Ich Töte
lässt 39
sie ihn in einer fließenden Bewegung zu Boden gleiten und steht nackt im Mondlicht.
Von seinem Schlupfwinkel aus sieht der Mann sie im Profil und bewundert ihren festen Körper, die perfekt geformte Silhouette ihrer kleinen, festen Brust, und folgt mit seinen Blicken der Linie ihrer Pobacken, die in langen, feingliedrigen Beinen ausläuft.
Mit silbrigen Bewegungen nähert sich die junge Frau der Leiter und streckt einen Fuß ins Wasser, um die Temperatur zu prüfen.
Der Mann lächelt, doch es ist das scharfzahnige Lächeln eines Haifisches.
Er kann sein Glück kaum fassen.
Er hofft glühend, dass das Mädchen nicht vor dem kalten Wasser zurückschrecken, sondern der Faszination eines Bades im Mondlicht erliegen würde. Als wolle sie seinen Gedanken aufgreifen, wendet sie sich um, steigt die Leiter hinunter und lässt sich langsam in die Wellen gleiten. Sie erschauert ein wenig in der prickelnden Kühle des Wassers, die ihr Gänsehaut bereitet und auf ansehnliche Weise ihre Brustwarzen aufrichtet.
Sie schwimmt weg vom Schiff ins offene Meer hinaus, weg von der Stelle, an der er, in seinen dunklen Anzug gehüllt, im Hinterhalt liegt. Die stille Bewegung, mit welcher der Mann sich wieder unter die Wasseroberfläche gleiten lässt, hat etwas von der dunklen Geschmeidigkeit eines Raubtiers, das sein Jagdspiel mit der ahnungslosen Beute beginnt, ein grausames Spiel, bei dem es immer um Leben und Tod geht.
Mit Hilfe der Hände entleert er über das Atmungsventil seine Lunge, um besser tauchen zu können. Dann geht er in die Horizontale und beginnt, in Richtung des Mädchens zu schwimmen. Wenig später ist er unter ihr. Er hebt den Kopf und sieht sie über sich, ein dunkler Fleck im Gegenlicht auf der Wasseroberfläche, sieht sie Arme und Beine bewegen, um sich über Wasser zu halten. Langsam steigt er auf, spärlich atmend, um sich nicht durch Luftbläschen zu verraten. Kaum ist das Mädchen in Reichweite, umklammert er ihre Knöchel und zieht sie mit einem gewaltigen Ruck nach unten.
Arijane wird von dem kräftigen Griff, der sie in die Tiefe zieht, vollkommen überrascht. Die Bewegung, mit der sie hinabgleitet, kommt so plötzlich, dass sie nicht einmal mehr Zeit hat, ihre Lunge mit Luft zu füllen. Schlagartig befindet sie sich einen Meter unter Wasser und spürt gleichzeitig, wie der Griff um ihre Knöchel lockerer wird. Instinktiv versucht sie, mit Schwung wieder an die Oberflä40
che zu strampeln, doch bleiern legen sich zwei Hände auf ihre Schultern und drücken sie unnachgiebig noch weiter in die Tiefe, weg von der Wasseroberfläche, die höhnisch über ihrem Kopf leuchtet wie ein falsches Versprechen von Licht und Luft. Sie fühlt zwei gierige Arme ihre Brust umklammern und sich wie ein Gürtel um ihren Busen schließen. Sie spürt die glitschige Berührung vom Neopren eines Taucheranzugs, der sich an ihren nackten Rücken legt, und einen unbekannten Körper, der sich an sie schmiegt, während ihr Becken von den Beinen des Angreifers umschlungen und jede Bewegung im Keim erstickt wird.
Panik umschließt den Verstand mit einer Mauer aus Eis.
Sie windet sich in seinem Griff, versucht wie wild, sich daraus zu befreien, doch ihre Lunge, der schon der Sauerstoff fehlt, verbrennt in einem einzigen Augenblick die letzten spärlichen Reserven. Das Bedürfnis nach Luft nimmt stetig zu. Arijane fühlt ihre Kräfte schwinden, hat dem tödlichen Griff des Körpers, der sie zäh umklammert hält, kaum noch etwas entgegenzusetzen. Unerbittlich zieht er sie weiter nach unten, in die mondlose Nacht der Tiefe.
Sie weiß, dass sie sterben wird, dass jemand sie ermordet, ohne dass sie den Grund erfahren wird. Aus ihren Augen quellen salzige Tränen der Trauer und mischen sich mit den Millionen namenlosen Tropfen des gleichgültigen Meeres um sie herum. Sie spürt, wie die Dunkelheit dieser Umarmung sich ausdehnt, schwarzer Tinte in einem Wasserbecken gleich, und in sie eindringt, ein Teil von ihr wird. Eine kalte, grausame Hand durchwühlt alle Winkel ihres Körpers, außen und innen, als wolle sie jede noch so winzige lebendige Regung ersticken, bis sie schließlich ihr junges weibliches Herz erreicht und es für immer anhält.
Der Mann merkt, wie der Körper plötzlich erschlafft, als ihn das Leben verlässt. Er wartet noch einen Moment und dreht dann die Leiche des Mädchens mit dem Gesicht zu sich, legt ihr den Arm unter die Achseln und fängt an, die Schwimmflossen zu bewegen, um wieder nach oben zu
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