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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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angelehnt. Die Explosion hatte sie nur um wenige Zentimeter geöffnet, so dass es aussah, als sei jemand hindurchgegangen und habe sie nicht wieder geschlossen.
    Durch den schmalen Spalt drang wilde Musik in höllischer Lautstärke.
    Sie warteten einige Sekunden, doch nichts geschah. In der Luft lag der stechende Geruch vom Sprengstoff. Gavin sprach eine Anweisung ins Mikrofon.
    »Tränengas.«
    Umgehend zogen seine Männer Gasmasken aus den kleinen Rucksäcken, die sie auf dem Rücken trugen. Sie nahmen ihre Kevlarhelme ab, streiften sich die Gasmasken über und setzten die Helme sofort wieder auf. Frank spürte eine Berührung an der Schulter und sah, dass Gavin ihm eine Gasmaske hinhielt.
    »Wenn Sie hier bleiben wollen, setzen Sie sich besser auch eine auf. Wissen Sie, wie das geht?«, fügte er mit einem leicht ironischen Unterton hinzu.
    Statt zu antworten, streifte sich Frank fachmännisch die Maske über.
    »Sehr gut«, stellte Gavin befriedigt fest. »Wie ich sehe, bringen sie euch beim FBI was bei …«
    Nachdem auch er sich seine Maske aufgesetzt hatte, gab er einem seiner Männer ein Zeichen. Der Soldat lehnte sein Gewehr an die Wand und robbte zur Tür, bis er sich neben dem Öffnungsrad be531

    fand, das trotz der Explosion noch immer an der Tür befestigt war.
    Als er es packte und daran zog, öffnete sich die Tür sanft und ohne das Knarren, das sie alle instinktiv erwartet hatten. Der Mühelosigkeit nach zu urteilen, war der Mechanismus leicht zu bedienen und die Angeln perfekt gewartet. Er zog die Tür gerade weit genug auf, dass ein anderer Soldat die Tränengasgranate, die er schon bereithielt, in den Bunker werfen konnte.
    Nach wenigen Sekunden drang eine dicke Wolke gelblichen Rauchs heraus.
    Frank kannte dieses Gas. Es griff Hals und Augen unerträglich an. Wenn sich im Inneren des Bunkers jemand befand, so konnte er der Wirkung unmöglich widerstehen.
    Sie warteten ein paar Augenblicke, die ihnen wie eine halbe Ewigkeit vorkamen, doch keiner kam durch die Tür. Nur diese wilde, hämmernde, ohrenbetäubend laute Musik und die gelben Rauchschwaden, die sie jetzt regelrecht zu verhöhnen schienen.
    Frank gefiel das gar nicht. Nein, dachte er, das gefiel ihm überhaupt nicht. Er wandte sich zu Gavin um, und ihre Blicke begegneten sich durch die Brillengläser ihrer Gasmasken. An seinen Augen sah er, dass Gavin dasselbe dachte wie er. Beiden war klar, was das zu bedeuten hatte.
    Erstens, im Bunker war niemand.
    Zweitens, ihr Mann hatte begriffen, dass er verloren war, und hatte Selbstmord begangen, um ihnen nicht lebendig in die Hände zu fallen.
    Drittens, dieser ausgekochte Kerl besaß selbst eine Gasmaske.
    Das war alles andere als unwahrscheinlich, schließlich hatte er sie im Laufe der Zeit daran gewöhnt, auf alles gefasst zu sein. Versuchten sie, in den Bunker einzudringen, so brauchte er sich nur in Deckung zu bringen und auf die Tür zu zielen, durch die nicht mehr als einer gleichzeitig hindurchpasste, und so würden ihm vermutlich mehrere Menschen zum Opfer fallen, bevor es ihnen gelänge, ihn zu überwältigen. Er war bewaffnet, und alle wussten, dass er keine Skrupel kannte.
    Gavin fasste einen Entschluss.
    »Werft eine Blendgranate hinein. Anschließend nehmen wir das Risiko auf uns und gehen da rein.«
    Frank konnte die Gedanken des Leutnants gut nachvollziehen.
    Einerseits musste es ihm reichlich lächerlich vorkommen, eine Truppe in voller Kriegsausrüstung beim Ansturm auf eine Tür zu befehli532

    gen, hinter der sich womöglich ein leeres Zimmer befand. Andererseits wollte er seine Männer, falls es sich doch anders verhielt, unter gar keinen Umständen einer Gefahr aussetzen, nur um sich selbst eine unangenehme Situation zu ersparen. Er kannte jeden Einzelnen von ihnen und wollte ihr Leben um keinen Preis aufs Spiel setzen.
    Frank entschloss sich, ihm die Entscheidung abzunehmen. Er ging mit seiner Gasmaske dicht an die des Leutnants heran, damit er seine Stimme besser hören konnte.
    »Nach der Granate gehe ich hinein.«
    »Kommt nicht in Frage«, erwiderte Gavin kurz.
    »Es gibt keinen Grund, Ihre Männer einem unnötigen Risiko auszusetzen.«
    Gavins Schweigen und sein Blick verrieten seine Gedanken.
    »Ich kann Ihren Vorschlag nicht annehmen.«
    Doch Frank duldete keine Widerrede.
    »Es geht mir nicht darum, den Helden zu spielen, Leutnant Gavin. Aber das hier ist inzwischen eine persönliche Angelegenheit zwischen mir und dem Mann da drinnen. Außerdem möchte ich Sie

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