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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Maximum.
    Vor seinen Augen sieht er mit der Klarheit eines Animationsfilms, wie im CD-Gerät der musikalische Impuls generiert wird, wie er Schalter und Anschlüsse passiert, durch die Netzkabel rast und mit einer, gemessen an der Größe der Umgebung, übernatürlichen Gewalt die Tannoy-Boxen erreicht, aufsteigt in die Hochtöner und die Tieftöner und …
    Der kleine Raum explodiert. Es scheint, als wollten sich der rasende Rhythmus und der metallische Klang der Gitarren über die Boxen auf das Metall der Wände übertragen, um sie zu erschüttern und in einem geradezu perversen Verstärkungseffekt in Schwingung zu versetzen.
    Im dröhnenden Donner, den zu imitieren diese Musik berufen ist, kann er keine Stimmen mehr hören.
    Der Mann stützt seine Hände auf die Arbeitsfläche aus Holz und horcht einen Moment auf das Schlagen seines Herzens. Es schlägt so rasend, dass es auch ihm bestimmt scheint zu zerspringen unter dem Ansturm der Watt, zu denen die Tannoy fähig sind.
    Es gibt nur noch eins zu tun. Jetzt.
    Der Mann öffnet eine Schublade gleich unter der Arbeitsfläche zu seiner Rechten und streckt, ohne hinzusehen, eine Hand hinein.
    Als er sie wieder herauszieht, umklammern seine Finger den Schaft einer Pistole.
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58
    »Fertig!«
    Gachot, der Feuerwerker, ein großer, massiger Kerl mit Schnurrbart und Haaren von solch tiefer Schwärze, dass sie fast gefärbt wirkten, erhob sich mit einer Behändigkeit, die für einen Mann seiner Statur erstaunlich war. Frank ging davon aus, dass das, was seine Uniform so straff spannte, feste Muskelmasse war und nicht das Resultat einer Neigung, die Beine unter den Esstisch zu strecken und die körperliche Betätigung auf das Training der Kaumuskeln zu beschränken.
    Gachot trat von der Metalltür zurück. Am Schloss hatte er mit silbernem Klebeband eine metallene Kapsel von der Größe eines schnurlosen Telefons angebracht, mit einer kleinen Antenne und zwei Kabeln, eines schwarz, eines gelb, die von dem Gehäuse abgingen und in einem kleinen Loch direkt unter dem runden Öffnungsmechanismus der Tür verschwanden.
    Frank betrachtete die Sprengkapsel, die in ihrer Einfachheit ziemlich nichts sagend wirkte. Er musste an den Quatsch denken, den man aus dem Kino kannte, wo das Gerät, das zur Explosion der Atombombe führen und Millionen von Menschen das Leben kosten würde, immer mit einem roten Display ausgestattet war, auf dem unerbittlich die Sekunden verstrichen und im Countdown anzeigten, wie viel Zeit noch blieb bis zum großen Knall. Selbstverständlich gelang es dem Helden, das Ding zu entschärfen, wenn auf dem Display nur noch eine einzige, fatale Sekunde fehlte, nach schier endlosen Spannungsmomenten, in denen er gemeinsam mit den Zuschauern den dramatischen Zweifel durchlebte, ob er das rote oder das grüne Kabel durchtrennen solle. Bei solchen Szenen hatte Frank immer lächeln müssen. Das rote oder das grüne Kabel. Das Leben von Millionen von Menschen hing davon ab, ob der Held der Geschichte farbenblind war …
    Die Wirklichkeit sah anders aus. Da gab es nicht den geringsten Grund für einen Countdown, schlicht und einfach deshalb, weil kurz vor der Explosion normalerweise niemand neben der Bombe stand und auf den Timer starrte. Und sollte sich doch jemand in einer solch unglücklichen Situation befinden, dann war es für ihn sicher absolut zweitrangig, ob der Timer präzise funktionierte.
    Gachot ging zu Gavin hinüber.
    »Ich bin so weit. Die Männer sollten sich jetzt entfernen.«
    524

    »Sicherheitsabstand?«
    »Eigentlich dürfte es keine Probleme geben. Ich habe nur ein bisschen C4 benutzt, und das ist ein eher handlicher Sprengstoff.
    Wenn ich mich nicht irre, müsste das für unsere Zwecke ausreichen. Die Folgen der Explosion dürften relativ beschränkt sein. Das einzige Risiko ist die Tür selbst. Sie ist mit Blei verkleidet, und wenn ich mich bei der Berechnung der Menge geirrt und ein bisschen zu viel benutzt habe, könnte sie splittern. Deshalb wäre es besser, wenn alle in die Garage gingen.«
    Frank bewunderte die außerordentliche Besonnenheit des Feuerwerkers, der gleichermaßen ausgebildet war, Bomben zu entschärfen, wie, sie zu bauen. Er hatte die natürliche Bescheidenheit dessen, der sich gut auf seine Arbeit verstand, umso mehr, als Gavin gesagt hatte, dass er dem Teufel das Wasser reichen könne.
    Dem Teufel, der auf der anderen Seite dieser Tür in der Falle sitzt, hatte Frank gedacht.
    »Und was ist mit dem Raum über uns, im

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