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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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gesenktem Kopf neben dem Auto und betrachtete seine Schuhe, die nebeneinander auf dem Kies standen. Er musste eine Entscheidung treffen, und er musste sie schnell treffen. Schließlich entschloss er sich, das zu tun, was er tun musste, zumindest als 497

    Erstes. Doch wer sagte eigentlich, dass er nicht versuchen konnte, zumindest versuchen, beides zu retten, das eine und das andere? Er zog sein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer der Polizei in Nizza. Sobald jemand abhob, nannte er seinen Namen und verlangte nach Kommissar Froben. Kurz darauf hatte er ihn in der Leitung.
    »Salut, Frank. Wie geht’s?«
    »Geht so. Und dir?«
    »Auch. Heraus mit der Sprache.«
    »Claude, ich möchte dich um einen Riesengefallen bitten.«
    »Wenn ich kann, helfe ich dir gern.«
    »Am Flughafen von Nizza müssten demnächst ein paar Leute abfliegen. General Nathan Parker, seine Tochter Helena und sein Enkel Stuart. Und dann musste noch ein Vierter dabei sein, ein gewisser Captain Ryan Mosse.« »Der Ryan Mosse?«
    »Genau. Du musst sie aufhalten. Ich habe keine Ahnung, wie, unter welchem Vorwand, aber du musst sie einfach daran hindern, ins Flugzeug zu steigen, bevor ich da bin. Sie wollen den Leichnam von Arijane Parker, eines von Keiners ersten Opfern, in die Vereinigten Staaten überführen. Vielleicht kannst du dort ansetzen, irgendeine bürokratische Hürde erfinden oder was weiß ich was. Es ist eine Frage von Leben und Tod, Claude. Jedenfalls für mich. Glaubst du, das könntest du tun?«
    »Für dich würde ich noch ganz anderes fertig bringen.«
    »Danke. Ich melde mich, sobald ich kann.«
    Gleich darauf gab Frank eine andere Nummer ein, die der Zentrale der Sûreté. Er verlangte nach Roncaille. Fast augenblicklich wurde er verbunden.
    »Herr Polizeipräsident, hier ist Frank Ottobre.«
    Roncaille, der seit zwei Tagen Windstärke zehn erlebte, überfuhr ihn wie ein Tornado.
    »Frank, Himmeldonnerwetter nochmal, wo um alles in der Welt stecken Sie?«
    Der unfeine Ausdruck im Munde des Polizeipräsidenten kündigte keinen gewöhnlichen Sturm, sondern den Orkan des Jahrhunderts an.
    »Hier ist die Hölle los, und Sie verschwinden einfach? Wir haben Ihnen einen äußerst delikaten Fall übertragen, doch statt dass es vorangeht, gibt es hier mehr Tote auf der Straße als Vögel auf den Dächern. Wissen Sie, dass in der Sûreté bald niemand mehr an seinem Platz sein wird? Ich persönlich kann von Glück sagen, wenn ich 498

    noch einen Job als Nachtwächter bekomme …«
    »Beruhigen Sie sich, Herr Polizeipräsident. Wenn Sie Ihren Job bis jetzt nicht verloren haben, dann werden Sie ihn wohl behalten. Es ist vorbei.«
    »Was soll das heißen: ›Es ist vorbei‹?«
    »Dass es vorbei ist. Ich weiß, wo sich Jean-Loup Verdier versteckt hält.«
    Stille auf der anderen Seite. Denkpause. Frank spürte den Sog des existentiellen Zweifels bei Roncaille. Sein oder nicht sein, glauben oder nicht glauben …
    »Sind Sie sich sicher?«
    »Zu neunundneunzig Prozent.«
    »Das reicht mir nicht. Ich will hundert Prozent.«
    »Hundert Prozent sind nicht von dieser Welt. Neunundneunzig scheint mir ein mehr als ansehnlicher Prozentsatz zu sein.«
    »Na gut. Wo steckt er?«
    »Erst habe ich eine Bedingung.«
    »Frank, überspannen Sie den Bogen nicht!«
    »Herr Polizeipräsident, vielleicht sollte ich eines kurz klarstellen.
    Mir ist meine Karriere egal. Ihnen die Ihre nicht. Wenn Sie mir meine Bitte abschlagen, lege ich auf, fahre nach Nizza und setze mich ins nächste Flugzeug mit Destination ›Leck mich am Arsch‹. Und Sie, um mich deutlich auszudrücken, und Ihren Freund Durand soll der Henker holen. War das klar genug?«
    Stille. Pause, um nicht zu platzen. Dann von neuem Roncailles Stimme, in verhaltener Wut.
    »Sagen Sie, was Sie von mir wollen.«
    »Ich will Ihr Ehrenwort für die offizielle Anerkennung, dass Kommissar Nicolas Hulot im Dienst ums Leben gekommen ist und dass die Witwe eine Rente bekommt, wie sie der Frau eines Helden zusteht.«
    Dritte Pause. Die wichtigste. Die Berechnung der Arschlöcher.
    Als Roncaille antwortete, war Frank zufrieden, dass er bis zwei gekommen war.
    »Okay, einverstanden. Sie haben mein Ehrenwort. Jetzt sind Sie dran!«
    »Trommeln Sie Ihre Männer zusammen und sagen Sie Kommissar Morelli, er soll mich auf meinem Handy anrufen. Und lassen Sie Ihre gute Uniform für die Pressekonferenz bügeln.«
    »Richtung?«
    499

    Endlich sagte Frank, was sich Roncaille so teuer erkauft

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