Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
einfacher.« Ihr nachdenklicher Ausdruck ließ mich überlegen, ob sie wirklich über ihn hinweg war. Erneut erwachte meine Eifersucht.
»Hast du schon einen neuen Verehrer?«, fragte ich, obwohl mich eine positive Antwort sicherlich noch eifersüchtiger machen würde.
Sie befeuchtete ihre Lippen. »Dazu hatte ich zu viel zu tun.«
»Du hast dich ganz schön zurückgezogen«, erwiderte ich. »Ich warte immer noch auf eine Antwort auf meinen letzten Anruf vor etwa zwei Wochen.«
Sie versetzte mir einen Schubs. »Ich muss mich auf meine Arbeit konzentrieren. Aber lieb, dass du an mich gedacht hast.«
»Als ob ich eine Wahl hätte!« Ohne nachzudenken, legte ich meinen Arm um ihre Schulter und küsste ihre Schläfe.
Sie zuckte zurück und verschränkte die Arme. »Du heiratest demnächst«, sagte sie. »Das geht nicht.«
»Elle …« Ich zögerte nur einen Sekundenbruchteil, ehe alles aus mir heraussprudelte. »Ich heirate nicht. Carol und ich haben uns vor zwei Wochen getrennt. Ich habe den Job in Maine angenommen, und sie wollte nicht einmal darüber nachdenken, nach Portland zu ziehen. Es hätte vielleicht andere Möglichkeiten gegeben, aber ich habe unsere Beziehung beendet.«
Elle starrte mich fast eine Minute lang ungläubig blinzelnd an. Ich glaubte sogar, die Andeutung eines Lächelns zu sehen.
»Warum hast du denn nichts gesagt?«
Ich wandte den Blick ab. »Bis jetzt weiß es noch niemand. Noch nicht einmal Mom. Ich wollte dir mit meinen blöden Neuigkeiten nicht die Schau stehlen. So, wie es dein Bruder dann doch getan hat.«
»Er hat mir nicht die Schau gestohlen.« Elle berührte meinen Arm. »Ist die Trennung schlimm für dich?«
»Oh, es geht mir wirklich gut.« Ich tätschelte ihre Hand, und wir setzten unseren Spaziergang fort. Zum ersten Mal seit sechzehn Jahren standen weder andere Partner noch irgendwelche Unstimmigkeiten zwischen uns, und ich hatte nicht die geringste Lust, über Carol zu diskutieren.
Eine Stunde später standen wir vor ihrem Hotelzimmer und redeten noch immer. Sie lehnte an der Türfüllung, ich stand ein wenig linkisch ein Stück abseits. Ihr Zimmer hatte die übliche Ausstattung: ein Bett, ein kleiner Tisch, Kleiderschrank, Couch und eine gekühlte Minibar. »Magst du reinkommen und mit mir Karten spielen?«, fragte sie.
»Ich weiß doch, dass du schummelst.«
»Ist nicht wahr.«
»Du zählst die Karten mit. In Las Vegas kannst du dafür rausgeworfen werden.«
Ihre Augen wurden schmal. »Das ist nur Strategie. Ich habe eben ein gutes Gedächtnis. Verklag mich doch. Außerdem spielen wir nicht Siebzehn und Vier.«
»Einverstanden. Ausziehpoker.« Mit erhobenen Augenbrauen ging ich an ihr vorbei. Ich meinte es nicht ernst, aber es schien mir ein guter Anknüpfungspunkt zu sein.
Sie kicherte. »Nach etwas derart Riskantem ist mir heute Abend nicht.«
Okay, ein bisschen ernst meinte ich es schon. »Aber nur, weil du dabei nicht so sicher sein kannst, auch wirklich zu gewinnen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Spielen wir Rommé.«
Wir setzten uns an den Tisch, und ich gab als Erster. Wahrscheinlich ließ sie mich absichtlich gewinnen, um mir zu beweisen, dass sie nie schummelte. Nach höchstens einem Dutzend Spiele hatte ich mehr als die zehnfache Punktzahl. Allmählich wurde es wirklich spät, aber es fiel mir wirklich schwer, mich loszureißen. Ich lehnte mich in meinem Sessel zurück und sah ihr dabei zu, wie sie den nächsten Zug überlegte. Sie legte eine Herzdame zu einer Straße und entfernte ein Ass. Dann stand sie auf und holte zwei Flaschen Mineralwasser aus der Minibar. »Prost«.
»Wann genau geht dein Flug? Noch neun Tage und drei Stunden?«, fragte ich.
Sie blickte auf die Uhr. »In zweihundertneunzehn Stunden und zwölf Minuten – aber wer zählt das schon?«
Nur noch so wenig Zeit, ehe sie sich diesem hochexplosiven Ding anvertraute! Für mich war das Space Shuttle mit seinen mehr als zwei Millionen Litern Treibstoff eher eine Art Bombe. Ich stand auf und nahm Elle in die Arme. Noch einmal wollte ich sie überzeugen, nicht zu gehen, und ihr gestehen, dass ich es nicht überleben würde, wenn die Atlantis wie die Challenger beim Start explodieren oder beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verglühen würde wie die Columbia . Stattdessen sagte ich: »Ich wusste, dass du es schaffen würdest.« Was im Übrigen stimmte.
Ich entdeckte kleine Lachfältchen in ihren Augenwinkeln. Wann war sie alt genug für solche feinen Linien geworden?
Wie
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