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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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dieser Sprengstoff nur unter bestimmten Bedingungen gezündet werden konnte, sonst aber absolut harmlos war, hatte er sich bei dem Gedanken nicht ganz wohl gefühlt. Vermutlich befand sich in dem Koffer genug von dem Zeug, um die ganze Villa in die Luft zu sprengen und sie alle in briefmarkengroße Stückchen zu reißen.
    Vor dem Bunker angelangt, hatte der Feuerwerker die gepanzerte Tür lange schweigend betrachtet und sorgfältig untersucht. Mit seinen Händen hatte er über ihre Oberfläche gestrichen, als könne ihm der direkte Kontakt etwas mitteilen, was das Metall nicht freiwillig preisgeben wollte.
    Dann hatte er etwas getan, was Frank nicht nur anachronistisch, sondern regelrecht lächerlich vorgekommen war. Aus seinem Werkzeugkasten hatte er ein Phonendoskop hervorgezogen und das Getriebe des Öffnungsmechanismus abgehorcht. Dabei hatte er das Rad mal nach links, mal nach rechts bewegt, um die Drehrichtung auszumachen.
    Zusammen mit all den anderen hatte Frank ihm zugesehen und dabei auf glühenden Kohlen gesessen. Es war ihm so vorgekommen, als seien sie die Verwandten eines Kranken, die ängstlich auf die Mitteilung des Arztes warteten, wie schwer die Krankheit des Patienten denn nun sei.
    Gachot hatte sich endlich zu ihnen umgedreht und hatte zum Glück die pessimistische Vorhersage von Leutnant Gavin zumindest teilweise eingeschränkt.
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    »Vielleicht bekommen wir das hin.«
    Die allgemeine Erleichterung war so groß gewesen, dass sich der Fußboden des Raumes nach Franks Empfinden um mindestens fünf Zentimeter hob.
    »Die Panzerung dieser Tür ist auf funktionierenden Strahlenschutz und auf die strukturelle Sicherheit hin angelegt, ein Safe ist sie jedenfalls nicht. Ich meine, dass er nicht dafür gebaut wurde, Wertsachen vor dem Zugriff Unbefugter zu schützen, sondern um die körperliche Unversehrtheit seiner Insassen unter bestimmten Umweltbedingungen zu garantieren. Der Verschlussmechanismus ist daher im Prinzip recht einfach, zumal es sich um ein relativ altes Modell handelt. Unser einziges Risiko ist, dass das Schloss, statt sich zu öffnen, komplett blockieren könnte.«
    »Und was dann?«, hatte Gavin gefragt.
    »Dann wird’s übel. Dann müsste man das Ding mit einer Atombombe öffnen. Und ich hab leider keine dabei im Moment.«
    Mit dieser Bemerkung, die Gachot so ernst wie ein Todesurteil ausgesprochen hatte, war die allgemeine Spannung etwas gelöst worden. Er hatte sich entfernt, um die Ausrüstung in den Koffern zu inspizieren, die von seinen Männern zur Tür geschleppt worden waren. Er griff zu einem Bohrer, welcher der Gerätekiste der Enterprise, dem Raumschiff aus Star Trek, zu entstammen schien. Einer der Männer reichte ihm die Bohrerspitze aus einem Metall mit unaussprechlichem Namen, das aber nach Aussage Gachots die Panzerung von Fort Knox bezwingen könnte.
    In der Tat drang die Spitze vergleichsweise leicht in die Tür ein, zumindest bis zu einer gewissen Tiefe, und hinterließ Metallspäne auf dem Boden vor den Füßen des Mannes, der den Bohrer bediente, bis er sich die Schutzmaske auf die Stirn schob und Gachot seinen Posten übergab. Der Feuerwerker kniete vor dem Loch nieder und schob ein Kabel aus Leuchtfasern hinein, das auf einer Seite an eine Mikrokamera angeschlossen war und auf der anderen an einen Bildschirm vom Aussehen einer Tauchermaske, den er aufgesetzt hatte, um von innen den Schließmechanismus der Tür zu studieren.
    Schließlich öffnete er den verdächtigen Koffer.
    Vor ihren Augen erschienen die in Silberfolie gehüllten Plastikbarren. Gachot packte einen aus und schabte mit einem Messerchen ein Stück vom Sprengstoff ab, der aussah wie graues Plastilin. Er machte keinen besonders angespannten Eindruck, aber den Gesichtern der Anwesenden entnahm Frank, dass die allgemeine Stimmung 528

    sich nicht von dem unterschied, was er selbst beim Anblick der Koffer gedacht hatte.
    Mit Hilfe eines Stäbchens füllte Gachot kleine Mengen von C4 in das Loch und führte dann ein Kabel ein, das in einer Kapsel, die er neben dem Öffnungsrad befestigt hatte, endete.
    Nun waren sie fertig. Trotzdem konnte Frank sich nicht entschließen, den Auftrag zur Sprengung zu erteilen.
    Er fürchtete, dass irgendetwas schief gehen und sie auf der anderen Seite, aus einem Grund, den er sich auch nicht recht zu erklären wusste, einen Leichnam vorfinden könnten. Das wäre auch eine Lösung, aber Frank wollte Keiner lebendig, und sei es nur, um für den Rest seines Lebens vor

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