Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
immer, wenn man ihr ein Kompliment machte, wechselte sie das Thema. »Ist es zu fassen, dass mein Bruder heiratet? Arianne ist süß, aber er ist doch noch so jung.«
Ich strich über den Kleiderstoff auf Elles Schulter. »Ich möchte jetzt eigentlich nicht über Christopher sprechen.«
»Ich bin froh, dass sie es mir gesagt haben. Und wenn nun etwas schiefgeht?«
»Das wird nicht passieren«, tröstete ich sie, aber in erster Linie mich selbst. »Hast du Angst?«
»Ein bisschen. Aber sag es bitte niemandem.« Sie verschränkte ihre Finger mit meinen und lehnte ihr Ohr an meine Brust, als lausche sie meinem Herzen. »Wird schon gut gehen. Und nur fürs Protokoll: Nach dem Flug wird sich mein ganzes Leben grundlegend ändern. Vom Space Shuttle in den Schaukelstuhl. Nach der Mission werde ich mich in Maine um einen Lehrauftrag bemühen – hoffentlich klappt es in Bowdoin –, und dann möchte ich in aller Ruhe auf der Veranda vor dem Haus meines Großvaters sitzen und gemütlich alt werden. Und nachdem du ja bald auch wieder in der Gegend bist, werde ich dich vielleicht dann und wann im Rommé schlagen.«
»Ausziehpoker«, flüsterte ich in ihr Haar.
»Flirtest du etwa mit mir?«
»Warum auch nicht? Ich finde dich unglaublich sexy.« Ich ließ meine Hand über ihren Rücken gleiten. Das Kleid gab nicht viel preis, aber die Kurven waren noch alle an den richtigen Stellen.
»Wenn du das für sexy hältst, solltest du mich erst einmal in meinem Raumanzug sehen.« Sie trat einen Schritt zurück und zwinkerte mir zu. »Der Look bringt Astronauten schier um den Verstand.«
»Mag schon sein.« Ich nahm das Kartenspiel vom Tisch und fächerte es auf wie die Profis in Las Vegas. »Auf jeden Fall ziehe ich dich nackt vor. Komm schon. Eine kleine Partie Poker. Der Gewinner bekommt alles.« Ich gestattete mir einen lüsternen Blick auf ihren Körper.
Elle errötete. »Was machst du da? Soll das eines dieser Wahrheitsspiele sein? Oder ein Scherz?«
Ich dachte einen Augenblick nach, ehe ich antwortete. »Weder das eine noch das andere – oder vielleicht beides. Die Wahrheit ist, dass ich dich zum Lachen bringen wollte, damit du dich wohl fühlst. Aber du musst wissen, dass ich dich niemals einfach nur im Bett haben will, ohne dass es mehr bedeutet. Im letzten Sommer hast du das, was geschehen ist, auf sinnliches Begehren reduziert. War es natürlich auch. Aber nicht nur. Die wirkliche Wahrheit ist, dass ich dich liebe, Elle. Als meine beste Freundin. Und tiefer. Viel, viel tiefer.« Mir war klar, dass ich jetzt gehen musste. Es war nicht die richtige Zeit, einen Neuanfang unserer Beziehung zu wagen. Ich hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. »Komm heil und gesund zu mir zurück.« Ich drehte mich um und legte die Hand auf die Klinke.
»Warte! Du kannst doch nicht so etwas zu mir sagen und dann einfach verschwinden.« Sie griff nach meinem Arm. »Sag mir, was du willst.«
»Okay.« Ich atmete tief durch. Natürlich war es ein Wagnis. Aber warum eigentlich nicht? Ich blickte ihr gerade in die grünen Augen. »Ich will dich, Elle. Ich sehne mich nach einer zweiten Chance. Ich habe nie aufgehört, dich zu begehren. Und nach fünf Jahren Hin und Her habe ich einen Entschlussgefasst. Ich konnte einigermaßen mit den Brosamen umgehen, die du mir unter dem Namen Freundschaft hast zukommen lassen. Es ging, solange du ein Teil meines Lebens warst. Aber jetzt möchte ich dich fragen: Genügt es dir, nur Freunde zu sein? Ich muss wissen, ob die Chance besteht, dass du mich noch lieben kannst.«
Still und sehr nachdenklich stand sie vor mir und erforschte mein Gesicht. »Ja«, sagte sie schließlich, »ich liebe dich noch immer. Selbst als du mir das Herz gebrochen hast, wollte ich dich noch. Trotz allem. Bitte, lass mich jetzt nicht allein. Und heirate vor allem keine andere Frau. Bitte. Heirate niemals eine andere. Bleib bei mir. Bitte.«
»Natürlich bleibe ich. Es gibt nichts, was ich mir sehnlicher wünsche«, sagte ich. »Und ich hätte dich schon mit siebzehn geheiratet.«
»Damals waren wir zu jung.« Sie schmiegte sich in meine Arme.
»Das sind wir jetzt sicher nicht mehr«, gab ich zurück und strich ihr über die Haare.
Sie musste lächeln. »Nein, das ist wohl wahr.«
Ich hob ihr Kinn an und küsste sie. »Und dieses Mal machen wir alles richtig.«
Obwohl ich eigentlich nicht vorgehabt hatte, bis zum Start zu bleiben, ging ich hin. Ich war es ihr und mir schuldig. Ehe ich am folgenden Nachmittag nach New York
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