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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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wäre nicht schlecht gewesen, die Arbeit gleich an Ort und Stelle zu erledigen, wo er die Möglichkeit hatte, in wenigen Sekunden auf seine zwei Räder zu springen und sofort zu verschwinden.
    Er hatte beobachtet, wie der Mann sich auf einer Bank niederließ, 443

    und war ohne sich sehen zu lassen weitergegangen, da sich eine andere Person neben ihn gesetzt hatte. Zwischen den beiden hatte etwas Seltsames stattgefunden. Der mit dem Gesicht eines Toten, dem er zuvor gefolgt war, hatte dem anderen einen Sack gegeben und im Gegenzug einen Aktenkoffer bekommen.
    Die Sache stank zum Himmel. Oder duftete, je nachdem, wie man es sah. Es bestand die gar nicht so unwahrscheinliche Möglichkeit, dass in diesem Koffer irgendetwas Wertvolles war. Diese vielversprechende Vermutung, zusammen mit der Summe, die er ihn im Café de Paris hatte einsacken sehen, könnte dem Abend einen Eintrag in sein persönliches Guinnessbuch unter »absolute Spitzeneinnahmen« verschaffen.
    Der Augenblick, als sich die beiden nach beendeter Übergabe getrennt hatten, war ihm entgangen. Von rechts war eine Gruppe von Personen gekommen und Richtung Casino hinabgelaufen. Remy hatte sich gefragt, ob er trotzdem in Aktion treten sollte. Auch wenn sein Opfer um Hilfe rufen würde, was er bezweifelte, mischte sich für gewöhnlich niemand in solche Geschichten ein. Kam es zu Überfällen hatten die Menschen die Tendenz, sich teuflisch schnell auf ihre eigenen Angelegenheiten zu besinnen. Nicht umsonst wurde in Selbstverteidigungskursen gelehrt, im Falle eines Überfalls niemals
    »zu Hilfe« zu rufen, diese magischen Worte, die auf einen Schlag dazu führen, dass man nur noch den Rücken der Menschen sieht und diese sich in größtmöglicher Eile entfernen. In solch einem Fall schreit man besser »Feuer«, um die Gesichter von Menschen zu sehen, die eilig herbeistürzen.
    Remy wusste sehr wohl, dass Helden nicht wie Unkraut aus der Erde schossen. Trotzdem konnte einem jederzeit die Ausnahme begegnen, die auch diese Regel bestätigt, und das hatte er bisher noch nicht riskieren wollen.
    Er startete mit dem Motorrad, nahm die Abkürzung über die Avenue des Beaux Arts, fuhr nach links in die Avenue Princesse Alice, um die betreffende Person wieder ins Visier zu bekommen, die bereits in die Avenue de Monte Carlo eingebogen war, jene Straße mit Blick aufs Meer, welche in der Avenue d’Ostende mit der Straße zusammenlief, auf der er jetzt fuhr.
    Wäre er nicht mit Lenken beschäftigt gewesen, hätte sich Remy die Hände gerieben. Dieses Straßenstück war praktisch ausgestorben.
    Ideale Bedingungen für Raubtiere wie ihn und für ihre Jagd nach dem täglichen Futter.
    444

    Remy fuhr langsam im zweiten Gang weiter, das Helmvisier hochgeklappt, den Reißverschluss der dünnen Lederjacke halb offen, eben wie ein normaler Tourist, der auf dem Motorrad die warme Luft dieser Sommernacht in aller Ruhe genießen möchte.
    Da war er ja, sein Mann. Er lief gemächlich und rauchte eine Zigarette. Sehr gut. Am Anfang der Avenue d’Ostende überquerte er sogar die Fahrbahn, so dass er nun auf seiner Straßenseite lief. Und dann hielt er auch noch den Koffer in der linken Hand, und damit in der günstigsten Position für sein Vorhaben. Remy traute seinen Augen nicht. Wenn er selbst die Bedingungen hätte bestimmen können, wäre es ihm nicht besser gelungen. Er dachte, dass sein nächster Kunde für diesen Abend und mit dem Gewinn im Café de Paris ganz entschieden seine Dosis Glück aufgebraucht hatte.
    Angesichts der Ausgangslage kam es ihm so vor, als könne er bei dieser Aktion etwas weniger vorsichtig vorgehen als gewöhnlich.
    Andererseits, wenn du nicht zum Bahnhof gehst, nimm nicht den Zug, wie sein Chef, der bärtige Monsieur Catrambone, immer sagte.
    Er atmete tief durch und entschied, dass die Zeit reif war. Mit dem Vorderrad visierte er den Bordstein an, und indem er das Lenkrad hochriss, half er sich, das Hindernis zu überwinden.
    Er befand sich nun hinter seinem Opfer, das genau in diesem Moment die Kippe wegwarf. Man musste sich ranhalten, bevor der Mann beschloss, den Koffer wieder in die andere Hand zu nehmen.
    Schnell beschleunigte Remy und fuhr dicht an den Mann heran, der instinktiv den Kopf drehte, als er das Motorengeräusch hörte. Remys Faust traf ihn links zwischen Nase und Mund.
    Der arme Kerl fiel zu Boden, wohl eher wegen des Schrecks als wegen des Schlags, hielt aber den Koffer fest umklammert. Remy stoppte und riss das Hinterrad

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