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Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesse Andrews
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vordrang.
    »Hey, ich habe vorhin Rachel besucht, und da hat sie sich gerade einen von euren Filmen angesehen.«
    Das brauchte einige Augenblicke, bis es bei mir ankam. Und danach fühlte sich ein Teil meines Herzens plötzlich an, als würde es sich selbst auffressen.
    »Oh. Äh … Ja. Aha.«
    »Wie bitte?«
    »Nein, das ist, äh ja. Jaaa.«
    »Greg, stimmt was nicht?«
    »Nein, super. Also ich meine, es ist okay.«
    »Er hat ihr total gefallen.«
    »Ähm, welcher denn?«
    Ich schwitzte am ganzen Körper. Der Schweiß stand mir sogar in den Ohren. Zusätzlich hatte ich das Gefühl, dass mein Haar sich entwurzeln und von meinem Kopf abhauen wollte.
    »Wollte sie mir nicht sagen! Sie wollte ihn mir nicht mal zeigen . Sie hat ihn gleich ausgestellt, als ich ins Zimmer kam.«
    Okay. Das war schon mal beruhigend.
    »Ohhh.«
    »Sie sagt, sie darf sie niemandem zeigen.«
    Okay. Ein Glück. Aber ich hatte immer noch die Panik – ich dachte, Madison weiß jetzt, dass Earl und ich Filme drehen und wird das unweigerlich überall herumerzählen, und bald wird daraus so ein großes Geheimnis, das jeder kennt – aber es war auch irgendwie tröstlich, einen weiteren Beweis dafür zu haben, dass Rachel meine Gefühle bezüglich unserer Filme verstand.
    »Sie sagte, du und Earl wollt sie aus irgendeinem Grund geheim halten.«
    Rachel hatte es tatsächlich verstanden. Das war unbestritten; das verdiente Respekt. Sie war zwar keine Filmemacherin, aber sie hatte wahnsinnig viel Zeit damit verbracht, mir zuzuhören, daher schätze ich mal, dass sie ziemlich genau wusste, was ich über bestimmte Dinge dachte, und ihr könnt sagen, was ihr wollt, es ist einfach ein schönes Gefühl, wenn einen jemand so gut kennt. Ich zwang mich, mich ein bisschen zu entspannen.
    »Ja«, sagte ich. »Wir haben eine ziemliche Macke, was das betrifft. Wahrscheinlich sind wir Perfektionisten.«
    Madison sagte nichts dazu, aber etwas in der Art, wie sie mich ansah, ließ mich ebenfalls verstummen. Also hielten wir beide eine Zeitlang den Mund. Dann sagte sie: »Du bist Rachel die ganze Zeit so ein guter Freund gewesen. Ich finde es wunderbar, was du für sie getan hast.«
    Leider war das der Punkt, an dem das Scharfe-Mädchen-Nervengas seine volle Wirkung entfaltete. Genauer gesagt, ich schaltete jetzt auf den Exzessiven-Bescheidenheits-Modus. Nichts ist blöder und fehlgeleiteter als exzessive Bescheidenheit. In diesem Modus zeigt man, wie bescheiden man ist, indem man jemandem widerspricht, der versucht, einen zu loben. Mehr oder weniger strengt man sich wahnsinnig an, jemanden davon zu überzeugen, dass man ein totaler Idiot ist.
    Und ich bin der Thomas Edison aller bescheuerten Gesprächstaktiken.
    Madison sagte also: »Du bist Rachel die ganze Zeit so ein guter Freund gewesen. Ich finde es wunderbar, was du für sie getan hast.«
    Und natürlich war meine geniale Antwort: »Äh, naja. Ich weiß nicht.«
    »Nein, du solltest mal hören, wie sie über dich redet.«
    »So ein guter Freund kann ich gar nicht sein.«
    »Greg, das ist ja lächerlich.«
    »Nein, also … ich weiß nicht. Ich besuch sie ja nur zu Hause und erzähle die ganze Zeit von mir. Ich bin ein schlechter Zuhörer.«
    »Na, auf jeden Fall muntert sie das sehr auf.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das besonders aufmuntert.«
    »Greg. Total.«
    »Also das bezweifle ich jetzt wirklich.«
    »Ist das dein Ernst?«
    »Ja.«
    »Greg, das hat sie mir gesagt . Dass du ihr ein toller Freund bist.«
    »Na ja, vielleicht lügt sie.«
    »Du glaubst, sie lügt ? Warum sollte sie lügen ?«
    »Ähh.«
    »Greg. O mein Gott. Ich fass es nicht, dass du das abstreitest. Sie liebt eure Filme, und du hast sie ihr gegeben, obwohl du sie sonst niemandem zeigen würdest, und das allein ist schon fantastisch. Also sei bloß still.«
    »Ich mein ja nur.«
    »Warum sollte sie über die Tatsache lügen, dass du ihr ein guter Freund bist, Greg, das ist doch verrückt.«
    »Ich weiß nicht. Mädchen sind bizarr.«
    »Nee. Du bist bizarr.«
    »Nein, du bist bizarr. Ich bin der einzige Normale hier.«
    Da musste Madison plötzlich kichern.
    »O mein Gott, Greg, du bist dermaßen bizarr . Das finde ich so toll an dir, dass du dermaßen bizarr bist.«
    Erinnert ihr euch noch, was ich mal gesagt habe? Über Mädchen wie Madison, die wie Elefanten im Unterholz herumwandern und versehentlich Backenhörnchen tottrampeln und es nicht einmal merken? So was meinte ich damit. Denn ganz ehrlich, mein rationales Ich

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