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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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musste die Dinge nur mit ein bisschen Grips anpacken, und ein Zweiteinkommen hatte noch nie jemandem geschadet.
    Ab und zu, wenn er spürte, es sei der richtige Abend, zog er durch die Casinos und beobachtete die einsamen Spieler, wie sie riesige Summen gewannen. Er folgte ihnen zum Ausgang und fuhr dann mit dem Motorrad hinterher. Wenn sie mit dem Auto unterwegs waren, wurde die Sache schon schwieriger. Er musste ihnen bis zu ihrem Haus auf den Fersen bleiben, und wenn sie dann eine Garage innerhalb eines geschlossenen Grundstücks hatten, war alles umsonst gewesen. Er sah den Wagen hinter einem Tor verschwinden oder die Abfahrt zu einer Garage hinabfahren, bis ihm das Aufblinken der Bremsleuchten einen freien Abend signalisierte. Wenn sie dagegen auf der Straße parkten, war die Sache geritzt. Er erreichte sie in dem Moment, da sie vor der Haustür nach dem Schlüssel kramten. Es ging blitzschnell. Den Helm auf dem Kopf und eine Hand in der Tasche bedrängte er sie, das Geld an ihn herauszurücken. Die Hand in der Tasche konnte ein Bluff sein oder tatsächlich die Existenz einer Pistole bedeuten. Und die Summen, auf die er es abgesehen hatte, waren nicht so hoch, dass ihr Besitzer sein Leben aufs Spiel gesetzt hätte, um den Diebstahl zu verhindern. Alles sprach also dafür, das Geld dem neuen Besitzer auszuhändigen. Es folgte eine schnelle Flucht auf dem Motorrad, und die Sache war beendet. Was blieb, war die Spannung, welchen Gewinn die Transaktion nach Art einer gewöhnlichen Bankautomatenbenutzung erbracht hatte.
    Entfernte sich der »Kunde« dagegen zu Fuß, so musste man nur den richtigen Moment abwarten, eine Gegend mit wenig Verkehr, keine flics in Sicht, möglichst schwache Straßenbeleuchtung, und dann war der Ablauf derselbe. Oft nur sehr viel schneller.
    In Anbetracht der Tatsache, dass seine Kunden notorische Casinobesucher waren, hatte sich Remy mehr als einmal gefragt, ob sein Laster nicht auch eine Art Spielleidenschaft war, eine abgewandelte Form der Abhängigkeit vom Spieltisch mit allem Drum und Dran. Er war schließlich zu dem Schluss gekommen, dass er den Befallenen eine Art Heilmethode anbot, die sie am eigenen Leibe spüren ließ, dass unrecht Gut selten gut tut.
    Eine Form von Selbstabsolution im Großen und Ganzen.
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    Sich für einen gewöhnlichen Kriminellen zu halten, war ihm nie in den Sinn gekommen.
    Er drückte den Starterknopf, und der Motor schnurrte leise, aber mit einem runden Geräusch, selbst im Leerlauf. Er hoffte, dass sein Mann sich nicht in Richtung des Taxistands neben dem Hotel de Paris begeben würde. Das würde die Sache etwas vereinfachen, denn ein Mensch in einem Taxi hieß, keine Garage im Untergeschoss eines Hauses. Es konnte dann allerdings sein, dass der Abend noch nicht zu Ende und das Risiko stets präsent war. Für gewöhnlich endeten Spieler, die sich in Schwierigkeiten befanden, damit, dass sie ihren Gewinn übel verschleuderten, in einem der Nightclubs, an denen Nizza unvorstellbar reich war und die meistens eine Art legalisiertes Freudenhaus darstellten. Sie spendierten nach allen Seiten Getränke und boten schließlich einer entraineuse für schnelle Zuwendungen im Separee eine Summe, von der eine dreiköpfige Familie eine ganze Woche hätte leben können. Es hätte ihm missfallen, wenn die Frucht eines solchen Glücks im Rachen einer Nutte gelandet wäre.
    Er hob mit dem Fuß den Hebel für die Schaltung, legte den ersten Gang ein, fuhr los und kreuzte seinen Mann, als er auf der Höhe des Zentralbeets den Platz überquerte. Er hielt an und bockte das Motorrad wieder auf. Dann stieg er ab, als müsse er die Gepäcktasche am hinteren Kotflügel kontrollieren.
    Mit Erleichterung sah er, dass der Mann das einzige Taxi am Wartestand hinter sich ließ. Wenn er runter Richtung Sainte-Devote ginge, wäre das ein unglaubliches Glück. Diese Zone war für gewöhnlich kaum von Fußgängern bevölkert, ganz besonders um diese Uhrzeit, und das liefe auf schnelle und saubere Arbeit hinaus, zumal er sofort in die Straße nach Nizza einbiegen und über eine der drei Küstenstraßen entschwinden konnte.
    Remy war wie elektrisiert gewesen über diesen unverhofften Job.
    Als er aus dem Café de Paris getreten war, hatte er sein Opfer zu Fuß durch den Park verfolgt. Der Mann war in eine Richtung gegangen, die ihn bis auf wenige Meter an die Stelle herangeführt hatte, wo sein Motorrad stand. Er hätte ihn gleich dort im Halbschatten dieser Zone attackieren können. Es

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