug auf Hulots Zwangsbeurlaubung und fühlte sich zu einer 333

    Klarstellung veranlasst.
    »Frank, ich weiß, wie Sie über die Sache mit Kommissar Hulot denken. Mir hat es auch nicht gefallen, Maßnahmen zu ergreifen, die ich zumindest als unpopulär bezeichnen würde. Ich weiß, wie sehr Hulot in Polizeikreisen geschätzt wird, aber Sie müssen verstehen
    …«
    Mit einem leisen Lächeln auf den Lippen unterbrach ihn Frank.
    »Natürlich verstehe ich. Sehr gut sogar. Und ich möchte nicht, dass das ein Problem ist.«
    Roncaille bemerkte, dass die Unterhaltung zu entgleisen drohte und die Worte einen gefährlichen Schwung bekamen. Seiner persönlichen Veranlagung gemäß beeilte er sich geflissentlich, rote Teppiche auszurollen und Ambrosia zu verteilen.
    »Es gibt kein Problem, und es darf kein Problem zwischen uns geben, Frank. Die Bitte um und das Angebot der Zusammenarbeit gilt rundum, in vollstem Vertrauen und absolut. Monsieur Durham ist hier, um Ihnen genau das zu bestätigen.«
    Der Konsul lehnte sich im Sessel zurück und tippte sich mit dem Zeigefinger auf die Nasenspitze. Er war in einer privilegierten Lage und tat alles, um das nicht auch noch zu unterstreichen und Frank nicht das Gefühl zu geben, allein zu sein. Frank empfand spontan dieselbe Sympathie und Achtung für ihn wie bei seinem kurzen Besuch im Parc Saint-Roman.
    »Frank, es ist nicht ratsam, sich hinter Ausflüchten zu verschanzen. Die Lage ist höchst verzwickt. Das war sie sowieso schon, noch bevor es zu diesem … nennen wir es Unfall, von Captain Mosse kam, der zu allem Überfluss die Karten neu gemischt hat. Zumindest das scheint ein abgeschlossenes Kapitel zu sein, das die zuständigen Diplomaten in der für sie angemessenen Art und Zeit lösen werden.
    Und was diesen Monsieur Keiner betrifft, wie die Presse ihn getauft hat, na ja …«
    Er drehte sich zu Durand um, als sei es seine Aufgabe, den Vortrag zu Ende zu führen. Der Generalstaatsanwalt sah Frank an, dem sich der Eindruck aufdrängte, als würde er lieber zur Hauptsendezeit seinen Arsch im Fernsehen zeigen als die Worte sagen, die er gleich sagen würde.
    »In gegenseitigem Einvernehmen haben wir beschlossen, die weiteren Ermittlungen in Ihre Hände zu legen. So wie es aussieht, ist keiner besser geeignet als Sie. Sie sind ein Agent mit einem außerordentlichen Werdegang, exzellent würde ich sagen. Sie verfolgen die 334

    Ermittlungen von Anfang an, Sie kennen die Hauptfiguren und die in den Fall verwickelten Personen, deren Vertrauen Sie genießen. Inspektor Morelli wird Ihnen als Vertreter der Sûreté und als Verbindungsmann zu den Behörden des Fürstentums zur Seite gestellt, ansonsten haben Sie freie Hand. Sie werden mir und Roncaille über den weiteren Verlauf der Ermittlungen Bericht erstatten, und Ihnen muss klar sein, dass Ihr Ziel auch das unsere ist: Wir müssen den Mörder fassen, bevor es zu weiteren Opfern kommt.«
    Durand beendete seine Predigt mit einem Gesicht, als habe er soeben ein unglaubliches Zugeständnis gemacht und einem ungezogenen Kind erlaubt, ein zweites Mal beim Nachtisch zuzulangen.
    Frank gab sich förmlich, ungefähr so, wie Roncaille und Durand es von ihm erwarteten, dabei hätte er sie am liebsten geküsst und an die römischen Soldaten ausgeliefert, um die sechzig Silberlinge Belohnung ohne eine Spur von Reue zu verjubeln.
    »Gut. Ich denke, ich sollte mich geehrt fühlen, und das tue ich auch. Leider ist der Massenmörder, den wir jagen, von einer fast übermenschlichen Gerissenheit. Bisher hat er sich nicht den allerkleinsten Fehler erlaubt. Und man kann durchaus sagen, dass er sich ganz schön rumgetrieben hat, in einem so kleinen und gut gewappneten Umfeld, was die Organisation der

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