Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
nicht.«
»Gern.« Er stieg die Treppe hinauf. Immer zwei Stufen auf einmal.
»Angeber«, brummte ich und schlurfte zurück in die Küche, wo ich Elles Wagenschlüssel nahm und nach draußen ging. Ich wollte Elles Auto in die Garage fahren. So viel würde ich vermutlich gerade noch hinkriegen.
Nicht gerade elegant ließ ich mich auf den Fahrersitz fallen. Meine Körperbeherrschung war noch immer die eines alten Mannes, aber ich hasste es, auf einen Chauffeur angewiesen zu sein. Ich kroch also hinein, setzte mich zurecht, schloss die Augen und wartete, dass der Schmerz in meinen Muskeln nachließ. Als ich den Zündschlüssel einsteckte, sah ich aus dem Augenwinkel etwas Violettes auf dem Beifahrersitz liegen. Nein, es war nicht violett. Eher indigoblau, aber ausgebleicht von zu viel Sonne.
»Mein Gott«, stöhnte ich, als ich es umdrehte. Es war ein Babytagebuch, in dem wie ein Lesezeichen ein Stift steckte.
Ich las die Seite und wusste sofort, dass es genau das war, wonach ich die ganze Zeit gesucht hatte.
»Matt?«, rief Chris.
Ich ließ das Seitenfenster hinunter. »Ich bin hier. Komm und sieh dir das an.«
52
Tag 40
A dam bewegte sich auf die Richterbank zu wie ein Stier, bis der Gerichtsdiener einschritt.
»Ich muss Sie zur Ordnung rufen, Dr. Cunningham«, sagte Richter Wheeler. »Sie dürfen sich nicht ohne meine Erlaubnis der Richterbank nähern. Verstehen Sie das? Mir ist klar, dass Sie keine Rechtsvertretung haben, trotzdem müssen Sie sich an die Gepflogenheiten halten. Ich möchte Sie nicht wegen Missachtung des Gerichts bestrafen müssen. Sehen Sie es als letzte Warnung.«
»Ja, Euer Ehren. Aber warum haben wir nie zuvor von diesem Babytagebuch gehört? Wussten Sie von seiner Entdeckung?« Die letzte Frage ging an Jake.
»Sie haben sich an das Gericht zu wenden, Dr. Cunningham«, erklärte Wheeler. »Keine direkten Fragen an Mr. Sutter. Wenn Sie eine Frage haben, bitten Sie mich zunächst um Erlaubnis. Wir sind hier schließlich nicht vor dem Verkehrsgericht. Und wie schon gesagt: Es wäre sinnvoll, wenn Sie sich einen Anwalt nähmen.«
»In Ordnung. Ich bitte um Entschuldigung, Euer Ehren.«
Jake sah Adam mit einem herablassenden Lächeln an. »Euer Ehren, bis zum vergangenen Wochenende wussten wir selbst nichts von diesem Babytagebuch. Es lag in Elles Auto, das seit dem Tag des Unfalls bei ihrem Bruder stand. Mein Mandant hatte zu viel mit dem Zustand seiner Frau und später seiner eigenen Krankheit zu tun, um an dieses Auto zu denken.«
»Oder hat er etwa Beweise unterschlagen?«, fauchte Adam.
»Wenden Sie sich an mich«, wiederholte Wheeler. »Ihre Bemerkungen haben sich an die Richterbank zu richten.«
Jakes Gesicht wirkte gönnerhaft. »Wie bereits gesagt, Euer Ehren: Elles Bruder brachte den Wagen letzten Donnerstag zum Haus von Dr. Beaulieu zurück. Dr. Beaulieu selbst befand sich zu diesem Zeitpunkt noch im Krankenhaus. Am Samstag wollte er das Auto in die Garage fahren und fand bei dieser Gelegenheit das Tagebuch. Wir haben nichts unterschlagen.«
»Ich lasse es als Beweisstück zu«, sagte Wheeler. »Sie können mit der Befragung von Dr. Beaulieu fortfahren, Mr. Sutter.«
Mit einem wütenden Blick in meine Richtung setzte Adam sich wieder hin.
»Danke, Euer Ehren.« Jake kehrte zum Zeugenstand zurück und drückte mir das Babytagebuch in die Hand. »Erkennst du die Schrift als Elles Handschrift?«
»Ja, das ist sie.«
»Würdest du uns bitte vorlesen, was sie geschrieben hat?«
Ich dachte an die Nachricht, die ich wenige Tage nach Elles Unfall auf dem beschlagenen Spiegel im Bad vorgefunden hatte. Das war es gewesen, was sie meinte. »Der Eintrag stammt vom 13. August«, begann ich, um dann laut die Passage vorzulesen, die Elle geschrieben hatte:
Du bist THE SWEETEST THING … mein süßes Kleines, ein wahres Wunder. Mein süßes Kleines, so werde ich Dich nennen, bis Du einen richtigen Namen bekommst.
Während des Lesens war mir, als hörte ich Elles Stimme und nicht meine eigene.
Seit einer Stunde weiß ich, dass du in mir lebst. Eines sollst Du gleich von Anfang an wissen: Deine Mommy liebt Dich jetzt schon. Und Dein Daddy wird Dich auch lieben, sobald ich es ihm heute Abend gesagt habe. Wir haben uns immer Kinder gewünscht. Wir haben uns immer nach Dir gesehnt.
Ich atmete tief durch und überlegte, wie ich wohl reagiert hätte, wenn Elle nicht von der Leiter gefallen wäre, sondern wenn wir den Strandspaziergang gemacht hätten, den Elle in ihrer letzten
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