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Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Priscille Sibley
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noch meine Studienkredite zurück. Außerdem mussten Phil und ich in medizinische Geräte und eine Büroausstattung investieren und haben uns entschlossen, das Haus zu kaufen, in dem sich die Praxis befindet.«
    Jake blickte von den Karten auf. »Wie hoch war Elles Einkommen?«
    »Die meisten Leute sind der Meinung, dass man in einem so prestigeträchtigen Beruf wie Astronaut viel verdient, aber das stimmt nicht. Die NASA zahlt sogar ziemlich schlecht. Wer dort arbeitet, ist oft ein Träumer. Ihm geht es um Quasare unddarum, auf dem Mars Mikroben zu entdecken. Und in Bowdoin ist sie noch nicht fest angestellt. War nicht fest angestellt. Wir sind nicht auf Rosen gebettet, aber wir leben bescheiden und konnten ein bisschen etwas zurücklegen. Wir haben ein gemeinsames Sparkonto.«
    »Entschuldige, aber ich muss dich das fragen: Hast du irgendwelche finanziellen Vorteile, wenn Elle ein paar Monate länger lebt? So etwas wie einen Ehevertrag, der besagt, dass du nichts erbst, wenn du nicht soundso viel Zeit verheiratet warst?«
    »Um Himmels willen, nein! Glaubst du ernsthaft, ich würde so etwas wegen des Geldes tun?«
    »Ich nicht, aber die Frage könnte gestellt werden.«
    »Wir hatten keinen Ehevertrag.«
    »Umso besser für mich. Nächster Punkt: Habt ihr über eine Patientenverfügung gesprochen, als sie ihr Testament machte?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Ehe wir zu eurer Beziehung kommen, wüsste ich gern, was sie persönlich glaubte. Wie stand sie zu Abtreibungen?«
    »Nicht schon wieder, Jake!«
    »Ich bin dein Anwalt. Jetzt hör mir bitte genau zu: Wir müssen dem Richter verständlich machen, welche Entscheidung Elle für sich selbst treffen würde. Wichtig ist, wie sie gedacht hat und was sie für ihr eigenes ungeborenes Kind empfunden hätte. Also, wie stand sie zur Abtreibung?«
    »Sie war nicht unbedingt dafür.« Das war allerdings nur ein Teil der Wahrheit.
    »Hast du das schriftlich?«
    »Schriftlich? Warum sollte sie so etwas aufschreiben?«
    »Nun, sie könnte über ihre Kirche zu einer dieser Gruppen gehören.«
    »Nein, damit hatte sie nichts zu tun.«
    »War sie bei Pro-Life?«
    »Nein.«
    »War sie Mitglied in einem karitativen Verein?«
    »Ja, in einer Gruppe, die sich für Frauen mit Brustkrebs einsetzt. Ihre Mutter ist daran gestorben. Außerdem unterstützen wir vier Kinder in Guatemala.« Jedes Mal, wenn wir ein Kind verloren hatten, übernahmen wir eine neue Patenschaft.
    »Gut, aber wir brauchen irgendetwas, das ihre Überzeugung beweist, dass Leben mit der Empfängnis beginnt. Dass dieses Baby für sie jetzt bereits Realität wäre. Vielleicht hat sie auf dem College einmal das Fach Ethik belegt und besitzt noch irgendwelche Aufzeichnungen.«
    »Sie hatte Physik und Astronomie als Schwerpunkte, und in ihrer Promotion ging es um Magnetohydrodynamik.«
    »Was ist denn das?«
    »Es hat irgendwie mit Plasmaphysik zu tun. Mit Neutronensternen, glaube ich.«
    Jake schüttelte den Kopf. »Aber sie muss doch irgendwelche Kunstvorlesungen belegt haben. Bowdoin ist ein College für freie Künste.«
    »Keine Ahnung. Damals hatten wir Funkstille.«
    Er kratzte sich am Kinn. »Stimmt, im ersten Semester habt ihr euch getrennt. Wie konnte ich das nur vergessen! Du hast die ganze Zeit Trübsal geblasen und dir ständig diesen Song von U2 angehört. Wie hieß der noch? ›I’m losing you‹?«
    »Er heißt ›The sweetest thing‹«, korrigierte ich. Und genau wie es in diesem Liedtext heißt, war ich dabei, sie zu verlieren. Nur, dass es dieses Mal viel schlimmer war als damals.
    »Stimmt«, gab er zu. »Pass auf, du musst ihre Aufzeichnungen durchforsten. Vielleicht hat sie ja noch Arbeiten aus dem College aufbewahrt. Ich brauche alles, was sie geschrieben hat – alles, was darauf schließen lässt, dass für sie ein Baby an erster Stelle stand.«
    Ich sah sie vor meinem inneren Auge, wie sie mit den Füßen im Wasser auf einem Steg an dem Fluss saß, der an unser Grundstück grenzte, und in ihr Tagebuch schrieb. Ich sah sie vor mir, wie sie sich an langen Winterabenden in den Sessel am Fenster kuschelte, in den fallenden Schnee hinausblickte und in ihr Tagebuch schrieb. Es war gerade einmal ein paar Nächte her, da hatte sie mit gekreuzten Beinen auf der Dachterrasse unter der Lampe gesessen und ganze Romane geschrieben.
    »Also?«, hakte Jake nach.
    »Keine Ahnung«, erwiderte ich und rieb mir die Augen. Was mochte sie all die Jahre über in ihre Tagebücher geschrieben haben? Irgendwann einmal

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