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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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ihm in dem kurzen Telefonat vom Vortag angekündigt hatte. Dass es keine Hinweise mehr geben würde, Leichen aber schon. Jetzt war dieses arme Wesen im Kofferraum die Bestätigung dafür, dass der Krieg weiterging, und auch diese neue Schlacht hatten sie verloren. Mit dem Auto, das samt seiner makabren Ladung direkt hier vor der Zentrale abgestellt worden war, spottete man zum soundsovielten Mal all ihrer Bemühungen. Frank dachte an Jean-Loups Stimme, endlich klar und ohne Verzerrungen, mit Verkehrsgeräuschen im Hintergrund. Er hatte ihn über ein billiges Handy mit Prepaidkarte angerufen, das er vermutlich extra zu diesem Zweck in einem Elektronikdiscount gekauft hatte. Nach dem Telefonat hatte er es auf einer Bank liegen lassen. Der Junge, den sie geschnappt hatten, war daran vorbeigekommen, hatte es entdeckt und an sich genommen. Dann hatte er begonnen zu telefonieren, und während des Gesprächs mit seinem großen Bruder, dem er von seinem Fund erzählte, hatten sie ihn geschnappt. Wer das Handy auf der Bank liegen gelassen hatte, wusste der Junge nicht, und auf dem Apparat waren nur seine eigenen Fingerabdrücke festzustellen.
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    Frank blickte wieder auf die Leiche im Kofferraum. Auch wenn er sich größte Mühe gab, gelang es ihm nicht, sich vorzustellen, wie die Medien diesmal reagieren würden. Es würde ein äußerst kompliziertes Unterfangen sein, die richtigen Worte zu finden, um diese neue Tat kurz und knapp zu beschreiben.
    Die Reaktionen von Durand und Roncaille waren ihm, ehrlich gesagt, egal. Und ebenso ihr berufliches Schicksal. Er hoffte nur, dass ihm der Fall nicht aus der Hand genommen wurde, bevor es ihm gelungen war, Keiner zu schnappen.
    »Weiß man, wer dieser arme Teufel ist?«
    Morelli, der auf der anderen Seite des Wagens stand, ging um das Auto herum und stellte sich neben ihn.
    »Nein, Frank. Er hatte keine Papiere dabei. Nichts.«
    »Ich fürchte, wir werden es bald wissen. Seiner Haut nach zu urteilen muss er relativ jung gewesen sein. Wenn der Mörder bei seinem gewohnten Schema geblieben ist, dürfte er relativ bekannt, gut aussehend und dreißig, fünfunddreißig Jahre alt gewesen sein. Ein armer Teufel, dessen einziger Fehler es war, sich zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort aufgehalten zu haben. Und mit dem falschen Mann, möge ihn der Blitz treffen. Sicher meldet sich bald irgendein VIP, um sein Verschwinden anzuzeigen, und dann wissen wir, um wen es sich handelt. Versuchen wir besser, es schon vorher herauszubekommen.«
    Ein Polizeibeamter trat vor.
    »Inspektor …«
    »Was ist, Bertrand?«
    »Ist nur eine Idee … vielleicht ganz dumm, aber …«
    »Sag nur.«
    »Die Schuhe, Inspektor.«
    »Was ist denn mit den Schuhen?«
    Der Beamte zuckte mit den Schultern.
    »Na ja, das sind Segelschuhe. Ich habe ganz ähnliche.«
    »Solche Schuhe gibt es in rauen Mengen, und ich glaube kaum
    …«
    Frank, der ahnte, worauf der Beamte hinauswollte, unterbrach Morelli.
    »Lass ihn ausreden, Claude. Sprich weiter, Bertrand.«
    »Auf diesen Schuhen, wollte ich sagen, steht nicht nur die Marke des Herstellers, sondern auch das Logo einer Zigarettenmarke. Das könnte der Name eines Sponsors sein. Und da in diesen Tagen …«
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    Schlagartig fiel Frank die Regatta ein. Er legte dem Beamten die Hand auf die Schulter.
    »… und da in diesen Tagen der Grand Mistral stattfindet, oder wie er heißt, könnte es jemand aus diesem Umfeld sein. Bravo, Junge, gute Arbeit!«
    Frank sprach sein Lob laut genug aus, dass auch die Kollegen es hören konnten. Bertrand ging zu ihnen zurück, als sei er der Matrose des Christoph Kolumbus, der als Erster »Land! Land!« geschrien hatte.
    Frank nahm Morelli beiseite.
    »Claude, was Bertrand gesagt hat, scheint mir plausibel. Auf jeden Fall ist es die einzige Spur, die wir haben. Also sollten wir uns in dieser Richtung umtun. Wir haben bereits unseren ganzen Einsatz verspielt. So, wie es im Moment aussieht, haben wir nichts mehr zu verlieren.«
    An der Ecke der Rue Raymond tauchte der blaue Einsatzwagen der Spurensicherung auf.
    Frank deutete mit dem Kopf in die Richtung.
    »Dir muss ich es nicht sagen, doch erinnere die Leute von der Spurensicherung daran, dass wir die Fingerabdrücke des Toten so bald wie möglich brauchen. So, wie er zugerichtet ist, bleibt nur diese Möglichkeit, ihn zu identifizieren. Es könnte sein, dass sein Zahnarzt gerade nicht abkömmlich ist …«
    Morellis Gesicht war von Zweifeln und Anstrengung gezeichnet.
    Nach einer

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