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Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Priscille Sibley
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ihr kleiner Bruder, als sie ihn vor unserem Aufbruch zur Party ordentlich durchkitzelte. Aber sie lachte nicht, obwohl sie eigentlich doch selbst noch ein Kind war.
    Und zum ersten Mal sah sie nicht wie ein Kind aus. Ich fuhr mit dem Finger über ihre Wange und überlegte, wieso ich noch nie darauf gekommen war, sie zu küssen.
    Ihr Atem wurde schneller. Ihre Lippen blieben auf meinen. Zögernd verstärkte sie den Druck. Ich versuchte, meine Zunge in ihren Mund gleiten zu lassen, aber ich glaube, das war zu gewagt. Sie rückte ein Stück von mir ab, legte die Fingerspitzen an ihre Lippen, blickte mir tief in die Augen, streckte die Hand aus und berührte meine Lippen, als wollte sie mir den Kuss auf ihren Fingerkuppen schenken.
    Ich hatte keine Ahnung, was ich als Nächstes tun sollte. Natürlich begehrte ich sie – aber es war Elle!
    Sie stand auf. Auch sie wirkte verunsichert. »Bestimmt ist es schon spät. Ich sollte heimgehen.«
    Ich stand ebenfalls auf und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Eigentlich wollte ich sie noch einmal küssen, und zwar dieses Mal richtig, doch sie wich zurück.
    »Elle!« Was sollte ich bloß sagen? Dass ich nicht wollte, dass sie heimging? Aber sie musste – ihre Ausgangszeit war längst vorüber. »Ich bring dich nach Hause.«
    Wir sprachen nicht über den Kuss. Wir sprachen überhaupt nicht.
    Dicke Bäume breiteten ihre Äste über den Nachthimmel. Ich trat in ein Schlagloch, fühlte mich wie ein Volltrottel und lachte unbeholfen. »Ich hätte eine Taschenlampe mitnehmen sollen.« Unsere Arme berührten einander, halb, weil ich es so wollte, halb, weil ich nichts sah. Ich hätte gern ihre Hand genommen,aber nachdem sie sich meinem Kuss entzogen hatte, wagte ich es nicht mehr, unsere in feste Bahnen eingefahrene Beziehung zu verändern.
    Einen Block weiter blieb Elle stehen. Ich drehte mich zu ihr um. Der Wunsch, sie zu berühren, wurde übermächtig.
    »Matt?«, flüsterte sie in die Dunkelheit. »Hat das als richtiger Kuss gezählt?«
    »Was? Das eben? Na ja, äh, ich denke schon. Warum?«
    »Ich habe noch nie jemanden geküsst. War das ein Kuss? Hattest du die Absicht, mich zu küssen?«
    »Schon. Zuerst eigentlich nicht, aber dann schon. Ich wollte dich küssen. Ist das schlimm?«
    Elle ließ ihre Hand in meine gleiten. »Überhaupt nicht. Es war sehr nett.«
    »Wie wäre es mit einem zweiten Versuch?« Ich rückte näher und beugte mich zu ihr hinunter.
    In diesem Augenblick kam ein Auto eine Auffahrt hinunter. Schuldbewusst fuhren wir auseinander und setzten ein wenig linkisch unseren Heimweg fort.
    Aus dem Wohnzimmerfenster ihres Hauses flackerte der bläuliche Schein des Fernsehers. »Schon elf Uhr durch«, stellte ich fest. »Du kommst zu spät. Ich gehe mit dir rein und erkläre alles.«
    Sie öffnete die Eingangstür. Ihr Vater lag schlafend auf dem Sofa.
    »Unnötig. Wahrscheinlich ist er eingedöst«, flüsterte Elle. »Nacht, Matt.«
    Ich hauchte ihr einen winzigen Kuss auf die Lippen und versuchte, sie noch einmal mit vor die Tür zu ziehen, um mich ausgiebiger zu verabschieden. Aber sie wich zurück. »Ich kann nicht. Gute Nacht«, sagte sie und schloss die Tür leise vor meiner Nase.
    Durch das Fenster konnte ich erkennen, wie Elle Bierflaschen vom Couchtisch einsammelte, das Küchenlicht einschaltete und im hinteren Teil des Hauses verschwand.
    In Wales hatte ich mit einem Mädchen geschlafen, das mir nichts bedeutete. Jedenfalls nicht viel. Vielleicht wäre es anders gekommen, wenn sie nicht noch viel mehr an Eroberungen interessiert gewesen wäre als ich. Das nagelneue, faszinierende Gefühl für Elle aber musste etwas ganz anderes sein. Wichtig war, dass wir aufeinander achtgaben, denn sonst würde das Abenteuer zum Verhängnis geraten. Auch wenn ich erst siebzehn war – das war mir klar. Sie war mir alles andere als gleichgültig, und dieses Bewusstsein jagte mir Angst ein. Ich liebte sie wohl schon damals, wenn auch nicht im gleichen Maß wie später. Tagelang versuchte ich mich verzweifelt davon zu überzeugen, dass sich hinter meinem Gefühl nichts als eine dumme Schwärmerei verbarg.
    War Elle nicht im Grunde noch ein Kind? Aber dann fiel mir ein, dass ihr Geburtstag vor der Tür stand. In zwölf Tagen würde sie fünfzehn.
    Kurz darauf spielte das alles plötzlich keine Rolle mehr. Elles Mutter kam mit einer schweren Infektion ins Krankenhaus, und ihr Großvater starb an einem Schlaganfall. Und als ob das nicht schon genug wäre, wurde ich

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