Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
Zimmer mit Elle zu leben. Aber das stimmte nicht. Ich konnte zu ihr hinüberschauen und wusste, dass es ihr und dem Baby gut ging. Und ich konnte wieder schlafen.
*
Keisha schüttelte einen großen, grünbraunen Quilt auseinander und legte ihn sanft über mich. »Da«, sagte sie.
Ich wusste nicht, wie ich auf diese Geste reagieren sollte. Als Keisha den anderen Quilt für Elle gebracht hatte, war mir klar, dass es ihre Art war, etwas zu tun, wo eigentlich nichts getan werden konnte. »Danke«, sagte ich.
Sie nickte, sah mich aber kaum an. Ich spürte, dass sie etwas auf dem Herzen hatte, aber ich war gerade zweimal den Korridor entlanggelaufen, hatte Schmerzen und durfte erst in einer halben Stunde wieder ein Schmerzmittel einnehmen. Ich schloss meine Augen für eine Minute, sehnte mich nach Schlaf und dachte, dass Keisha ohnehin wegen Elle und nicht meinetwegen gekommen war. Außerdem war es Aufgabe des Besuchers, Smalltalk zu machen.
»Wird das Baby es schaffen?«, fragte sie plötzlich.
Vielleicht kam es mir auch nur plötzlich vor, weil ich eingeschlafen war. »Ich weiß es nicht«, murmelte ich und rieb mir die Augen.
»Ich brauche ein Happy End«, sagte sie. »Tut mir leid. Es ist nur …«
»Was ist los?«, erkundigte ich mich und stellte das Kopfteil meines Bettes höher.
»Ach nichts.« Sie probierte ein kümmerliches Lächeln und fügte hinzu: »Guy will unsere Versuche, ein Baby zu bekommen, endgültig aufgeben. Er sagt, genug ist genug. Und adoptieren möchte er auch nicht.«
Elle, Keisha, Guy und ich hatten irgendwann eine Art verhinderten Elternclub gegründet. Allerdings waren es meist Elle und Keisha, die ihre Probleme durchhechelten, während Guy und ich vor dem Fernseher saßen und über Sport redeten. Aber er hatte gesagt, dass er Kinder haben wolle, und ich war ein wenig überrascht, dass er aufgegeben hatte.
»Tut mir leid für dich«, sagte ich und bemühte mich, die Worte zu finden, die Elle vielleicht gesagt hätte, um Keisha zu trösten.
»Elle hat mir erzählt, dass du sie zu überzeugen versucht hast, ein Kind zu adoptieren.«
»Ja, das war nach Dylan.« Ich blickte zu Elle hinüber. »Ich wollte sie nicht verlieren. Vielleicht ist es das, was Guy meint. Er will nicht, dass du dich ständig mit Fruchtbarkeitsdrogen vollstopfst und dann doch jeden Monat enttäuscht bist. So wie Elle nach jeder Fehlgeburt. Guy braucht dich nicht als Babyproduzentin. Er braucht dich als seine Partnerin. So ging es mir damals auch. Natürlich wollte auch ich die Verluste vergessen. Wenn wir adoptiert hätten … aber …«
»Aber was?«, fragte Keisha.
»Diese endlose Warterei! Es kann Jahre dauern, bis du an der Reihe bist. Und die leiblichen Mütter ändern manchmal ihre Meinung, nachdem sie das Baby gesehen haben. Angeblich sogar ziemlich oft. Aber ich wollte unbedingt, dass Elle sicher war. Und ich wollte endlich wieder glücklich sein.«
»Hast du ihr das je gesagt?«, fragte Keisha.
Ich dachte daran, wie Elle am Tag vor ihrem Sturz vor mir auf dem Rasen gestanden und gesagt hatte, sie wolle es gern noch einmal mit einem Baby probieren. Ich wünschte, wir hätten nicht gestritten .
»Versucht habe ich es«, erklärte ich Keisha, »aber ich weiß nicht, ob ich es richtig formuliert habe. Auch nicht, ob sie richtig zugehört hat. Wenn du das nächste Mal mit Guy darüber redest, bemühe dich, den Sinn hinter seinen Worten herauszufinden. Das, was er wirklich meint. Er wird das sicher ebenfalls versuchen. Ich weiß, ihr bekommt das hin. Elle und ich haben es auch hinbekommen.«
Jake betrat mein Zimmer. Sein Gesicht zeigte wieder deutlich mehr Farbe. »Du wirst morgen entlassen«, verkündete er.
»Ich weiß. Seit ich wieder einigermaßen unter den Lebenden weile, lassen die Ärzte mir sogar die eine oder andere Nachricht zukommen. Trotzdem bin ich dir dankbar, dass du dich für mich eingesetzt hast.«
»Ich schicke dir bei Gelegenheit meine Rechnung.« Er grinste. »Jetzt schau nicht so besorgt drein. Für meine Aufgaben als dein Gesundheitsverwalter berechne ich dir nichts. Das habe ich aus Freundschaft getan.«
Waren wir tatsächlich Freunde?, fragte ich mich.
»Glaubst du wirklich, ich würde für einen normalen Mandanten einen Großteil meiner Zeit damit verbringen, in einem Krankenhaus herumzulaufen? So etwas tue ich höchstens für Freunde oder Familienmitglieder.«
Vielleicht hatte ich bei meinen zahlreichen Herzstillständen einen Hirnschaden erlitten, aber ich hätte
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