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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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›Mörder in Monte Carlo‹ meinst du doch nicht etwa diese Sache mit dem Typ, der immer beim Radio anruft? Den, den sie Keiner nennen?«
    »Genau.«
    »Na ja, ich will nicht leugnen, dass ich, wie Millionen anderer Menschen wohl auch, die ganze Geschichte verfolgt habe. Wenn diese Stimme ertönt, kriegt auch das Leder meiner Schuhe eine Gänsehaut. Wie viele hat er bisher umgebracht?«
    »Vier. Auf die dir bekannte Art. Und was noch schlimmer ist, wir haben nicht die geringste Idee, wie wir ihn davon abhalten könnten.«
    »Dieser Mann muss so schlau sein wie ein ganzes Rudel Füchse.
    Sein Musikgeschmack ist schrecklich, aber er muss einen erstklassi362

    gen Verstand haben.«
    »Was den Verstand angeht, stimme ich dir zu. Und wegen der Musik bin ich extra hierher gekommen, damit wir gemeinsam dar
    über nachdenken.«
    Nicolas kramte in seiner Jackentasche und zog die Kopien heraus, die ihm Guillaume gegeben hatte. Er suchte eine aus und hielt sie Jean-Paul Francis hin.
    »Kennst du diese Platte?«
    Der Mann nahm die Kopie und schaute sie sich an. Nicolas hatte deutlich den Eindruck, dass er erblasste. Seine blauen Kinderaugen sahen ihn verwundert an.
    »Woher hast du das Foto?«
    »Es würde zu lange dauern, das zu erklären. Du brauchst nur zu wissen, dass die Platte vermutlich dem Mörder gehört und sie hier verkauft wurde …«
    Er gab Jean-Paul die andere Kopie, auf der das Etikett mit dem Namen des Ladens zu sehen war. Diesmal war die Blässe seines Gesichts nicht nur unmerklich, sondern Realität. Die Worte blieben ihm im Halse stecken.
    »Aber …?«
    »Kennst du die Platte? Kannst du mir sagen, ob sie eine bestimmte Bedeutung hat? Wer ist Robert Fulton?«
    Jean-Paul schob den Teller weg und hob verständnislos die Arme.
    »Wer ist Robert Fulton?! Jeder Jazzliebhaber, der über Louis Armstrong hinausgeht, kennt den. Und jeder Fan würde eine Hand opfern, um an eine seiner Platten heranzukommen.«
    »Warum?«
    »Weil es auf der ganzen Welt nur genau zehn davon gibt, soviel ich weiß.«
    Diesmal war es Nicolas, der erblasste. Francis schenkte sich ein Glas Wein ein und lehnte sich zurück. Auf einen Schlag schien die Lasagne der Madame Sivoire jegliche Bedeutung verloren zu haben.
    »Robert Fulton war einer der größten Trompeter in der Geschichte des Jazz. Er war zwar musikalisch gesehen ein Genie, aber, wie es leider manchmal so ist, im Grunde ziemlich durchgeknallt. Er hatte seine eigenen Prinzipien. Wollte nie Platten aufnehmen, da er überzeugt war, dass man Musik nicht einsperren kann und darf. Ihm zufolge sollte man Musik nur im Konzert erleben, live, wie man heute sagt. Will sagen, dass Musik jedes Mal anders erfahren wird 363

    und wir nicht das Recht haben, sie in eine statische, unveränderliche Form zu pressen.«
    »Und wieso gibt es dann diese Platte?«
    »Dazu komm ich gleich. Im Sommer 1960 machte er eine Amerika-Tournee, wo er mit ein paar der besten sessionmen in den Clubs spielte. Eine Reihe von Konzerten, die Geschichte schrieben. Ohne sein Wissen organisierten ein paar Freunde zusammen mit einem Schallplattenproduzenten im New Yorker Bebop Café eine Liveaufnahme und pressten von dem Mitschnitt fünfhundert Platten, in der Hoffnung, Fulton könne nach dem Verkaufserfolg seine Meinung ändern.«
    »Deshalb heißt sie auch ›Stolen Music‹ …«
    »Genau, geklaute Musik. Nur hatten die Freunde nicht mit seiner Reaktion gerechnet. Fulton tobte und zerstörte alle Platten, ließ sich die Masterbänder und die Pressungen geben und auch sie wurden zerstört. Diese Geschichte kursierte in Musikerkreisen und wurde zu einer Art Legende, die jeder in seiner eigenen Version weitererzählte. Sicher ist nur, dass man von allen Platten nur zehn retten konnte, die dann wie Goldbarren an Sammler seltener Schallplatten verkauft wurden. Und ich war einer dieser zehn.«
    »Willst du damit sagen, dass du die Platte noch hast?«
    »Ich sagte, ich war, nicht, ich bin. Dann kamen schwere Zeiten
    …«
    Francis sah auf seine sonnengebräunten Hände, auf denen die Zeit ihre Spuren hinterlasssen hatte. Es waren mit Sicherheit keine schönen Erinnerungen, die ihm eingefallen waren.
    »Meine Frau bekam Krebs und starb. Das Geschäft lief schlecht damals. Um nicht zu sagen, richtig schlecht. Ich brauchte Geld für die Behandlung, und diese Scheibe war ein Vermögen wert, deshalb
    …«
    Francis entwich ein Seufzer, wie das Schnaufen nach lebenslanger Atemverhaltung.
    »Als ich sie schweren Herzens verkaufte,

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