Ich und andere uncoole Dinge in New York
Samstag.“
„Sie war wahrscheinlich zu überrascht, um eine Ausrede zu finden.“
„Also, sooo schwer ist es normalerweise für mich nicht, ein Date zu ergattern“, erwidert Ben mit wiedergewonnener Überheblichkeit.
„Schön für dich. Aber wenn es so leicht wäre, würde ich ja nicht hier sitzen und ein viel zu fettige s Sandwich essen.“
„Mein Gott, sie ist so sexy.“
„Gretchen?“
„Sie ist die einzige bei Scirox, die gut aussieht. Alle diese Mädels in schlabbrigen Klamotten.“
„Entschuldigung? Rachel und ich arbeiten da.“
„Stimmt.“
„Ben!“
„Schhhh. Nein, nein, so meine ich das nicht. Ihr zählt bloß nicht.“
„Ich dachte schon, du wolltest mir ein Ultimatum wegen meiner Mutter stellen.“
„Deine Mutter? Sie ist cool! Wir haben gestern Abend zusammen Yoga gemacht. Sie ist crazy gelenkig für ihr Alter.“ Bens Gesicht nimmt einen viel zu wohlgefälligen Ausdruck an. Ich haue ihn auf die Hand. „Ben, meine Mutter ist tabu, verstanden!?“
„Sie ist gar nicht so unscharf, deine Mutter.“
„Ben“, kreische ich und versetze ihm einen Schlag auf die Brust, den Ben leider nicht einmal zu spüren scheint, weil er stattdessen anstößig grinst. „Außerdem räumt sie schön auf und kauft ein. Sie kann gern bleiben.“ Er sieht mich an, als würde er es ernst meinen.
Manchmal glaube ich, dass ich die einzige bin, die ein Problem mit meiner Mutter hat.
Ben sieht mal wieder reflexartig auf seine Uhr. „Wow, ich muss mich beeilen. Ich muss ja den ganzen Weg nach Downtown zurück.“
Er steht auf, küsst mich flüchtig auf die Wange und rennt davon. Das hatte er noch nie gemacht. Und zahlen tut er normalerweise auch selbst. Ben ist tatsächlich in Gretchen verliebt.
Überraschungsbesuch
Am Freitag sind Peters Prüfungen vorbei und Rachel und ich schleichen uns verboten früh aus dem Büro, um mit unseren Freunden das Wochenende einzuläuten. Ich kann es nicht erwarten, Peter wiederzusehen. Ich glaube, dann wird das komische Gefühl, das geblieben ist, endlich weggehen.
„Na, und wie läuft’s mit Amal?“, frage ich, als wir das erste Stück gemeinsam durch die warme Nachmittagssonne schlendern.
„Gut, gut …“, antwortet Rachel, nickt aber ziemlich zögerlich.
„Das hört sich nicht so überzeugt an. Ich dachte, du hättest jetzt Stufe acht hinter dir gelassen …“ Ich würde gern mit ihr über alles reden. Vielleicht ist bei ihr ja auch alles viel peinlicher und merkwürdiger, als sie erwartet hat.
„Ach, das Sommerprojekt …“, sie macht eine abfällige Handbewegung.
„Du willst nicht mehr?“ Ich bin baff. Wir laufen die Treppen zum Subway runter. Ein paar Stationen können wir gemeinsam fahren.
Sie druckst einen Moment herum. „Doch, natürlich will ich.“ Dann kommt sie näher und hält ihr Gesicht direkt vor meins: „Amal will nicht.“
„Was? Ist er katholisch?“
Rachel kichert. „Hindu.“
Ich habe wirklich keine Ahnung, wie das ist, wenn man Hindu ist, aber ich nicke erst mal, als würde ich jetzt wissen, was sie meint.
„Er will es sich aufsparen.“
„Was … das Miteinander schlafen ? Aber warum denn? Ich dachte, so etwas gibt’s bei Männern gar nicht.“
„Frag nicht. Ich finde, ich habe mich definitiv lang genug aufgespart.“ Da ist sie wieder, die alte Rachel. Aber dann bekommt sie diese halbschläfrigen Augen, die sie so häufig bekommt, wenn sie von Amal spricht, und fährt fort: „Es ist wirklich alles anders mit ihm. Ich meine: es ist Wahnsinn. Wir können ununterbrochen miteinander reden und es ist ja nicht so, dass wir nicht megamäßig miteinander fummeln. Und ich meine, so richtig.“ Sie sieht mich bedeutungsvoll an. „Aber er meint, wir sollten uns den Sex aufheben.“
Ich bin platt.
„Er findet, dann haben wir noch was, worauf wir uns freuen können.“
Ich nicke verwirrt.
„Und, wie sieht’s bei dir aus. Habt ihr jetzt endlich?“, fragt sie.
„Was meinst du denn?“
„ Na, zusammen geschalfen.
„Ach“, ich winke genauso ab wie sie.
„Jetzt rück’ mal raus mit der Sprache!“
Leider habe ich mir noch nicht überlegt, was ich erzählen soll, und schweige zu lange, als dass der Spürhund Rachel nicht sofort Verdacht schöpft.
„HA, DU HAST ES GETAN!“, schreit sie. „Und, wie war’s? Hat es weh getan? War es sensationell?“
„Nee, ist nicht so, wie du denkst.“ Ich kann ja kaum sagen, dass es sich so romantisch wie eine OP angefühlt hat und Peter es noch nicht mal
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