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Ich und du Muellers Kuh

Ich und du Muellers Kuh

Titel: Ich und du Muellers Kuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei-Angelika Mueller
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verschproche! O, Mulchen, wie kann dr Vati mir des antun, wo doch um zehn Uhr d’Mädle drankommet.«
    Es langte noch. Manfred brachte ihn hin und wieder zurück.
    Der Vater lachte, der Sohn blickte schmerzlich verklärt und trug den Arm streng angewinkelt.
    »O, Mulchen, was hab i leide müsse. Mei Arm braucht a Schlinge. Da hat se fürchterlich reigschtupft und drei Gläser mit Blut rausgholt. Und dann hält se mir sowas an mein Finger, und ich denk an nix Bös, auf eimal schnappt da a Messer raus und fährt in mein Finger, da bin i so furchtbar erschrocke, daß i richtig hab schreie müsse.«
    »Mathias, du bist ein Hypochonder!«
    »Ja, Mulchen, du hasch recht, des bin i. Isch des a arg schlimme Krankheit?«
    Am Nachmittag, als ich ihn endlich zum Diktat überredet hatte, sah er mich mit großen, traurigen Augen an, strich sich mit den Fingerspitzen leicht über die Stirn, wie es die Omi zu tun pflegte, wenn sie an Migräne litt und sagte:
    »I tät furchtbar gern a Diktat schreibe, aber’s geht net, leider. Wenn i d’ Auge zudrück, dann hab i a ganz heißes Gfühl im Kopf.«
    »Dann laß sie halt offen!«
    »Und wenn i von hinte mein Arm anlang, dann hab i a schrecklich feschts Gfühl.«
    »Was brauchst du dir von hinten an deinen Arm ranfassen? Du willst dich bloß vorm Diktat drücken!«
    »O, Mulchen, wie kannsch du bloß so was sage? Ehrlich, mei Kopf platzt!«
    »Komm mit ins Badezimmer. Ich schmier dir Salbe drauf, dann platzt er nicht mehr.«
    Er nahm die Behandlung mit Niveacreme gern auf sich und reichte auch noch beide Arme her, damit ich sie einreibe.
    Kaum saßen wir wieder am Schreibtisch, da ging das Gequengel von neuem los.
    »Och, des isch ja furchtbar! Jezt hab i lauter schrecklich rutschige Gfühl! I muß nunter ins Höfle, damit’s d’ Sonn trocknet!«
    Weg war er.
    Meine vermehrte Aufmerksamkeit machte ihm zu schaffen und bot Grund zu Verdruß. Auf einmal hatte das Mulchen Zeit, steckte die Nase in alles hinein, wollte Schulaufgaben überwachen und Diktate üben, er aber war Freiheit gewöhnt.
    Zu seiner großen Erleichterung nahm Andreas eine Zeitlang meine Aufmerksamkeit in Anspruch, indem er mir seinen Herzenswunsch offenbarte.
    »Ach, Mulchen«, bat er, »i hätt so gern a eigens Zimmer! Weisch, mit ‘m Mathias isch’s manchmal richtig schwierig. Der will schpiele und Krach mache, und i will lese und Ruh habe, und dann schtreitet mir. Vorher hab i nix sage wolle, weil du so viel hasch lerne müsse. Aber i hab mir überlegt, da isch doch obe die Dachkammer, wo dr ganze Gruscht drin schteht, meinsch net, mr könnt...«
    Und wie wir konnten!

    Umräumen gehört zu meinen liebsten Tätigkeiten. Manfred weiß es aus leidvoller Erfahrung. Es ist wie eine Krankheit, die mich plötzlich überfällt. Ich sitze am Klavier und spiele ein Präludium von Bach, auf einmal, mittendrin, aus unerforschlichen Gründen wird es mir klar, daß das Klavier nicht länger an dieser Stelle stehen kann. Ich erhebe mich und schaue das Zimmer an und weiß nicht, wie ich es ausgehalten habe, so lange in dieser unerfreulichen und praktischen Möbelanordnung zu leben. Ich gehe durch die Wohnung und kann nur den Kopf schütteln. Diese Krankheit ist übrigens ein Erbstück. Meine Mutter litt unter ganz starken Anfällen. Sobald sich die ersten Anzeichen bei ihr bemerkbar machten, und sie mit nachdenklichem Blick durch die Zimmer streifte, einen Stuhl hierhin und einen Sessel dorthin stellte, waren wir Kinder bereits angesteckt und begannen in unseren Zimmern die Bilder umzuhängen. Nur mein Vater blieb immun gegen die Krankheitskeime und reagierte mit Verdruß auf den Ausbruch der Epidemie in seinem Haus.
    So warteten wir, bis er einen Nachmittag lang unterwegs war und schritten dann unverzüglich zur Tat, denn nur so konnten wir genesen. Mutti gab an, wie sie sich die Neugestaltung des Raumes vorstellte, und wir Kinder leisteten ihr freudig Beistand. Kehrte der Hausvater endlich zurück, so empfing ihn eine erschöpfte, aber geheilte Familie.
    »Ist es nicht wunderschön geworden, Paul-Gerhard?« Mutti hatte sich bei ihm eingehängt, schaute mit strahlendem Lächeln zu ihm auf und führte ihn an die Stätte unseres Wirkens.
    »Na, ich weiß nicht, mir hat es vorher auch gefallen und ich muß mich erst daran gewöhnen. Weib«, er hob die Stimme, »laß dir bloß nicht einfallen, in meinem Zimmer...!«
    »Aber Paul-Gerhard, wo denkst du hin! Nie würde ich mich erdreisten! Obwohl dein Schreibtisch viel mehr Licht

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