Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
findet man Aliens überhaupt?«, brachte Rachel schließlich heraus.
»Hervorragende Frage«, sagte ich. »Die Aliens tarnen sich gern als Menschen, aber wenn man weiß, wonach man suchen muss, sind sie ziemlich leicht zu identifizieren.« Halbherzig schaute ich mich in der Cafeteria nach einer Eingebung um. Aus irgendeinem Grund blieb ich bei Scott Mayhew hängen, einem der Magic spielenden Gruftis von vor achtzehntausend Wörtern. Er trug einen Trenchcoat und tapste mit seinem Kantinentablett voller Schulmittagessen unbeholfen durch die Gegend.
»Außerirdische besitzen einen ausgefallenen Modegeschmack, bei dem Trenchcoats eine wichtige Rolle spielen«, fuhr ich fort, »und sie haben noch nicht richtig gecheckt, wie man sich auf Menschenbeinen normal bewegt. Zum Beispiel, guckt aber nicht hin, Scott Mayhew da drüben? Genau. Ein Alien, wie er im Buche steht.«
Mein Herz schlug wie wild. Einerseits hatte ich gerade eine Todsünde begangen, was meine ganze Lebensphilosophie betraf: Mach dich nie über jemanden lustig. Über andere herzuziehen ist wahrscheinlich die einfachste Art, Freundschaften und Feindschaften an der Highschool, beziehungsweise eigentlich überall, zu schließen, und das widerspricht, wie ich schon eine Milliarde Mal bemerkt habe, hundertprozentig meinem Lebensziel.
Auf der anderen Seite aber kriegten sich jetzt drei Mädchen nicht mehr ein, und eine davon war Madison und eine andere Rachel, und ich musste es wohl oder übel weiter durchziehen.
»Ihr habt wahrscheinlich gesehen, dass Scott sich ziemlich seltsam durch die Gegend bewegt, und habt euch insgeheim gefragt, was es mit ihm auf sich hat. Naja – er kommt aus dem Weltall. Er ist auf irgendeinem abgefuckten Meteor oder so zu Hause. Und es hat reichlich lange gedauert, bis wir eine Vertrauensbasis aufgebaut haben, die es erlaubt, dass ich seine Kotze herumtragen darf. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie oft ich dafür mit ihm abhängen und mir außerirdische Lyrik von ihm anhören musste. Sie handelt hauptsächlich von Zentauren. Und nachdem er mir heute Vormittag ein paar von seinen Gedichten vorgelesen hatte und ich sagte, ›Ich möchte dir dafür danken, das war wirklich wunderschön‹, meinte er endlich: ›Die Ehre ist ganz meinerseits; hiermit biete ich dir meine Kotze dar.‹ Und dann hat er in dieses Ding hier reingekotzt. Es war die Härte.«
Und dann verstummte ich, weil Scott in dem, was er gerade tat, irgendwie innegehalten hatte und uns quer durch die Caféteria hinweg anstarrte. Was er sah, kann ihm nicht gefallen haben. Anna, Rachel und Madison schauten zu ihm hinüber und lachten. Und ich war dabei, mit einem blöden fetten Grinsen im Gesicht irgendwas zu erzählen. Er wusste, dass wir uns über ihn lustig machten. Es war offensichtlich. Er warf mir einen kalten und wütenden Blick zu.
» GREG , DU BIST VOLL D ANEBEN UND WIDERLICH «, verkündete Naomi, gierig die entstandene Gesprächspause in Beschlag nehmend.
»Greg, du bist gemein«, sagte Madison und lächelte süß.
Wie zum Teufel sollte ich mich hier herauswinden? »Nein, nein, nein!«, schrie ich. »Naomi, Alien-Kotze ist nicht widerlich. Darum geht’s ja gerade. Sie ist etwas Schönes und Wertvolles. Und Madison, ich bin nicht gemein, wenn ich so was sage. Es ist eher umgekehrt. Ich feiere dieses magische Band, das zwischen Scott und mir entstanden ist. Mit seiner Kotze. Die ich genau hier in diesem Plastikding aufbewahre.«
Aber ich fühlte mich beschissen dabei. Ich hatte mich vorübergehend nicht mehr im Griff gehabt und Scott Mayhew niedergemacht und wahrscheinlich dafür gesorgt, dass er mich jetzt hasste. Zusätzlich hatte ich jetzt den Ruf als einer, der über andere herzieht. So beschissen fühlte ich mich, dass ich mehr oder weniger nichts mehr sagte, bis die Glocke zur nächsten Stunde läutete, und natürlich ging ich in den nächsten Wochen nicht mehr in die Cafeteria. Schon beim Gedanken, da unten zu essen, begannen meine Achselhöhlen exzessiv zu schwitzen und zu jucken.
Später vertraute mir Rachel an, dass Scott Mayhew total in Anna verknallt war.
»Ohhh. Das erklärt es natürlich.«
»Wirklich?«
»Ja. Sie liest immer Bücher über Zentauren und so Zeugs.«
»Ich finde, er ist zu schräg für sie.«
»So schräg ist er gar nicht.«
Ich war wegen der ganzen Scott-Geschichte immer noch empfindlich und schämte mich.
»Greg, er ist ziemlich schräg. Und seine Haare sind unsäglich.«
»Na ja, aber er ist lange nicht so schräg
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