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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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anhielt, es sei denn, das Hotel war völlig überfüllt und es gab keinen Parkplatz mehr. Ein großer Mann so um die fünfundfünfzig stieg aus, frisch geschnittene, grau melierte Haare, ansonsten äußerlich leicht mitgenommen, sah sich einen Moment lang um und ging dann entschlossen zum Eingangstor.
    Er legte seine Geräte auf den Boden und öffnete das schmiedeeiserne Gitter, noch bevor Hulot überhaupt läuten konnte.
    Der Mann, der vor ihm stand, lächelte.
    »Sind Sie Monsieur Francis?«
    »Höchstpersönlich.«
    Der Neuankömmling zeigte seine Dienstmarke in der Lederbrieftasche. Sein Foto war gut sichtbar auf dem plastikbeschichteten Ausweis.
    »Ich bin Kommissar Nicolas Hulot, Sûreté Monaco.«
    »Falls Sie hier sind, um mich zu verhaften, sollten Sie wissen, 358

    dass diese ganze Gartenarbeit schon so gut wie Gefängnis ist. Eine Zelle könnte da nur die bessere Alternative sein.«
    Gegen seinen Willen musste der Kommissar lachen.
    »Also ich würde sagen, so etwas nennt man Furchtlosigkeit vor dem Gesetz. Deutet das auf ein reines Gewissen hin oder auf langjährige Erfahrung in kriminellen Kreisen?«
    »Daran sind die niederträchtigen Frauen schuld, die mir immer wieder das Herz gebrochen haben. Aber Sie können ja erst mal reinkommen, bevor ich hier mein persönliches Leid klage, was halten Sie davon? Die Nachbarn könnten denken, Sie wollen mir ein paar Zahnbürsten verkaufen.«
    Nicolas betrat den Garten, und Francis senior schloss das Tor hinter ihm. Er trug ausgewaschene Jeans und ein Hemd aus leichtem Denimstoff in der gleichen Farbe. Auf dem Kopf saß ein Strohhut, und um den Hals hing eine Maske aus Gaze, die er abgenommen hatte, um mit ihm zu sprechen. Unter dem Hut kam weißes, dichtes Haar zum Vorschein. Die blauen, durch die gebräunte Haut noch intensiveren Augen waren die eines kleinen Jungen. Im Ergebnis ein sympathisches und feines Gesicht.
    Nicolas Hulot spürte einen herzlichen, kräftigen Händedruck.
    »Ich bin nicht hier, um Sie zu verhaften, wenn Sie das beruhigt.
    Und ich werde Ihnen auch nur ein paar Minuten Ihrer Zeit stehlen, wenn Sie das noch zusätzlich beruhigt.«
    Jean-Paul Francis zuckte mit den Schultern, während er Hut und Schutzmaske ablegte. Nicolas dachte, er könnte ein perfektes Double von Anthony Hopkins abgeben.
    »Ich bin Gärtner mehr aus Langeweile denn aus purer Leidenschaft. Jeder Vorwand, um aufzuhören, ist mir nur recht. Kommen Sie, gehen wir ins Haus, da ist es kühler.«
    Sie durchquerten den winzigen Garten auf einem von Wetter und Zeit zerfressenen Weg, der aus Sichtbeton vom Eingangstor zur Haustür gegossen worden war. Es handelte sich nicht um eine Luxusherberge und war Lichtjahre von bestimmten Häusern an der Côte d’Azur entfernt, aber es strahlte Ordnung und Sauberkeit aus.
    Sie stiegen drei Treppenstufen hinauf und betraten das Innere. Am Ende des Flurs führte eine Treppe in die oberen Stockwerke, nach rechts und nach links öffneten sich symmetrisch zwei Türen.
    Nicolas war es gewohnt, eine Umgebung nach dem ersten Augenschein zu beurteilen, und hier bekam er sofort den Eindruck, dass der Besitzer dieses Hauses zwar nicht reich an Geld, aber reich an 359

    Kultur, gutem Geschmack und Ideen war.
    Er schloss das aus den vielen Büchern, Porzellanfiguren und Plakaten an der Wand, die gelegentlich die echten Bilder ersetzten, aber in irgendeiner Form stets mit Kunst zu tun hatten.
    Vor allem beeindruckten ihn jedoch die Schallplatten. Jede Ecke der Wohnung war voll gestopft damit. Er warf einen Blick zur rechten Tür. Dort war das Wohnzimmer, wo sich eine riesige Musikanlage zur Schau stellte, vermutlich das einzige Zugeständnis an die Konsumgesellschaft. Jeder weitere verfügbare Platz an den Wänden war, wie schon im Eingangsbereich, für Regale mit alten Vinyl-LPs und CDs reserviert.
    »Wie es scheint, mögen Sie Musik.«
    »Da ich nie imstande war, mich für eine Leidenschaft zu entscheiden, musste ich akzeptieren, dass sie sich für mich entschieden.«
    Francis wies ihm den Weg, indem er durch die linke Tür voranging. Sie befanden sich in der Küche, von wo man durch eine hintere Tür in eine Speisekammer sah. Auf der gegenüberliegenden Seite öffnete sich eine kleine Terrasse direkt zum Garten.
    »Keine Musik hier, wie Sie sehen. Wir sind in der Küche, und man sollte zwei verschiedene Arten der Ernährung nicht mischen.
    Trinken Sie was? Einen Aperitif?«
    »Nein danke, Ihr Sohn hat mir auch schon einen angeboten.«
    »Ah, Sie waren

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