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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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sie den Garten und erreichten das schmiedeeiserne Tor. Nicolas sah seinen Wagen, der ein Stück weiter in der Sonne geparkt war. Ein Backofen sicherlich.
    Mit zwei Fingern griff er in seine Jackentasche und zog eine Visitenkarte heraus.
    »Hier, für dich. Wenn du mal in der Nähe von Monte Carlo bist, 368

    kannst du davon ausgehen, dass immer ein freies Bett und etwas zu essen im Kühlschrank für dich da sein wird.«
    Jean-Paul nahm die Karte und sah sie an, ohne etwas zu sagen.
    Nicolas war sicher, dass er sie nicht wegwerfen würde. Vielleicht sähen sie sich nie wieder, aber es war klar, dass er sie nicht wegwerfen würde.
    Er hielt dem Mann seine Hand hin und spürte wieder seinen energischen Händedruck.
    »Apropos. Da ist noch eine Sache, die ich dich fragen wollte. Nur aus reiner Neugier, hat jetzt nichts mit dieser Sache zu tun.«
    »Sag schon.«
    »Warum Disque à Risque?«
    Diesmal war es Francis, der lachen musste.
    »Ach, das … Als ich das Geschäft aufgemacht habe, hatte ich nicht die leiseste Ahnung, wie es laufen würde. Das Risiko lag nicht bei den Kunden, sondern bei mir.«
    Hulot ging, lachend und kopfschüttelnd, während Francis ihm von der geöffneten Tür aus nachsah.
    Als er den Wagen erreichte, kramten seine Hände in der Jackentasche nach den Schlüsseln. Er konnte den blauen Zettel spüren, den ihm Jean-Paul gegeben hatte, mit dem Namen und der Telefonnummer. Er zog ihn heraus und betrachtete ihn einen Moment lang, in Gedanken versunken.
    Er dachte, vermutlich hatte Disque à Risque, der Laden für Schallplattenraritäten, seinen größten Erfolg erst viele Jahre nach seiner Pleite zu verzeichnen.
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    Als er durch Carnoux-en-Provence in Richtung Cassis fuhr, kam Morellis Anruf. Die Elektronik des Handys interferierte mit den Frequenzen des Radios, das auf Europe 2 eingestellt war, und löste in den Boxen ein leichtes Knattern aus. Eine Sekunde später ertönte der Signalton des Mobiltelefons. Hulot nahm es vom Beifahrersitz und ging ran.
    »Ja.«
    »Kommissar, ich bin’s, Morelli. Ich habe die Adresse gefunden, die Sie wollten. Es hat ein bisschen gedauert, denn wie Sie schon vermutet hatten, die Nummer gibt es nicht mehr. Es handelt sich um ein altes Nummernsystem. Ich musste bei der France Telecom ein wenig recherchieren.«
    Hulot machte eine ärgerliche Geste.
    »Sag schon, Morelli.«
    »Die Nummer gehört zu einem Landgut, Domaine La Patience, Chemin de l’Hiver, Cassis. Aber die Sache hat einen Haken …«
    »Nämlich?«
    »Das Telefon wurde von Amts wegen gesperrt. Es hat nie eine Kündigung gegeben. Irgendwann wurden die Zahlungen eingestellt, und das Unternehmen hat nach ein paar unbeantworteten Mahnungen die Leitung stillgelegt. Die Person, mit der ich gesprochen habe, konnte mir auch nicht mehr sagen. Für weitere Informationen müsste man noch gründlicher nachforschen, aber ich hielt es nicht für angebracht …«
    »Kein Problem, Claude, ist schon okay so. Danke.«
    »Keine Ursache, Kommissar.«
    Am anderen Ende gab es ein kurzes Zögern. Hulot verstand, dass Morelli auf ein Zeichen von ihm wartete.
    »Na, sag schon.«
    »Geht’s gut?«
    »Ja, Morelli, es geht gut. Morgen werde ich dir sagen können, ob es noch besser geht. Mach du es gut, erst mal.«
    »Sie auch, Kommissar. Passen Sie auf sich auf.«
    Hulot legte das Handy wieder auf den Beifahrersitz. Die Informationen, die Morelli ihm gegeben hatte, musste er nicht aufschreiben.
    Sie hatten sich seinem Gedächtnis eingeprägt, und da wurden sie auch noch eine ganze Weile bleiben. Als er aus Carnoux herausfuhr, einer provenzalischen Kleinstadt, modern, sauber und ordentlich, 370

    ließ er anderen Erinnerungen aus seinem Gedächtnis freien Lauf.
    Genau auf dieser Straße, Richtung Cassis, war er vor vielen Jahren auch mit Celine und Stephane gefahren, während eines Urlaubs, in dem sie gelacht und herumgealbert und den Rand dessen gestreift hatten, was ihm als Gipfel des Wohlbefindens erschienen war, um nicht noch stärkere Worte zu bemühen. Im Vergleich zu seiner jetzigen Situation war es das pure Glück gewesen, das ihm sein nachfolgendes Leben trockengelegt hatte, so viel Energie hatte er in die Trauerarbeit investiert.
    Sein Sohn war damals sieben Jahre alt gewesen, oder fast sieben.
    Sie waren in Cassis angelangt, und Stephane hatte sofort die Aufregung erfasst, die alle Kinder packt, wenn sie ans Meer kommen. Sie hatten das Auto außerhalb der Ortschaft geparkt und waren einen steilen Weg zum Meer

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