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Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesse Andrews
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gottverdammte Zukunft sehen kann. »Ich konnte ja nicht ahnen.« Herrje.
    Ihr könnt euch so ziemlich jeden Satz in diesem Buch herausgreifen: Wenn ihr ihn oft genug gelesen habt, werdet ihr wahrscheinlich einen Mord begehen wollen.
    Rachel war also im Krankenhaus, und Earl und ich waren zu Hause und sahen uns Withnail & I an, einen obskuren englischen Film über zwei Schauspieler, die permanent saufen und Drogen einwerfen. Sie machen einen irrwitzigen Landurlaub, bei dem sie fast verhungern. Dann taucht der Onkel des einen auf und versucht mehr oder weniger, Sex mit dem anderen zu haben. Wir waren gerade wieder so weit, einen neuen Film zu drehen, aber Mulholland Drive , den wir bestellt hatten, war noch nicht mit der Post gekommen, darum stöberten wir Withnail & I in Dads Sammlung auf und fanden ihn gut genug, um ein Remake davon in Betracht zu ziehen.
    Eigentlich war er sogar ziemlich spitzenmäßig. Withnails ewiges alkoholisches Ausrasten erinnerte uns stark an Kinski in Aguirre, der Zorn Gottes, und wir waren begeistert, dass im Film Akzente vorkamen, die wir nachmachen konnten. Im Allgemeinen ist Earl im Akzente-Nachahmen besser als ich, würde ich sagen, aber das heißt nicht, dass er es annähernd gut kann.
    »Wie sagt er das? Der Ire in der Kneipe, als er den anderen beleidigt? ›I – Aye cahlled him a ponce.‹«
    »Nee. Er sagt so: › O I CARLLED HEM A P ON – A PORNCE .‹«
    » Ha !«
    »P AWWWWRNCE .«
    »A u Mann. So sagt er es zwar nicht, aber es ist viel komischer.«
    In einer Szene war das Wort »ponce« ziemlich dominant. Wie sich herausstellte, ist es britischer Slang für »Kinderschänder.« Wir fanden es ein bisschen krank, dass sie für so was auch noch einen Slangausdruck haben, aber dann wies mich Earl darauf hin, dass wir in Amerika ständig »motherfucker« sagen, was genauso verstörend ist.
    »Also, in diesem Remake …«
    »Wir müssen das ›ponce‹ im Titel haben.«
    »Unbedingt. Gute Idee …«
    »Der Titel muss nicht total klugscheißerisch sein oder so. Wir könnten einfach Two Poncy Dudes machen.«
    »Hey, gar nicht übel!«
    » Ponce-Ass Dudes on Vacation . Supereinfach.«
    »Perfekt. Also ich finde, du solltest Withnail sein.«
    »Withnearl.«
    »Genau. Die Handlung ist eigentlich ziemlich unkompliziert. Die meiste Zeit säufst du und rastest dann aus.«
    »Feuerzeugbenzin und so Scheiß.«
    »Ja, die Szene wird der Wahnsinn.«
    »Ich bin außerdem dieser schwule Onkel. Mal mir einen falschen Schnurrbart an und mach mich fett und alles. Dann mach ich einen auf, hey Junge, ich bin so was von schwul; ich fick dich.«
    Am Ende des Films schreit Withnail ein paar Wölfe im Zoo an. Diese Szene ging uns aus irgendeinem Grund nicht mehr aus dem Kopf, darum beschlossen wir, sie als erste zu drehen. Wir hatten aber keinen direkten Zugang zu Wölfen. Stattdessen beschlossen wir, Earl sollte versuchen, Doopie anzuschreien, den großen fürchterlichen Hund der Jacksons. Was bedeutete, dass wir zu Earl gehen mussten.
    »Vielleicht sollten wir hinterher Rachel im Krankenhaus besuchen«, meinte Earl, als wir auf unsere Fahrräder stiegen.
    »Oh«, sagte ich. »Ja. Ich weiß nur nicht, ob man heute hin kann oder wann die Besuchszeiten sind und so.«
    »Ich hab angerufen«, sagte Earl. »Wir können jederzeit vor sieben hingehen.«
    Das überraschte mich irgendwie, und auf dem Weg zu Earl dachte ich darüber nach. Ich meine, im Grunde ist Earl offensichtlich ein viel besserer Mensch als ich. Aber ich hätte trotzdem nicht erwartet, dass er sich die Mühe machen und sich im Krankenhaus nach den Besuchszeiten erkundigen würde und so. Ich schätze mal, ein Anruf von fünf Minuten ist kein großes Ding, aber von allein wäre ich auf so was nie gekommen.
    Dann dachte ich noch ein bisschen länger darüber nach, und es deprimierte mich irgendwie, dass ich nicht mal das Zeug dazu hatte, im Krankenhaus anzurufen und mich nach den Besuchszeiten zu erkundigen. Ich würde mich wirklich steigern müssen, um nicht der mieseste Freund in der Geschichte sterbender Mädchen zu werden.
    Zum Glück habe ich Earl. Weil mir irgendwie das moralische Feingefühl fehlt und ich auf seine Führung angewiesen bin, sonst ende ich noch versehentlich als Einsiedler oder Terrorist oder so was in der Art. Wie verschwurbelt ist das eigentlich? Bin ich überhaupt noch ein menschliches Wesen? Keine Ahnung, verdammt noch mal.
    INNEN . WOHNZIMMER DER JA CKSONS – SPÄTER NACHMITTAG
    MAXWELL
    Krempel deine verdammten

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