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Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Priscille Sibley
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Vielleicht stellen sich ja auch Politiker auf deine Seite und denken über ein neues Gesetz nach. Natürlich wird der Richter nicht auf öffentlichen Druck hin entscheiden, aber er will einen guten Eindruck hinterlassen und keinen Anlass zu Vorwürfen bieten. Und sicher möchte er nicht, dass sein Spruch bei einer Berufung gekippt wird. Das kann uns sowohl nützen als auch schaden, weil er, wenn ich die Vormundschaft über den Fetus beantrage, ziemlich intensiv arbeiten muss. Ich weiß aus recht sicherer Quelle, dass Richter Wheeler einen Posten beim Berufungsgericht anstrebt. Und was noch besser ist: Er steht in Kontakt mit Leuten, die mit dem konservativen Spektrum sympathisieren. Das bedeutet allerdings auch, dass sie sich gegenüber Gesetzesänderungen konservativ verhalten. Wir können also nur hoffen, dass Pro-Life noch ein paar Trümpfe in der Hand hat.«
    Auf der nächsten Karte war ein Kalender aufgedruckt. »In drei Wochen beginnt für Elle das zweite Schwangerschaftsdrittel. Soviel ich weiß, finden die meisten Fehlgeburten innerhalb der ersten drei Monate statt.«
    »Nicht mit ihrer Autoimmunstörung. Bei APS ereignen sich Fehlgeburten in aller Regel später.« Ich schluckte. Eine hatte sie in der zwölften Woche, eine in der vierzehnten und eine in der neunzehnten. Und dann wurde Dylan tot geboren. »Hast du schon mit Elles Frauenärztin gesprochen?«
    »Nein. Dr. Clarke kommt am Montagmorgen in die Kanzlei.«
    »Elles Allgemeinzustand macht mir größere Sorgen«, sagte ich. »Je länger es dauert, desto wahrscheinlicher werden Komplikationen.«
    Wir beschlossen, in mein Büro zu gehen und dort weiterzureden. Jake nahm das gerahmte Foto von Elle von meinem Schreibtisch. »Sie sieht aus wie ein Engel.«
    Richtig, manchmal sah sie aus wie ein Engel, doch die Beschreibung war viel zu einfach für eine Frau, die mich sowohl mit spitzfindigem Sarkasmus necken als mich auch im Bett unendlich beglücken konnte. Ihre Tiefe und ihre mitfühlende Art vereinten sich mit vielen anderen Attributen und natürlich auch ein paar kleinen Fehlern: Sie war manchmal besserwisserisch, räumte nie auf und lachte über ihre eigenen Witze. Und weil sie sozusagen im Schlaf rechnen konnte, schummelte sie beim Kartenspiel. Ich liebte sie und würde sie immer lieben. Unsere Beziehung ging niemanden außer uns etwas an. Ich wollte mich nicht vor Jake dafür rechtfertigen. Auch nicht vor einem Richter oder vor den Lebensrechtsaktivisten von Pro-Life. Und ganz sicher nicht in einem Gerichtssaal voller Presseleute. Bis zu einem gewissen Grad hatte Jake allerdings recht: Wenn ich vor Gericht gewinnen wollte, musste ich in den sauren Apfel beißen.
    »Oh, dieser Engel konnte manchmal auch ein ziemlicher Bengel sein«, sagte ich und ging auf dem nagelneuen Berberteppich hin und her. Ich hatte immer schon zum Herumwandern geneigt, aber so weit entfernt von Elles Krankenbett fühlte ich mich besonders nervös.
    Jake warf mir einen missbilligenden Blick zu. Schon während der Zeit unseres Zusammenwohnens in Columbia hatte ihn meine Rastlosigkeit auf die Palme gebracht. Nach diesen vier gemeinsamen Jahren kannten wir einander gut genug, um uns ohne Worte zu verständigen.
    »Schon gut.« Ich ließ mich in einen Sessel fallen.
    Jake kramte seine Karteikarten wieder hervor. »Du siehst grauenhaft aus.«
    »Das hast du gestern schon gesagt.«
    »Aber es trifft auch immer noch zu.« Er nickte, als wolle er mir zu verstehen geben, dass er jetzt ausreichend Mitgefühl für seinen Klienten an den Tag gelegt habe und weitermachen wolle. »Als Nächstes müssen wir ein paar Dinge abhaken. Hatte Elle ein Testament?«
    »Ja.«
    »Besorg mir eine Kopie davon; ich muss es mir ansehen. Wie hoch war ihr Vermögen?«
    Ich ging nicht auf die Frage ein. »Wir haben beide ein Testament gemacht, als Elle das letzte Mal schwanger war. Eigentlich nur, um Sachwalter einzusetzen. Wir haben meinen Bruder Mike und seine Frau dazu bestimmt.«
    Jake schrieb sich etwas auf. »Was ist mit dem Vermögen?«
    »Das Bauernhaus ist seit mehr als einem Jahrhundert im Besitz von Elles Familie und läuft auf ihren Namen. Nach ihrem Tod geht es an mich, wenn wir beide sterben, an unsere Kinder. Sollten wir beide ohne Nachkommen sterben, fällt es zurück an ihren Bruder. Wir haben die üblichen Lebensversicherungen, ein bisschen Erspartes, ein paar Aktien und festverzinsliche Wertpapiere, aber kein Vermögen. Ich arbeite erst seit vier Jahren in einer eigenen Praxis und zahle

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