Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
politische Gleichgültigkeit ist nun mal nicht mein Ding.«
»Okay. Aber gibst du mir dein Wort, dass du dich auf Elle und das Baby konzentrierst? Ja oder nein?«
Er überlegte kurz, dann nickte er.
6
Tag 3
D ie Anwälte von Pro-Life standen bereits auf ihrem Posten vor dem Gericht, wo ein Richter über das Schicksal meiner Frau befinden sollte. Nein. So durfte ich nicht denken. Elles Schicksal hatte sich in dem Moment entschieden, als sie stürzte. Ich kämpfte jetzt um das Leben des Babys – unseres Babys. Für mich war es ein seltsames Gefühl, weil Elle überhaupt nicht schwanger aussah und ich auch noch keine Bewegung des Babys gespürt hatte. Bisher war das kleine Leben nichts als ein winziger Fleck auf einem Ultraschallbild. Trotzdem wusste ich genau, dass sie, wenn sie es noch könnte, ihrem Bauch schon jetzt Gutenachtgeschichten vorgelesen hätte.
Ich rückte meine Krawatte zurecht und arbeitete mich durch den Pulk von Reporten, die mir Mikrofone entgegenhielten.
»Wie geht es Ihrer Frau, Dr. Beaulieu?«
»Ihr Bruder meint, dass sie es nicht überleben wird. Was sagen Sie dazu?«
Ein Typ, den ich noch aus der Schule kannte, schrie mir zu: »Matt, darf ich dir eine Frage zu Elle stellen?«
»Kein Kommentar«, sagte ich nur. Sie kannten Christophers Version, und ich würde ihnen bestimmt nicht noch mehr Futter in einer Angelegenheit liefern, die privat bleiben sollte.
Lebensrechtsaktivisten standen rechts und links der Türen und hielten Schilder mit der Aufschrift: »Leben geben, nicht nehmen. Rettet Elle« in die Kameras.
Obwohl sie mir von der Sache her zur Seite standen, vermiedich jeden Augenkontakt mit den Aktivisten. Sie demonstrierten nicht meinetwegen und schon gar nicht wegen Elle. Sie verfolgten ihre eigenen Ziele, und unsere Tragödie war für sie lediglich willkommene Werbung.
Ich ging weiter in der Hoffnung, dass man den Reportern den Zutritt zum Gerichtsgebäude verwehren würde. Doch ich hatte mich geirrt. Sie verfolgten mich weiter auf Schritt und Tritt mit Fragen.
Jake eilte mir entgegen und kam mir zu Hilfe. »Sicher haben Sie Verständnis dafür, dass Dr. Beaulieu und seine Familie eine schwere Zeit durchmachen und keinen Kommentar abgeben möchten. Sobald es angebracht ist, werden wir eine Pressekonferenz anberaumen und all Ihre Fragen beantworten.«
Zu meiner Überraschung wichen sie zurück, beobachteten mich allerdings weiter wie die Schießhunde – immer in Erwartung irgendeines schmutzigen Geheimnisses.
Am Ende des Marmorflurs im Schachbrettmuster standen meine Mutter und Christopher. Mom sah aus, als hätte sie geweint. Beinah tat sie mir leid. Aber nur beinah. Sie war unglücklich, aber sie hatte mir den Krieg erklärt. Liebe kann vieles überwinden, aber sie kann auch trennen.
Die Reporter wandten sich Christopher zu, der sich nicht lang zierte.
Flüsternd fragte ich Jake: »Woher wussten die Anti-Abtreibungs-Aktivisten von diesem Termin?«
»Matt, lass gut sein.«
»Hast du sie aufgefordert, hier zu erscheinen?«
»Das brauchte ich gar nicht. Seit Elles Bruder diese Pressekonferenz gegeben hat, geben die Reporter keine Ruhe mehr, und die Leute von Pro-Life waren gleich mit von der Partie.«
»Aber woher wussten sie von der Verhandlung?«
»Weil sie die Aushänge lesen. Ich würde das auch tun. Immerhin versuchen sie, Frauen vor Vergewaltigung und Kinder vor Mord zu schützen.«
»Jake!«, warnte ich ihn mit zusammengebissenen Zähnen.
»Ich weiß. Das ist heute nicht meine Angelegenheit.« Er strich über sein Revers. »Du siehst übrigens ziemlich fertig aus. Wann hast du zum letzten Mal geschlafen?«
»Ich werde erst wieder schlafen, wenn du den Richter dazu gebracht hast, Elles Lebenserhaltungssystem nicht abschalten zu lassen.«
»Genau das haben wir hier vor.« Vor der Tür zum Gerichtssaal blieb Jake stehen. »Aber das kann einige Zeit dauern. Du musst versuchen, dich ein bisschen zu bremsen. Übersetzt heißt das: Schlafe! Ganz ehrlich, uns könnte nichts Besseres passieren, als dass die Justiz sich in diesem Fall nicht schneller als meine an Parkinson erkrankte Großmutter bewegte. Je länger es dauert, desto weiter ist die Schwangerschaft fortgeschritten. Umso aussichtsreicher für uns. Und bete, dass der Richter erstens ein Herz und zweitens eine möglichst katholische Mutter hat.« Jake hob die Augenbrauen. »Dabei fällt mir ein: Du bist doch Katholik! Sag deinem Gemeindepfarrer, dass ich ihn gern als Zeugen hätte.«
»Meinem
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