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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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äußerst ergiebig gewesen.
    Zuerst der Gewinn im Casino, und jetzt auch noch der Betrag im Koffer … Wie sagen die Alten? Wo Geld ist, kommt Geld dazu.
    Und so würde es weitergehen, da war er sich sicher.
    Lasst uns abwarten und Tee trinken, sagte er sich, abwarten und Tee trinken.
    Eine Volksweisheit besagt, dass eine stehende Uhr zweimal am Tag richtig geht. Die Tatsachen bewiesen, dass seine Uhr gar nicht stehen geblieben war und dass sie angefangen hatte, bessere Zeiten anzuzeigen.
    Er erhob sich von der Bank und nahm den Koffer, der zwar um einiges leichter war als der Sack, den er Mosse übergeben hatte, der ihm aber viel schwerer vorkam. Er blieb einen Moment stehen, um nachzudenken. Für diesen Abend hatte er genug vom Café de Paris.
    Man durfte an einem Tag nicht zu viel vom Glück verlangen. Er war von Jacques, dem Tontechniker, zur Place du Casino mitgenommen 439

    worden. Er könnte sich jetzt ein Taxi holen oder zu Fuß zum Hafen hinuntergehen, ein paar Bier im Stars ’n’ Bars trinken, sein nagelneues Auto aus dem Parkhaus am Sender holen und nach Nizza zurückfahren. Noch war es nicht der Porsche, den er gerne gehabt hätte, aber das war jetzt nur noch eine Frage des Abwartens. Für den Moment reichte es dicke, um nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren zu müssen von seiner neuen Wohnung an der Place Pellegrini in der Gegend von Acropolis, einem kleinen, aber eleganten Apartment, das er kürzlich gemietet hatte. Ironischerweise lag sie nicht weit von seiner alten Wohnung entfernt, die ihm Maurice, möge die Pest ihn holen, weggenommen hatte.
    Er sah auf die Uhr. Es war noch früh, und die Nacht war lang.
    Laurent Bedon ging ohne Eile in Richtung Hotel de Paris, mit dem beschwingten Gang eines Mannes, der vor Optimismus strotzte und sich vornahm, den Rest der Abendplanung spontaner Eingebung zu überlassen.
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    Remy Bretecher setzte den Helm auf und löste mit dem Fuß den seitlichen Ständer des Motorrads. Obwohl die Straße bergab ging, konnte er die Pegasus Aprilia leicht halten. Er war so aufgeregt, dass er ihr Gewicht auch mit nur einem Bein abgefangen hätte. Geparkt hatte er rechts vor dem Casino, auf dem Parklatz für Motorräder vor dem Hotel Metropole. Er hatte seinen Mann im Visier, der gerade die Gärten durchquerte und nun zum Springbrunnen kam. Remy war kein Anfänger, was eine bestimmte Art der Beschattung betraf. In der Regel war sein Wirkungsfeld ein anderes, das Casino von Menton oder Nizza beispielsweise, oder andere kleine Spielbanken, die eigentlich über die ganze Küste verstreut lagen. Manchmal kam er sogar bis Cannes. Monte Carlo war, was bestimmte Tätigkeiten anging, eher off limits. Zu gefährlich, zu elitär und zu viel tüchtige Polizei unterwegs. Remy wusste sehr wohl, dass sich in den Spielbanken übertrieben viele Zivilpolizisten unter den normalen Gästen befanden.
    An diesem Abend war er nur als einfacher Tourist unterwegs. Er wollte ein bisschen herumschnüffeln, um zu sehen, was für ein Wind im Fürstentum wehte im Hinblick auf den Massenmörder. Er war fast zufällig ins Café de Paris geraten, und nur aus reiner Routine bemerkte er diesen dreisten Typen mit dem Syphilisgesicht, der beim Roulette drei Volltreffer hintereinander landete, ein Schweineglück wie ein Sechser in der Nationallotterie.
    Unauffällig war er ihm zur Kasse gefolgt und hatte gesehen, wie er sich die Riesensumme des magot in seine Innentasche steckte. Das hatte einen Urlaubsabend augenblicklich in einen Arbeitsabend verwandelt. Eigentlich arbeitete Remy am Stadtrand von Nizza als Automechaniker in einer Werkstatt, die auf die maßgeschneiderte Aufrüstung von Motorrädern spezialisiert war. Er kannte sich so gut mit Motoren aus, dass sein Chef, Monsieur Catrambone, wegen seiner Fehltritte ein Auge zudrückte. In der Tat hatte ihm das, was er jetzt in diesem Augenblick machte und was man als eine Art Nebenbeschäftigung bezeichnen könnte, als Minderjährigem ein paar Aufenthalte in Erziehungsanstalten eingebracht. Jugenderlebnisse, die mangelnder Erfahrung zu verdanken waren, ungeachtet so mancher Großsprecherei. Im Moment drohte zum Glück kein Aufenthalt in heimatlichen Gefängnissen. Auch galt in modernen Zeiten Handtaschenraub als eine lässliche Sünde, und Remy war clever genug, bei 441

    seinen »Arbeitskontakten«, wie er sie nannte, nicht mit der Waffe herumzufuchteln. Alles in allem lohnte sich die Spielerei, und die Tatsachen sprachen für sich. Man

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