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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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geöffnetem Kofferraum.
    Im Inneren befand sich der tote Körper eines Menschen.
    Das Ganze wirkte wie eine schlechte Kopie des Mordes an Allen Yoshida, wie eine misslungene Generalprobe. Im Kofferraum lag zusammengekrümmt die Leiche eines Mannes auf ihrer rechten Seite. Sie trug eine blaue Hose und ein weißes, blutbeflecktes Hemd.
    Auf der Brust, genau über dem Herzen, klaffte im Hemd ein ausgefranster Schnitt, von dem aus sich das Blut auf dem Stoff ausgebreitet hatte. Wie immer aber war es der Kopf, der am schlimmsten zugerichtet war. Der Leichnam schien die Auslegeware an der Seitenwand des Kofferraumes wenige Zentimeter vor seinen aufgerissenen Augen anzustarren, mit seinem schrecklichen Grinsen im gehäuteten Gesicht und dem geronnenen Blut auf dem kahlen Schädel, wo ein höhnisches Haarbüschel davon zeugte, dass die Arbeit diesmal in ziemlicher Eile vorgenommen worden war.
    481

    Frank sah sich um. Keiner der Polizeibeamten schien von Brechreiz geschüttelt.
    Man gewöhnt sich an alles, an Schönes wie an Schreckliches.
    Aber das hier war keine Gewöhnung, das war ein Fluch, und von irgendeiner Seite her musste eine Möglichkeit kommen, ihn zu lösen.
    Und er musste sie finden, koste es, was es wolle, wenn er nicht von neuem auf der Bank aus Schmiedeeisen und Holz im Park der Psychiatrie landen wollte, um einen Gärtner Bäume pflanzen zu sehen, ohne ihn wahrzunehmen.
    Er erinnerte sich an das Gespräch mit Pater Kenneth. Wenn er jetzt hier wäre, könnte er ihm sagen, dass er seine Meinung zumindest teilweise geändert habe. Er konnte immer noch nicht an Gott glauben, aber er hatte begonnen, an den Teufel zu glauben.
    »Was ist passiert?«, fragte er in die Runde.
    Ein Polizeibeamter trat vor. Frank wusste nicht, wie er hieß. Er erinnerte sich aber, dass er zu der Gruppe gehört hatte, die mit der Überwachung von Jean-Loups Villa betraut gewesen war. Zu seinem Glück nicht an dem Tag, an dem sie entdeckt hatten, dass er Keiner war.
    »Ich hatte den Wagen heute Morgen hier im Parkverbot stehen sehen. Eigentlich sind wir in solchen Fällen ziemlich streng und lassen die Autos sofort abschleppen, aber im Moment, bei all diesem Durcheinander …«
    Der Polizist verwies mit einer Handbewegung auf eine Situation, die Frank nur allzu gut kannte. Er wusste um den unerträglichen Schichtdienst, den die Polizisten zu leisten gezwungen waren, um das ständige Kommen und Fahren der Streifenwagen, das hektische Hin und Her, mit dem die zahlreichen Hinweise aus der Bevölkerung bewältigt werden mussten. Vor allem Letzteres war die unvermeidliche Konsequenz eines Falles, wie sie ihn jetzt erlebten. Alle Mythomanen der Welt schienen entfesselt. Keiner war bereits an tausend verschiedenen Stellen gesichtet worden, und alle hatten sie kontrollieren müssen, ohne Ergebnis.
    Ja, Frank kannte die Situation nur zu gut. Er bedeutete dem Polizeibeamten fortzufahren.
    »Als ich nach einer Weile wieder rauskam, sah ich, dass das Auto noch immer an derselben Stelle stand. Ich dachte, es gehört vielleicht jemandem aus der Gegend, der auf dem Revier irgendetwas zu erledigen hatte. Manchmal lassen sie es einfach drauf ankommen und stellen sich da hin … Also bin ich hingegangen, um mich um die 482

    Sache zu kümmern. Ich wollte gerade den Abschleppdienst rufen, als mir auffiel, dass ich das Nummernschild kenne. Ich war mal oben in Beausoleil, bei der Villa von …«
    »Ja, ich weiß«, unterbrach ihn Frank. »Und dann?«
    »Na ja, als ich am Auto stand, sah ich auf dem Kofferraum in der Nähe vom Schloss einen roten Fleck und ich dachte, es könnte Blut sein. Also habe ich Morelli angerufen, und wir haben das Schloss geknackt. Und das da drinnen entdeckt …«
    Der Beamte zeigte auf die Leiche.
    So weit war es schon, »das da drinnen«. Und »das da«, wie nennst du es, wenn du Schwierigkeiten hast, es ein menschliches Wesen zu nennen, so war es doch?
    Damit man besser in den Kofferraum hineinsehen konnte, öffnete er den Deckel vollständig, indem er ihn vorsichtig mit einem Kugelschreiber nach oben schob, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen.
    »Und das da war auch drin …«
    Frank wusste schon, was jetzt kommen würde. Auf dem Blech war eine in Blut geschriebene Schrift zu sehen, die übliche schändliche Schrift als Kommentar zu einer neuen Heldentat.
    Ich töte …
    Frank biss sich auf die Wange, bis der Schmerz unerträglich wurde. Er nahm den süßlichen Geschmack seines Blutes wahr. Das war es also, was Jean-Loup

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