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Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Priscille Sibley
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war gerötet und ihre Augen geschwollen. Christopher sah verrotzt aus.
    Mom schüttelte nur den Kopf. Dad bedeutete mir, ihm zu folgen, als er Christopher in mein Zimmer trug. Er legte ihn in die obere Etage des Bettes und sagte: »Christopher hat Angst. Ich möchte, dass du bei ihm bleibst.«
    Ich folgte meinem Vater in den Flur. »Darf ich noch kurz mit Elle sprechen?«
    Dad legte mir die Hand auf die Brust und schob mich zurück ins Zimmer. »Zeit zum Schlafengehen. Du musst morgen früh in die Schule. Deine Mutter bringt Elle nach Hause. Solange die Schwester da ist, finden die Sozialarbeiter es in Ordnung, wenn sie drüben schläft.«
    Ich musste am nächsten Tag zwar nicht zur Schule, denn es war Freitagabend, aber als ich Einspruch erheben wollte, heulte Christopher los. »Das ist zu hoch hier. Ich will zu Elle.«
    »Geh und bleib bei ihm«, sagte mein Vater. »Deine Mutter kümmert sich um Elle.«
    Ich gab klein bei und ging zu Christopher. »Schon gut, Kleiner. Ich bin ja da.«
    »Aber ich will zu Elle.«
    »Ich auch.« Ich zog das Hemd aus und verkroch mich unter der Bettdecke des unteren Bettes.
    »Das ist mir zu hoch hier«, greinte Chris. »Darf ich bei dir schlafen?«
    Die einzige McClure, mit der ich schlafen wollte, war Elle. »Nein. Du hast da eine Reling, du wirst schon nicht rausfallen.«
    »Bitte, kann ich nicht bei dir schlafen?«
    »Das Bett ist zu schmal«, knurrte ich. Himmel, es war schon schmal genug, ohne dass er mir die Decke streitig machte.
    »Elle würde mich lassen«, sagte er.
    Scheiße. Elle würde ihn wahrscheinlich unten in der Küche ebenfalls jammern hören. »Okay«, sagte ich schließlich, damit er endlich Ruhe gab.
    Er kletterte aus dem Bett und trat mir auf den Arm. Nach einigem Hin und Her machte er es sich schließlich an der Wand bequem. Ich starrte aus dem Fenster zum Haus der McClures hinüber, bis Mom Elle nach Hause brachte. Eigentlich hätte ich erwartet, dass Mom gleich wieder zurückkäme, doch ich sah sie nicht heimkommen.
    Am nächsten Morgen stand Mom am Herd und briet Maisbrot und Speck. Ich ließ mich auf einen Küchenstuhl fallen. »Christopher schnarcht.«
    Mom stellte eine Tasse Kaffee vor mich hin. Verblüfft schnüffelte ich daran. Noch nie hatte sie mir Kaffee vorgesetzt, obwohl ich hier und da schon einmal eine Tasse getrunken hatte. »Ist der für mich?«
    Sie antwortete nicht.
    »Mom? Alles in Ordnung?«
    Sie blickte mich an, als sähe sie mich zum ersten Mal. »Wieso trinkst du Kaffee?«, fragte sie. Ehe ich antworten konnte, fügte sie hinzu: »Du solltest dich beeilen, damit du nicht zu spät zur Schule kommst.«
    »Heute ist Samstag.«
    Es klopfte. Die Krankenschwester trat ein. »Entschuldigen Sie, dass ich störe, aber …« Sie räusperte sich. »Alice McClure ist vor einer Stunde gestorben. Elle ist untröstlich.«
    Obwohl sie seit Monaten darum gebetet hatte, dass ihre Mutter endlich Frieden fände, war Elle auf den Schlag nicht vorbereitet.
    Man ist es wohl nie.

19

Ein Jahr vor dem Unfall
    E lle und ich lagen im Bett und diskutierten über die Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Nach den üblichen und offensichtlichen anatomischen Besonderheiten, die für ein Liebespaar wichtig sind, wandte sich das Gespräch den psychosozialen und geistigen Unterschieden und allen Klischees zu. Ich behauptete, Männer seien aggressiver, Frauen hingegen verhielten sich wie Glucken.
    »Frauen sind stärker und selbstsicherer«, hielt Elle mir entgegen.
    Ich spannte meinen Bizeps an. »Und wie nennst du das?«
    »Nein, das meine ich nicht. Männer verfügen zwar über das Testosteron, das man für schwellende Muskeln braucht – wirklich nett übrigens – und dafür, sich zu behaupten, aber ansonsten sind sie ziemlich unsicher. Ihr Männer wollt immer alles kontrollieren, auch wenn ihr es nicht versteht. Ihr bekommt keine Frauen, ihr bezwingt sie. Ihr würdet nicht einmal Bücher lesen oder euch Filme ansehen, wenn die Protagonisten weiblich sind, denn es schüchtert euch ein. Und wenn Männer sich irgendwie unzulänglich fühlen, versuchen sie, es zu verbergen.«
    »Wie bitte?«
    »Nun, wenn ein Mann – damit meine ich nicht dich, wohlgemerkt – ihn zum Beispiel nicht hochkriegt, würde er es etwa seinen Kumpels im Sportstudio erzählen? Doch wohl eher nicht. Er würde noch dicker auftragen als ohnehin schon, mit seinen Eroberungen prahlen und sich als Schürzenjäger aufspielen.«
    »Hilfe, ich werde verleumdet!«
    Sie rollte die Augen.

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