Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
Vom Netzwerk:
erzählt haben.«
    »Keine Ursache. Ist doch selbstverständlich. Schönen Urlaub noch.«
    Der Mann wandte sich ab, um seine Kunst mit der von Bertot zu vereinen. Als Hulot ins Auto stieg, wurde er noch mal gerufen.
    »Hey, hören Sie. Wenn Sie heute Abend guten Fisch essen wollen, dann gehen Sie mit Ihren Freunden zu La Coquille d’Or, unten am Hafen. Und wenn man Sie woanders übers Ohr haut, dann kommen Sie ja nicht und jammern mir was vor. Nicht vergessen, La Coquille d’Or. Das ist mein Schwager. Sagen Sie ihm, dass Gaston Sie schickt, und er wird Sie fürstlich bedienen.«
    Na sieh mal einer an, Gaston. Gaston-le-Beau. Volltreffer. Heute ist wirklich mein Glückstag, dachte Hulot, als er den Motor anließ.
    Während er aufgewühlt nach Cassis zurückfuhr, in der festen Absicht, den dortigen Friedhof zu besuchen, dachte Nicolas Hulot, dass er noch ganz schön viel Glück brauchen würde, um gewisse Rechnungen zu begleichen.
    379

43
    Nicolas Hulot zog einen Parkschein aus dem Automaten und stellte den Wagen wieder an denselben Platz, an dem er vorher schon geparkt hatte.
    Von dort aus konnte man ein bisschen links oberhalb des Parking de la Viguerie einen kleinen, von Zypressen eingerahmten Friedhof sehen.
    Er stieg aus dem Auto, verließ den Parkplatz und lief die steile Straße hoch, anscheinend die Verlängerung der Gasse, auf der er vor nicht allzu langer Zeit runtergegangen war. Als er Richtung Friedhof kam, sah er direkt unterhalb desselben eine freie, betonierte Fläche, auf welcher die Linien für einen Tennisplatz und ein Basketballfeld gezeichnet waren. Ein paar Jungs dribbelten mit einem Ball herum, ganz vertieft in ihr Spiel auf einen vereinzelten Korb.
    Die Anlage eines Sportplatzes direkt unterhalb eines Friedhofs kam ihm merkwürdig vor. Merkwürdig im positiven Sinn. Im Grunde zeugte es nicht von mangelndem Respekt, sondern vom einfachen und ewigen Nebeneinander von Leben und Tod, ohne tiefe Wunden, ohne falsche Scham. Wenn er an diese Märchen glauben würde, hätte er gesagt, dass diese Nähe eine Weise ist, die Toten am Sein der Lebendigen teilhaben zu lassen.
    Er kam zur Friedhofszufahrt.
    Ein blaues Schild an einer Straßenlaterne verriet ihm, dass er die Allee du Souvenir Français betrat. Auf einer Steinfläche, eingeschliffen in den Fels des Hügels, teilte ihm ein weißes Schild mit blauroter Umrahmung dasselbe mit.
    Er lief ein paar Meter auf dem Kiesweg, der links zum Eingang unter einem Mauerbogen führte. Neben dem Tor hing in einem verwitterten Schaukasten ein weiteres Schild, dem zu entnehmen war, dass der Friedhofswärter im Winter zwischen 8 und 17 Uhr zur Verfügung stand.
    Hulot ging unter dem Torbogen durch und betrat den Friedhof, wo er den Kies unter seinen Schuhen knirschen hörte.
    Sofort nahm er die Stille wahr.
    Es spielte keine Rolle, dass gleich neben ihm ein paar Jungs in ihrer Spielbegeisterung herumlärmten, dass die Ortschaft voller Touristen und sommerlicher Geräusche war, dass man nicht weit weg die Autos kommen und fahren hörte.
    Die Mauer schien aus einer Art lärmisolierendem Material gebaut 380

    zu sein, das die Geräusche nicht abhielt, sondern einfach ihre Natur transformierte, als würde der Lärm, wenn man eintrat, zum unerlässlichen Bestandteil der Stille, die dort zu atmen war.
    Gemächlich lief er den Pfad zwischen den Gräbern entlang.
    Die Aufregung über seine neuen Fortschritte im Fall hatte sich während der Fahrt von La Patience bis hierher schon gelegt. Jetzt war der Moment der Rationalität gekommen, eine Einladung zur Ruhe, zum Nachdenken. Jetzt war der Moment gekommen, sich selbst daran zu erinnern, dass das Leben irgendeines Menschen von ihm und weiteren Erfolgen abhing.
    Der Friedhof war sehr klein, eine Reihe von Pfaden, die im Schachbrettmuster zwischen den Gräbern verliefen. Um den wenigen verfügbaren Platz besser auszunutzen, führte rechts eine Treppe hoch zu einer Reihe von Terrassen, auf denen weitere Gräber zu erahnen waren und sich an den Hügel schmiegten, dar weit über die Mauer hinaus anstieg.
    Genau in der Mitte ragte eine riesige Zypresse in den wolkenlosen Himmel.
    Auf der rechten und auf der linken Seite, direkt an den gegenüberliegenden Friedhofsmauern, standen zwei kleinere Gebäude mit rotem Ziegeldach. Das rechte schien, dem Kreuz auf dem Giebel nach zu urteilen, eine Kapelle zu sein. Das andere diente vermutlich als Geräteschuppen. Während er es betrachtete, öffnete sich eine Holztür, und ein Mann kam

Weitere Kostenlose Bücher