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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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der Mole von Fontvieille verabredet. Als sie kam, um ihn abzuholen, war er nicht da. Sie hat eine Weile gewartet und ist schließlich gegangen. Das Mädchen muss eine ziemliche Kratzbürste sein und ist heute Morgen wutschnaubend zum Boot des Sponsors gegangen, wo die Besatzung übernachtet, um ihm ins Gesicht zu sagen, was sie von ihm halte, dass man eine Frau wie sie nicht so behandele, und so weiter und so fort. Bedrängt von dieser entfesselten Furie ist ein Matrose in die Kabine hinuntergegangen, um ihn zu holen, aber die war leer. Und das Bett war gemacht, was heißt, dass er nicht auf dem Boot geschlafen hat.«
    »Könnte er es nicht selbst gemacht haben und dann ganz früh fortgegangen sein?«
    »Möglich ist das schon, aber äußerst unwahrscheinlich. Die Matrosen der Yacht stehen in aller Herrgottsfrühe auf, und irgendjemand hätte ihn bestimmt gesehen. Außerdem lagen auf dem Bett die Sachen, die er am Abend getragen hatte, die offizielle Kleidung der Try for the Sun, er muss also früher oder später auf dem Schiff gewesen sein, um sich umzuziehen.«
    487

    »Das beweist zwar nichts, aber wir sollten allen Hinweisen nachgehen. Vergleicht die Fingerabdrücke der Leiche mit denen in der Kabine dieses Mannes. Das ist der sicherste Weg.«
    »Habe ich bereits angeordnet. Einen Polizisten, der gerade in der Gegend war, habe ich angewiesen, die Kabine abzusperren. Und ein Mann der Spurensicherung ist schon auf dem Weg nach Fontvieille.«
    »Was hältst du davon?«
    »Der Verschwundene passt in die Kategorie von Keiners Opfern.
    Dreiunddreißig, hübscher Kerl, in Segelkreisen durchaus bekannt …
    Er ist Amerikaner, heißt Hudson McCormack.«
    Als er den Namen hörte, zuckte Frank so gewaltig zusammen, dass Morelli fürchtete, er falle vom Stuhl.
    »Wie heißt er?«
    »Hudson McCormack. Er ist Rechtsanwalt, aus New York.«
    »Ich weiß, Claude, ich kenne ihn bestens. Das heißt, ich kenne ihn überhaupt nicht, aber das ist der, über den wir gestern gesprochen haben, den ich beschatten lassen wollte.«
    Morelli steckte die Hand in die hintere Hosentasche und zog die Floppydisk heraus, die Frank ihm am Vortag gegeben hatte.
    »Hier ist die Diskette. Tut mir Leid, ich bin gestern einfach nicht dazu gekommen, mich darum zu kümmern. Das wollte ich heute tun
    …«
    Frank und Morelli fanden sich mit ihren Gedanken am selben Ort wieder. Beide wussten, was es bedeutete, dass diese Maßnahme aufgeschoben worden war. Hätte McCormack bereits am Vortag unter Bewachung gestanden, wäre er jetzt vielleicht noch lebendig, säße Jean-Loup Verdier vielleicht schon hinter Schloss und Riegel.
    Frank fand, dass es in dieser Geschichte immer noch viel zu viele
    »Wenns« und »Vielleichts« gab. Und jedes einzelne dieser Wörtchen lastete zentnerschwer auf seinem Gewissen.
    »Okay, Claude. Überprüfe es, und lass es mich wissen.«
    Morelli warf die nunmehr nutzlose Diskette auf den Schreibtisch und verließ den Raum. Frank blieb allein zurück. Er griff zum Telefon und rief Cooper zu Hause an, in Amerika, ohne sich um die Zeitverschiebung zu kümmern. Die Stimme seines Freundes klang in Anbetracht der Uhrzeit erstaunlich frisch.
    »Ja?«
    »Coop, ich bin’s, Frank. Hab ich dich geweckt?«
    »Geweckt? Ich bin noch gar nicht im Bett. Bin eben erst nach Hause gekommen und habe gerade meine Jacke an die Garderobe 488

    gehängt. Was gibt es?«
    »Die Hölle gibt es. Eine vollkommen wahnsinnige Geschichte.
    Der Mann, dem wir hinterher sind, unser Serienmörder, hat heute Nacht Hudson McCormack umgebracht und ihn gehäutet wie eine Antilope.«
    Einen Augenblick blieb es still. Wahrscheinlich traute Cooper seinen Ohren nicht.
    »Jesus Maria, Frank, die Welt scheint wirklich aus den Angeln geraten zu sein. Auch hier herrscht absolutes Chaos. Immerzu kommen Warnungen vor möglichen terroristischen Anschlägen, wir sind ununterbrochen in höchster Alarmbereitschaft. Du kannst dir das gar nicht vorstellen. Und gestern Nachmittag haben wir noch einen schweren Schlag erlitten. Osmond Larkin wurde im Gefängnis umgebracht, während des Hofgangs. Es kam zu einer Schlägerei zwischen Gefangenen, und er hat dran glauben müssen.«
    »Toll!«
    »Ja eben, toll. Nach all den Mühen, die du ja kennst, am Ende leer auszugehen.«
    »Tja, jedem das Seine, Coop. Hier sieht es auch nicht besser aus.
    Seit heute Morgen haben wir wieder eine Leiche mehr.«
    »Wie viele sind es inzwischen?«
    »Halt dich fest. Zehn.«
    Cooper war über die letzten

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