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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Erleichterung in kleinen Zuckungen ihres Atems verlor.
    »Ich schäme mich vor mir selbst, Frank Ottobre, aber ich kann gar nicht anders, als nur Gutes von dir zu denken. Dreh um, und wir fahren wieder zu mir nach Hause. Essen und Wein sind im Kühlschrank. Ich habe nicht die geringste Absicht, dich heute Abend mit der Welt zu teilen.«
    Frank ließ den Motor an und nahm die Straße, die sie gekommen waren. Wann war es passiert? Vielleicht eine Stunde zuvor, vielleicht ein Leben zuvor. Zeit hatte in dieser Situation keine Bedeutung. Nur über eine Sache war er sich im Klaren. Hätte er in diesem Moment General Nathan Parker vor sich gehabt, so hätte er ihn mit Sicherheit umgebracht.
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Achter Karneval
    Versteckt an seinem geheimen Ort, liegt der Mann ausgestreckt auf dem Bett.
    Er ist in einen angenehmen Schlaf geglitten, mit dem fließenden und befriedigenden Gefühl eines gestrandeten Bootes, welches das Meer wiederfindet. Sein ruhiger, friedlicher, kaum merklicher Atem hebt nur leicht seine Bettdecke, es zeigt, dass er lebt, dass der weiße Stoff über ihm ein Laken und kein Grabtuch ist.
    Neben ihm, genauso unbeweglich, liegt der runzlige Leichnam in dem Glassarg. Wie eine Trophäe trägt er das, was einmal das zarte Gesicht von Gregor Yatzimin war. Diesmal war der Akt der Ablösung eine wahre Meisterleistung. Was den mumifizierten Schädel bedeckt, scheint keine Maske zu sein, sondern sein wahres Gesicht.
    Der Mann auf dem Bett schläft und träumt.
    Unverständliche Bilder wühlen seinen Schlaf auf, auch wenn die Figuren, die sein Verstand entwirren möchte, die vollkommene Unbeweglichkeit des Körpers nicht erschüttern können.
    Anfangs war es dunkel. Nun erscheint ein Schotterweg und an seinem Ende, im weichen Licht des Vollmondes, ein Bauwerk. Es ist ein lauer Sommerabend. Der Mann nähert sich Schritt für Schritt der Silhouette eines großen Gebäudes, unscharf im Halbdunkel, aus dem wie ein Lockruf der vertraute Duft des Lavendels strömt. Der Mann spürt die kleinen Stiche der Kieselsteine unter seinen nackten Füßen.
    Er verspürt das Verlangen weiterzugehen, hat aber gleichzeitig Angst.
    Der Mann bemerkt den unterdrückten Klang eines keuchenden Atems, das heftige Stechen der Angst, die sich legt und verfliegt, als er merkt, dass der Atem sein eigener ist. Nun wird er ruhiger, er ist auf dem Hof des Hauses, das in der Mitte geteilt wird vom Rauchfang des steinernen Schornsteins, der wie ein erhobener Finger über die Dachkante ragt, um auf den Mond zu deuten.
    Das Haus liegt versunken in der Stille, sie klingt wie eine Einladung.
    Auf einen Schlag löst sich das Bild des Hauses auf, er befindet sich im Inneren und steigt eine Treppe hoch. Er hebt den Kopf gegen die matte Helligkeit, die aus der Höhe herabfällt. Vom oberen Treppenabsatz leuchtet ein Licht, das im Flur Halbschatten verbreitet. Da ist eine menschliche Gestalt, die sich im Gegenlicht abzeichnet.
    Der Mann spürt, dass die Angst zurückkehrt, wie ein zu eng ge347

    knüpfter Krawattenknoten, der den Atem abschneidet. Trotzdem schreitet er langsam weiter. Während er hinaufgeht und gar nicht hinaufgehen möchte, fragt er sich, wer wohl die Person sein mag, die er ganz oben antreffen wird, und im selben Moment merkt er, dass er Panik hat, es zu erfahren.
    Eine Stufe. Noch eine. Das hölzerne Knarren unter seinen nackten Füßen, das sich in die Pause seines nun wieder keuchenden Atems drängt. Die Hand auf dem Geländer verfärbt sich allmählich im Leuchten aus der Höhe.
    Gerade als er den letzten Absatz erklimmt, dreht sich die Gestalt und geht durch die Tür, aus der das Licht kommt, und lässt ihn allein auf der Treppe zurück.
    Der Mann steigt die letzten Stufen hoch. Vor ihm eine offene Tür, aus der ein helles und flackerndes Licht scheint. Ganz langsam erreicht er die Schwelle, überschreitet sie, durchflutet von jenem Licht, das neben Helligkeit auch Geräusch ist.
    Mitten im Zimmer steht ein Mann. Der nackte Körper ist gelenkig und athletisch, aber sein Gesicht ist entstellt. Als habe sich ein Krake um seinen Kopf geschlungen, um die Gesichtszüge auszulöschen. Aus dem monströsen Wulst fleischiger Auswüchse beobachten ihn zwei flehende helle Augen, als suchten sie sein Mitleid. Die unglückselige Gestalt weint.
    »Wer bist du?«
    Eine Stimme in der Luft stellt diese Frage. Er erkennt sie nicht als die seine. Und es kann auch nicht die des entstellten Mannes vor ihm sein, der keinen Mund hat.
    »Wer bist du?«, fragt die

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